Motu Proprio: Summorum Pontificum

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Zusatzinfo

Aufhebung der Exkommunikation gegen die Bischöfe der FSSPX

Williamson oder der Weltuntergang findet nicht statt

4. 2. 2009

So irrational wie er begonnen hatte, so irrational scheint der welterschütternde Skandal „Papst umarmt Antisemiten“ (Version Merkel/Müntefering/Knobloch) oder „Das 2. vatikanische Konzil ist bedroht“ (Version Lehmann/Zollitsch) jetzt zu Ende zu gehen. Das Staatsekretariat des Vatikans hat heute noch einmal zusammengestellt, was der Papst nicht nur am letzten Mitwoch mit Entschiedenheit zum Ausdruck brachte, was wir schon am 25. in unserem ersten Kommentar wussten, was Bischof Fellay als Oberer der Bruderschaft bereits umzusetzen begonnen hat. Nichts ist neu - nur die Perspektive wird umgeschaltet. Nach der virtuellen Krise sollen nun die (freilich ebenso virtuellen) Erträge eingefahren werden: Hat nicht die ganze anständige Welt einschließlich vieler deutscher Bischöfe gequält aufgeschrien? Hat nicht die Bundeskanzlerin den Papst streng ermahnt und Franz Müntefering mit knochigem Zeigefinger den allgemeinem Ungehorsam aller „guten Katholiken“ angedroht? Da liegt es auf der Hand: „Der Vatikan beugt sich dem Protest“ jubelt der „Stern“, und der Spiegel-Online zieht befriedigt Bilanz, nicht ohne dabei zu verraten, wozu er sich 8 Tage lang so echauffiert hat:

Zitat: Fast vier Jahre flirtete dieses durchsäkularisierte Luther-Land mit dem Prunk, der Selbstgewissheit, dem Unmodischen der römischen Kirche. Die Feuilletons kokettierten mit der Strenge der tridentinischen Messe, die Medien begleiteten "unseren Papst" mit Wohlwollen, jedenfalls mit Neugier und Sympathie. Das ist vorbei. Das Pontifikat des Benedikt hat in den vergangenen Tagen seine Zeitenwende erfahren. Es wird, so steht zu befürchten, in ein Vorher und ein Nachher zerfallen. Der Skandal um Bischof Williamson und die Seinen hat diesen Papst entzaubert."

Auf die Funktion des Mechanismus wird noch zurückzukommen sein - nur Naivlinge könnten beim nächsten Bild von einem herzlichen Händedruck von Merkel, Knobloch und Zollitsch vor irgendeinem Podium annehmen, daß der nächste Sturm nicht bei nächster Gelegenheit wieder angefacht wird. Selbst die öffentliche Verbrennung des Ketzers Williamson könnte die Kirche davor nicht bewahren - solange sie Kirche Christi bleibt und damit Zeichen des Widerspruchs von ihrem Wesen her.

Werfen wir noch einmal einen Blick auf die heutige Erklärung des Staatssekretariat. Wir können annehmen, daß sie das letzte Wort zur Sache ist – schließlich hat es ja lange genug gedauert, das systematisch zusammenzustellen und auszuformulieren, was eigentlich schon am Tag der Verkündung des Beschlusses zur Aufhebung der Exkommunikation als Presse-Briefing hätte vorliegen sollen (nicht, daß das die von vielen Seiten aus vielerlei Gründen geschürte Empörung hätte verhindern können).

Die Erklärung nennt noch einmal die Bedingungen „für eine künftige Anerkennung der Bruderschaft St. Pius X.“, das heißt, auch nach dem Sturm ist nicht die Rede davon, die Bruderschaft aufzulösen und in alle Winde zu zerstreuen, wie sich das etwa Bischof Müller erst gestern gewünscht hat.

Als wichtigste dieser Bedingungen nennt die Erklärung „die volle Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils und des Lehramts der Päpste Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul I., Johannes Paul II. sowie Benedikt XVI.“. Das „volle“ hat einige Verwalter des Konzilsgeistes bereits zu voreiligen Hoffnungen inspiriert; sie sollten sich nicht täuschen: Jeder der genannten Päpste – vielleicht mit Ausnahme von Johannes Paul I., der kaum Zeit dazu gefunden haben dürfte – hat in seiner Regierungszeit mehrfach nachdrücklich betont, daß das 2. Vatikanum keinen Bruch mit der Tradition bedeute, sondern in deren Licht und als deren Fortführung zu sehen sei. Die anstehenden Gespräche geben erstmals seit 40 Jahren auf hoher Ebene die Gelegenheit, die von den Hermeneutikern des Bruches beschworenen Geister endlich zu bannen.

Und dann steht da auch noch der Satz „Bischof Williamson wird, um zu bischöflichen Funktionen in der Kirche zugelassen zu werden, auch auf absolut unzweideutige und öffentliche Weise auf Distanz zu seinen Stellungnahmen zur Judenvernichtung gehen müssen“. Auch für ihn, der die Sünde wider den Zeitgeist begangen hat, die (von diesem) nicht vergeben werden kann steht der Weg zurück und die Übernahme von – vermutlich eher bescheidenen – Funktionen in der Bruderschaft offen, vorausgesetzt, er erfüllt diese Bedingung, deren Berechtigung und Gerechtigkeit auf der Hand liegt. Ob er und der durch anderen Widerspruch gegen den Geist der Versöhnung aufgefallene Bischof Tissier de Mallerais diese Bedingungen jetzt erfüllen oder mit einigen Getreuen aus der Bruderschaft ausscheiden wollen, liegt jetzt ganz bei ihnen.

Der Papst ist keinen Millimeter von seinem Versöhnungsangebot abgerückt und macht seinen Willen überaus deutlich, die Bruderschaft mitsamt ihrer Kritik an Formulierungen und Umsetzungen der Konzilsdokumente - solange diese Kritik sich nicht gegen das Lehramt wendet - in die Kirche zurückzuholen. Der langwierige und vielfach auf Abwege geführte Prozess der Umsetzung dessen, was die Konzilsväter vor 40 Jahren tatsächlich gewollt und beschlossen haben, kann weitergehen - auf der Grundlage der Hermeneutik der Kontinuität.