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Sine dubia - pro papa

Screenshot von TwitterZwei Tage lang stand ein Aufruf von „namhaften katholischen Publizisten“ zur Solidarität mit Papst Franziskus unter dieser trefflichen Überschrift im Netz, um zu demonstrieren, daß Kenntnis der katholischen Tradition einschließlich gewisser Mindeststandards des Umgangs mit der lateinischen Sprache nicht unbedingt zu den Voraussetzungen solcher Solidaraktionen gehören. Und das alles einem „Onlinemagazin für katholische Lebensart, Mode & Lifestyle – Kunst & Kultur...“. Dann erbarmte sich endlich jemand der wackeren Kämpen und steckte ihnen:

Die Präpositionen all
regieren stets den vierten Fall.
Doch a und ab, e, ex und de,
cum und sine, pro und prae
verbinde mit dem Ablativ,
sonst geht dir die Sache schief.

Jetzt heißt der „Weckruf“ sprachlich korrekt Sine Dubiis – klingt aber nicht mehr so gut und muß ohne den Seitenhieb auskommen.

Das ist freilich nicht das Einzige, was an der Sache schief gegangen ist. Wenn die Urheber es „befremdlich“ nennen, "dass eine Großzahl katholischer Publizisten nicht davor zurückscheut, Papst Franziskus der Häresie zu bezichtigen" – und dabei schließen sie die Verfasser der Dubia anscheinend „irgendwie“ mit ein – könnte man zumindest erwarten, ein paar der angeblich reichlich verfügbaren Beispiele zu nennen. Tun sie nicht, können sie nicht. Von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen spricht niemand von Häresie, sonder die Kritiker äußern, ebenso wie die Verfasser der Dubia, Zweifel daran, ob der Text so formuliert ist, daß er die Lehre der Kirche unmißverständlich und unmißbräuchlich zum Ausdruck bringt – und sie begründen diese Zweifel unter anderem damit, daß sie auf sehr widersprüchliche Auslegungen der berüchtigten Fußnoten verweisen, von denen einige sehr wohl den Rahmen der unabänderlichen Lehre der Kirche verlassen – und mit Genugtuung vom Durchbruch zu einer anderen Pastoral sprechen, als ob man Pastoral und Lehre in einen Gegensatz bringen könnte. S. dazu hier.

Nun ja, wenn in der Theologie 2+2 = 5 gelten kann ist nichts unmöglich : ex contradictione sequitur quodlibet, und so sind die namhaften katholischen Publizisten sicher: „Amoris laetitia ist ein Geschenk des heiligen Geistes“. Und: „Wir wollen keine Reformation reloaded – Wir gehen mit Papst Franziskus“. Anscheinend ist „Reformation“ hier längst keine inhaltliche Kategorie mehr, und es gilt ohne jeglichen Vorbehalt „Right or wrong – my Pope“.

Das haben wir in der letzten Zeit immer wieder und aus den unterschiedlichsten Richtungen gehört. Wir können und wollen uns mit dem hier eröffneten Fragenbereich nicht ausführlicher befassen, zumindest heute nicht. Und wir sind dankbar, daß zu einem sehr nahe liegenden Thema dieser Tage ein außerordentlich informativer Text erschienen ist: zur Frage des der kirchlichen Autorität geschuldeten Gehorsams. Debei handelt es sich um den mit „True and false obedience“ überschriebenen zweiten Teil eines Artikels von John R.T. Lamont, der sich mit den inhaltlichen und formalen Voraussetzungen einer „Förmlichen Richtigstellung“ eventueller Unklarheiten im Schreiben Amoris Lætitia befasst. Wer wissen will, woher das Wort vom „Kadavergehorsam“ kommt und was es mit dem hl. Ignatius nicht, wohl aber mit einigen seiner weniger begnadeten Nacheiferer im Jesuitenorden zu tun hat, wird dort bestens bedient.

Zusätzliche Informationen