Aufhebung der Exkommunikation gegen die Bischöfe der FSSPX
Ultramontanismus
9. 4. 2009
Fr. John Hunwicke ist Anglikaner – und läßt sich an Papsttreue von niemandem übertreffen. So etwas geht in England. Er ist als Wissenschaftler und eine Art College-Kurat an der Universität Oxford tätig. Wir haben ihn bereits einmal mit einer brillanten Verteidigung des Papstes zitiert - heute bringen wir ein kurzes Stück, in dem er versucht, das Vorgehen des Papstes in die größeren Zusammenhänge einzuordnen. Hier finden Sie das Original.
Fr John Hunwicke
40 Jahre Neue Messe, die Blogs diskutieren die Frage, Wo stehen wir heute? Man druckt Zitate von Gamber nach und zerbricht sich den Kopf über die Grenzen der päpstlichen Gewalt. An der Wurzel von alledem steht natürlich das Paradox, daß „Liberalität“ durch ein Papsttum mit extremem Machtanspruch auferlegt wurde – und nun sind die Liberalen nachgerade von Entsetzen gepackt, daß der gegenwärtige Heilige Vater einige doch sehr moderate Kurskorrekturen einleitet.
Ich sehe das folgendermaßen: Nach dem II. Vatikanum entstand der Eindruck, der Papst könne eigentlich alles in Sachen Liturgie, vor allem, wenn er im Auftrag eines ökumenischen Konzils handle. Tatsächlich hat aber das I. Vatikanum den Papst keineswegs als absoluten Monarchen definiert, sondern ganz im Gegenteil als Garanten des Gehorsams gegenüber dem ergangenen Wort: Seine Vollmacht ist an die Überlieferung des Glaubens gebunden – das gilt gerade auch im Bereich der Liturgie. Sie wird nicht von Behörden „gemacht“. Auch der Papst kann nur ein demütiger Diener ihrer rechten Entwicklung und ihrer bleibenden Integrität und Identität sein. Die Vollmacht des Papstes ist nicht unbeschränkt, sie steht im Dienst der heiligen Überlieferung.
Ja, ich habe dieses Ratzinger-Zitat von 1999 schon vorher gebracht. Es enthält eine Definition des Papsttums und einen Kommentar zum I. Vatikanum mit enormem ökumenischen Potential – dabei denke ich besonders an die Orthodoxie. Diese Sätze bezeichnen einen entschiedenen und sehr willkommenen Abschluß und Ausweg aus der historischen Epoche, die durch die Worte Pius IX. gekennzeichnet wird (hat er das wirklich gesagt?): La Tradition, c‘est moi.
Der gesamte oben stehende Absatz von „Nach dem II. Vatikanum“ an bis „im Dienst der heiligen Überlieferung“ ist ein Zitat aus Der Geist der Liturgie, S. 142-143. Fr. Hunwicke hat einige Nebengedanken ausgelassen, den wesentlichen Sinn der Ausführungen des heutigen Heiligen Vaters aber absolut zutreffend wiedergegeben. Das „(hat er das wirklich gesagt?)“ im vorhergehenden Absatz ist Originalton Hunwicke.
Die FSSPX gibt es überhaupt nur deshalb, weil ihre Mitglieder – auch wenn sie es so nicht ausdrücken würden – nicht bereit waren, den übertriebenen und korrupten Begriff der Papstmacht zu akzeptieren, den die Liberalen nach dem Konzil ohne alle Skrupel einsetzten und manipulierten. Es ist an der Zeit, daß wir aufhören, die FSSPX als „Extremisten“ anzusehen. Sie sehen sich dem Papst sowohl als Person wie auch als Institution loyal verbunden. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, daß die Wurzel ihres Auftretens die Notwendigkeit ist die Beziehung zwischen der Tradition und einem Papsttum wieder in Ordnung zu bringen, das vor dem Aufstieg von Joseph Ratzinger bis Oberkante Unterlippe mit der Droge innovatorischen Machtanspruchs vollgestopft war.
Durch ihre Isolation mag die FSSPX ein wenig exzentrisch geworden sein, aber im wesentlichen sind sie dem authentischen katholischen Glauben in der Autorität der Tradition und der organischen Entwicklung verpflichtet. Ihr Dialog mit Rom wird, das gebe Gott, nicht nur in der Suche nach schwammigen Formeln bestehen, die ihnen zu kanonischem Status verhelfen sollen, ohne daß eine Seite allzuviel Gesichtsverlust in Kauf nehmen müßte. Ich bete dafür, daß dieser Dialog durch Gottes Gnade zu einem reichen Geschenk für die Kirche und den Ökumenismus werde.
In gewisser Weise sind sie die westlichen Orthodoxen ... auch wenn sie selbst das gar nicht wissen.