Priesterweihe in Zaitzkofen
Ein Blick in die Medien
29. 6. 2009

Die Bischöfe Galarreta und Fellay in Zaitzkofen
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Es wird Zeit, sich von den Weihen bei der FSSPX ab- und wieder anderen wichtigen Themen zuzuwenden. Im 5. Jahr des Pontifikats von Papst Benedikt XVI. und zwei Jahre nach Erlass von Summorum Pontificum hängt das Schicksal der katholischen Tradition weniger denn je von dem ab, was die Bruderschaft tut oder unterläßt.
Allerdings wollen wir uns von Zaitzkofen nicht verabschieden, ohne noch einmal einen Blick auf die merkwürdige Szenerie öffentlicher Stellungnahmen zum Thema zu werfen. Da werden Anzeichen einer Kopflosigkeit sichtbar, über deren Gründe noch weiter nachzudenken sein wird.
Die komischste Stellungnahme von allen vernahmen wir ausgerechnet von Bischof Gerhard Ludwig Müller – einem gestrengen Theologieprofessor, der nicht gerade für überströmenden Humor bekannt ist. Im Interview mit dem Deutschlandfunk entfuhr dem Bischof die Klage, daß die Gegenseite
einfach das nicht zur Kenntnis nehmen will, dass eben der Pressesaal in Rom des Heiligen Stuhls ganz klar erklärt hat, dass diese Weihen illegitim sind. Und daran muss man sich eben halten, wenn man katholisch sein will.
Der deutsche Nationalkatholizismus hat nach wie vor die größten Probleme mit dem 1. Vatikanischen Konzil und dessen Aussagen zum Lehramt des Papstes und lebt eigentlich nur noch von seiner Fähigkeit, päpstliche Erklärungen solange hin-und her zu wenden und umzukommentieren, bis sie das Gegenteil von dem zu sagen scheinen, was sie sagen wollten. Aber hier scheint ein deutscher Bischof eine Mitteilung des päpstlichen Pressesaals zu einem Dogma zu erklären, das man annehmen muß, wenn man katholisch sein will. Das wäre selbst dann komisch, wenn nicht gerade dieser Pressesaal unter diesem Leiter allmonatlich Fehlleistungen produzierte, die jedem Öffentlichkeitsarbeiter die Tränen in die Augen treiben.
Die zweitkomischste Fehlleistung schließt hier unmittelbar an. In einem Kommentar auf kath.net verbraucht Nathanael Liminski – das ist der Sohn von Jürgen – viele Zeilen, um die in der Tat unzulässige Unterstellung der FSSPX bloßzustellen, der Papst billige durch sein Schweigen quasi augenzwinkernd ihr Vorgehen. Natürlich billigt der Papst es nicht. Er nimmt es hin, wie er viele Gesetzesverstöße hinnehmen muß, will er die nach allen Seiten in die Irre strebenden Schafe nicht endgültig ihrem Schicksal überlassen. Aber dann erklärt Liminskis Junior das gleiche Schweigen des Papstes zum Beleg dafür, daß der Papst die heftige Ausdrucksweise Bischof Müllers billige, der – eine Zeitlang – den Ungehorsam der Bruderschaft als hinreichend für eine neue Exkommunikation angesehen hatte. Inzwischen ist wenigstens der Bischof klüger und weiß, daß unerlaubte Priesterweihen vom Recht nicht mit Exkommunikation geahndet werden. (DLF-Interview)
Was da so alles in Spiegel, Welt oder Süddeutscher Zeitung zum Thema zu lesen war, lohnt kaum der näheren Wahrnehmung. Dort wird das Thema zumeist im Ressort Politik abgehandelt, und so sieht es denn auch aus. Interessant ist nur, welche Deutung die „politischen Köpfe“ dieser Blätter dem 2. vatikanischen Konzil zulegen, über das ja nun zwischen Rom und den Bewahrern der unveränderbaren Tradition ernstlich diskutiert werden soll. Übrigens nicht nur mit den Skeptikern in der Piusbruderschaft – auch anderswo hält man eine Klärung vieldeutig ausgefallener Textpassagen für dringend erforderlich, und die „Gesellschaft vom guten Hirten“ hat es von Rom sogar schriftlich, daß einer Diskussion solcher Fragen, solange sie nicht in feindseligem Ton erfolgt, nichts entgegensteht. Das Konzil, das man so einfach „anerkennen“ könne, wie einige das fordern, gibt es gar nicht.
Doch gerade die ansonsten eher gottlose Presse mag keine Zweifel an Inhalt und Eindeutigkeit des Konzils zulassen. Sie bestehen allerdings darauf, das 2. Vatikanum als Bruch der Kirche mit ihrer Vergangenheit und als humanistische Wiedergeburt im Geiste der Aufklärung zu verstehen. Am deutlichsten wird das vielleicht in der Reportage von Sebastian Beck in der Süddeutschen vom 28. 6., der kaum die Tinte halten kann, als er sieht, daß bei der Bruderschaft doch tatsächlich noch so ein mittelalterlicher Aberglaube praktiziert wird wie die Ohrenbeichte:
Im hinteren Teil des Parks bilden sich lange Warteschlangen - hier besteht die Möglichkeit zur Beichte, denn die Sündhaftigkeit des Menschen treibt die Piusbruderschaft ebenso um, wie die in ihre Augen sehr reale Gefahr, nach dem Tod in der Hölle zu schmoren.
Soweit deutsche Bischöfe die Ansicht des Journalisten nicht teilen – die Praxis in vielen Gemeinden läßt es befürchten – könnten Sie vielleicht einmal darüber nachdenken, mit welchen Bundesgenossen sie da in den zugegebenermaßen ungewohnten Kampf um die Bewahrung der Kirche gezogen sind.
Von der TAZ ist nicht zu erwarten, daß sie einen Autor hat, der überhaupt weiß, was ein Priester ist, geschweige denn, was eine Priesterweihe bedeutet - ihre Reportage ist irrelevant.. Die FAZ hält sich diesmal eher bedeckt und beschränkt sich im Wesentlichen auf einen Hintergrundbericht aus dem Dorf Zaitzkofen, in dem sichtbar wird: Die Leute vor Ort haben mit der Bruderschaft ihr Auskommen gefunden. Bei Alexander Kissler, der auch für die Süddeutsche schreibt, bei diesem Thema aber mit seinem privaten Blog vorlieb nehmen muß, wird noch mehr von diesem Hintergrund sichtbar: Es ist ein katholischer Hintergrund, wie er immer war und wohl auch bleiben wird, solange Menschen katholisch sein wollen.
Der dörfliche Hintergrund ist der unverfänglichste, aber natürlich nicht der einzige. Den kirchenpolitischen Hintergrund nimmt Michael Matt von The Remnant ins Visier, vielleicht etwas heftiger als sonst, wenn er sich über die zunächst auch von Bischof Müller ins Gespräch gebrachte Forderung nach Re-Exkommunikation der FSSPX-Bischöfe aufregt:
Exkommunikation? Wurde das nicht mit dem Schleier für die Frauen und der schweren Sünde abgeschafft? So etwas intolerantes. Andererseits: Priesterinnen in Deutschland, das kann man sich vorstellen, homosexuelle Priester – kein Problem, häretische Priester – ham‘ wer alles da – aber die Piusbruderschaft? Dafür brauchen wir eine Endlösung!
Hier brechen wir unseren naturgemäß nur Fragmente präsentierenden Blick in die Runde ab. Wer wissen will, die das Problem „Piusbruderschaft/Deutung des Konzils“ in den höheren Etagen der deutschen Theologie gesehen und diskutiert wird, kann sich darüber im tonangebenden Münsteraner Forum für Theologie und Kirche (MFThK) informieren – da nimmt das Thema seit Monaten einen Spitzenplatz ein. Um den Ton aufzugreifen, der dort in vielen Beiträgen gepflegt wird: Die Herrschaften haben mächtig Fracksausen.