Aufhebung der Exkommunikation gegen die Bischöfe der FSSPX
Reaktionen und Perspektiven
26. 1. 2009
So wichtig der Fortgang der Ding um die Rekonziliation der Piusbruderschaft auch ist - wir sehen uns außerstande, diese Entwicklung im Rahmen von summorum-pontificum.de auf Dauer detailliert zu verfolgen. Das umso mehr, als der unglückliche, wen auch vielleicht durchaus nicht ungewollte zeitliche Zusammenfall der Aufhebung der Exkommunikationen mit dem Interview von Bischof Williamson den bekannten Feinden der Kirche willkommenen Anlaß geboten hat, die Aufmerksamkeit in ganz andere Richtung zu lenken.
Wir bringen hier eine Zusammenstellung typischer oder wichtiger Außerungen aus dem Komplex, die wir bei Bedarf ergänzen und erweitern werden. Als Quellen, die sich besonders intensiv mit dem Thema befassen, empfehlen wir außerdem die Blogs Rorate-Cæli und das neue deutsche Blog exsultet.net. dort sind Spezialisten am Werk, die aktuelle Entwicklungen unter Umständen schneller wahrnehmen, als wir das können.
Die üblichen Verdächtigen
- Spiege-online jubelt „Papst rehabilitiert Holocaust-Leugner“ und reaktiviert die bekannte Apostatin U. Ranke-Heinemann: „Die 2000-jährige Geschichte des Christentums ist eine Geschichte 2000-jähriger Judenverfolgung“
- Auch die Süddeutsche Zeitung konstatiert „Die Aussöhnung des Papstes mit einem widerwärtigen Antisemiten“
- Die Frankfurter Rundschau geißelt „Die Sünde des Papstes“ und empört sich "Papst begnadigt Holocaus-Leugner".
- Die TAZ, die wir schon immer für besonders fromm gehalten haben, erkennt in Papst Benedikt sogar den bösen „Konzilsverächter“ und sorgt sich händeringend um die Modernität der Kirche.
- Das Zentralkomitte der Deutschen Katholiken stimmt in den Chor ein und äußert „Entsetzen und Empörung“ anscheinend über beide: Williamson und den Papst.
Das alles ist nicht der Rede wert. Zur objektiv bestehenden - aber auch unter gar keinen Umständen vermeidbaren - Problematik der Aufhebung der Exkommunikationen und der Äußerungen Williamsons gibt es mehrere recht interessante Überlegungen.
Lesenswerte Kommentare
- Einen sehr kurzen und sehr prägnanten Kommentar heute von Paul Badde, der in den Ausführungen des Bischofs einen Versuch zur Störung der Annäherung sieht, auf kath.net,
- Einen Kommentar von Damian Thompson bereits vom Samstag, der das ganze Problemfeld und die riskante Situation darstellt,
- Eine sehr ausgewogene Darstellung von Fr. Zuhlsdorf dazu, was die Aufhebung der Exkommunikation bedeutet und was nicht.
- In diesem Zusammenhang erinnern wir auch an unsere eigene Analyse: „Die Hälfte des Weges ist geschafft“.
Wichtige Dokumente:
- Erklärung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz vom 24. 1.
- Interview mit Kardinal Vingt-Trois, dem Vorsitzenden der französischen Bischofskonferenz (franz.)
- Presseerklärung der Petrusbruderschaft
- Interview mit Bischof Fellay in der italienischen Tageszeitung „Libero“
- Kolumne von Bischof Williamson zur Aufhebung der Exkommunikationen. Eine kommentierte Version dazu bietet Fr. Zuhlsdorf.
- Schreiben der Kongregation für die Bischöfe zur Aufhebung der Exkommunikation der 4 Bischöfe der FSSPX
- Brief von Bischof Fellay an die Mitglieder der Bruderschaft zur Aufhebung der Exkommunikationen.
Perspektiven:
- Der Osservatore Romano vom 26. 1. unterstreicht noch einmal, daß die Aufhebung der Exkommunikationen nichts mit den unakzeptierbaren Ansichten von Bischof Williamson zu tun hat, und stellt dann die Verbindung zum 50. Jahrestag der Ankündigung des Konzils her, in dessen Sinn es liege, Brüche und Verletzungen zu heilen.
- Gleichzeitig berichtet die Vatikan-Korrespondentin der französischen katholischen Tageszeitung La Croix, daß Rom zu einem in hohem Maße offenen Gespräch über Bedeutung und einzelne Sätze des 2. Vatikanums mit der Priesterbruderschaft bereit sei: Auf dem Konzil seien keine Dogmen erklärt worden, und im Rahmen der Anerkennung des Lehramtes könne man über vieles diskutieren.