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18. Kölner Liturgische Tagung II

Bild: Brent/Wohjan/The Oregonian von http://www.oregonlive.comIm Mittelpunkt des 2. Tages der 18. Kölner Liturgischen Tagung in Herzogenrath stand der Vortrag von Erzbischof Alexander Sample aus Portland/Oregon. Bischof Sample zeichnete in seiner Rede zunächst den ganz persönlichen Weg nach, der ihn als Angehörigen der Nachkonzilsgeneration zur Hochschätzung der überlieferten Liturgie geführt hat. In einem zweiten Teil äußerte und begründete er aus seinen persönlichen Erfahrungen heraus die Hoffnung, daß dieser wiedergefundene und durch Papst Benedikt für die ganze Kirche erschlossene Reichtum möglichst vielen Gläubigen die ganze Fülle ihres Glaubens erschließen möge. Aus der Zusammenfassung von Martin Lohmann auf kath.net die folgenden Sätze:

Er sei, so sagte Bischof Sample, als in den Sechzigern Geborener ganz ein Kind der Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils, sei mit der neuen Liturgie aufgewachsen und habe sogar Zelebrationen rund um einen Tisch sitzend, bei denen Brotschalen zur Kommunion rundgereicht wurden, als ganz normal und „sehr relevanten Weg“, der junge Leute anspreche, empfunden. Gleichwohl habe ihn diese Art der Messfeier „very much unimpressed“, reichlich unbeeindruckt gelassen.

Erst als Bischof habe er richtig angefangen, den alten Ritus überhaupt zu entdecken. 2008 habe er begonnen, diese Form regelrecht zu lernen, als Folge des Motto proprio „Summonrum Pontificum“ Benedikts XVI. Als Bischof der Kirche habe er gedacht, es sei seine Pflicht, sich hier nun kundig zu machen und zu wissen, welche Tradition es hier gebe. Und da sei es, als er sich näher damit befasst habe, etwas Wesentliches mit ihm passiert. Er sei „tief beeindruckt“ gewesen von der Schönheit, der Würde und der Heiligkeit der traditionellen Messe, und: „Ich wunderte mich darüber, was nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil mit der Liturgiereform passiert war. Wie konnten wir so schnell den Weg verlassen von dieser Messfeier hin zu dem, was ich als junger Student zehn Jahre zuvor als normale Form empfunden hatte?“ Und Sample war und ist sich sicher: „Hier ist etwas grundlegend schief gelaufen.“ …

Überhaupt habe das Säkulare faktisch einen erstaunlich breiten Raum in der Liturgie bekommen und eingenommen. Jeder Musikstil bekam eine Chance. Man könne man bisweilen feststellen: „Die Liturgie wurde von ihren Wurzeln abgeschnitten und wurde mit Überraschungselementen“ überfrachtet, so dass man sie nicht länger als Teil einer langen Tradition der Kirche erkennen konnte.

Er selbst habe als junger Mensch eine Zeitlang gar nicht wirklich gewusst und erahnen können, was tatsächlich in einer heiligen Messe geschieht. Er habe zwar an die Realpräsenz Christi geglaubt, aber er habe keinen blassen Schimmer davon gehabt, dass die heilige Messe wesenhaft ein heiliges Opfer sei, „die sakramentale Vergegenwärtigung des Opfers Christi“ auf dem Altar.

Soviel aus der Zusammenfassung Martin Lohmanns zum Vortrag des Erzbischof aus Texas. Weiterer Höhepunkt des 2. Tages war der Vortrag des Potsdamer Kunsthistorikers Prof. Peter Stephan. Er griff in seinem Vortrag – wieder nach Lohmann zitiert -

(...) den Gedanken des Schönen und Wahren auf und beleuchtete die Bedeutung der Kunst in der Theologie Benedikts XVI. Schönheit als Aufstieg zu Gott. Die Kunst und deren Fundament spiele für Papst Benedikt eine große Rolle: „Benedikts Theologie ist maßgeblich von der Vorstellung geprägt, dass Liturgie und Kunst den Weg zu Gott weisen, dass sich in beiden der göttliche splendor veritatis widerspiegelt. Beide setzen ein gläubiges Sehen voraus, das hinter der äußeren Form die metaphysische Wirklichkeit wahrnimmt. Diese Schönheit und diesen splendor wieder sichtbar werden zu lassen und der Form ihre Transzendenz zurückgeben – eben dies ist auch ein Hauptanliegen des Motu Proprio.“

Kunst lasse sich - nicht nur für den emeritierten Papst - von der Liturgie nicht trennen. Das gelte auch für den Kirchenbau: „Nicht weniger als die Musik stehen Architektur und Bildkunst von Anfang an im Dienst der Liturgie – einem gemeinsamen Dienst, den sie auch beim Bau des Salomonischen Tempels erfüllen, wenn Gott befiehlt, Seine Wohnung im Allerheiligsten mit zwei Cherubimstatuen zu zieren und im Vorhof das sogenannte Eherne Meer, eine auf dem Rücken von zwölf Rindern ruhende Schale, aufzustellen (1 Kö 6, 21-28 u. 7, 23). Die Kunst und das Kunsthandwerk werden im Alten Testament also durch ihre kultische Funktion legitimiert. Diese kultische Bedeutung macht Benedikt auch für das Kirchengebäude geltend. Die bauliche Ausrichtung hin zur aufgehenden Sonne (ad orientem) drückt die innere Hinwendung zum auferstandenen und glorreich wiederkehrenden Christus aus.“ In der Liturgie gehe die betende Gemeinde Christus in einer geistigen Prozession entgegen.

Die Kunst könne als Manifestationen Gottes begriffen werden, so Peter Stephan unter Berufung auf Benedikt. Sie sei weit mehr „als nur die ikonographische, raumdramaturgische oder musikalische Inszenierung der Liturgie. Sie ist der Liturgie auch wesensverwandt.“

Ein weiterer Vortragender des 2. Tages war Bischof Steven Lopez aus Houston/Texas, Ordinarius des anglikanisch/episkopalen Ordinariats von der Kathedra Petri, der das neue Messbuch der Katholiken aus der anglikanischen Tradition vorstellte. Die Sprache dieses Missales ist Englisch – aber nicht das heutige Alltagsenglisch, sondern das „Kirchenenglisch“, wie es sich vor Jahrhunderten entwickelt hat und heute zumindest im hochkirchlichen Bereich den Gottesdienst der angelsächsischen Länder prägt. Dieses Missale hat zahlreiche Elemente aus der anglikanischen und der mittelalterlichen englischen Tradition übernommen, enthält aber auch Elemente aus dem überlieferten „tridentinischen“ Ritus sowie dem Novus Ordo. Das Hochgebet entspricht dem alten Römischen Canon. Da zahlreiche Formen nicht zwingend vorgeschrieben sind, sondern als Alternativen angeboten werden, ist es auf der Grundlage dieses Missales möglich, eine Messe so zu zelebrieren, daß sie der Messe im überlieferten Ritus recht nahe kommt. Auf der anderen Seite kann sie aber auch in einer Form gefeiert werden, wie sie möglicherweise den Vorstellungen der meisten Konzilsväter bei der Abfassung der Liturgiekonstitution entsprochen haben dürfte – also „reformiert“, aber nicht „revolutioniert“.

Für weitere Informationen verweisen wir hier wieder auf den ausführlichen Bericht von Martin Lohmann auf kath.net.

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