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Zwei Bischöfe beim „Speyerer Wallfahrtstag“ in Zell

In der vergangenen Woche führten die Gläubigen, die sich dem überlieferten Ritus verbunden sehen, wieder wie schon in den Vorjahren die Speyerer Diözesanwallfahrt zum hl. Philipp von Zell durch. Joachim Specht vom Kreis der Organisatoren hat uns einen Bericht und Bilder geschickt:

Den Auftakt der diesjährigen Speyerer Diözesanwallfahrt zum Hl. Philipp von Zell bildete am 1. Mai 2013 wieder der Pilgertag der Gläubigen, die sich dem außerordentlichen Messritus verbunden fühlen. Zu diesem Fest kam Bischof Czeslaw Kozon aus Kopenhagen/Dänemark, um das Hochamt in dieser altüberlieferten Liturgie zu feiern. Als Ehrengast erschien Fürst Alois Konstantin zu Löwenstein, dessen Vorfahre, der Pfälzer Kurfürst Friedrich I. einst ein besonderer Verehrer des Hl. Philipp und Mitglied in der Zeller Philippsbruderschaft war. Sein Bruder, der kinderlose Kurfürst Ludwig IV., pilgerte 1447 mit seiner Gattin sogar selbst nach Zell um hier den Thronerben – den späteren Kurfürsten Philipp den Aufrichtigen – zu erbitten.

In der restlos gefüllten Kirche zelebrierte Bischof Kozon, assistiert von Domkapitular Msgr. Dr. Norbert Weis (Speyer), das feierliche Wallfahrtsamt, begleitet von lateinischen Choralgesängen und deutschen Liedern. Überraschender Weise hatte sich zusätzlich auch noch der indische Diözesanbischof Selvister Ponnumuthan aus Punalur/Kerala eingefunden, ein in seiner Heimat bekannter Anwalt für die Rechte der sogenannten Unberührbaren. Er nahm, ein Pluviale tragend, im Chor der Kirche Platz und zeigte sich im nachfolgenden Gespräch erstaunt über die für ihn unerwartete Lebendigkeit der traditionellen Liturgie und die vielen teilnehmenden Kinder bzw. Jugendlichen. In seiner Heimat gibt es drei verschiedene katholische Messriten nebeneinander und er sieht den alten lateinischen Ritus als ähnliche liturgische Bereicherung an, wie sie auch die syro-katholischen Riten in Indien bilden. Er habe die Kirche durch so viele Jahrhunderte begleitet, man müsse ihm daher „mit Ehrfurcht begegnen“ und er dürfe „keinesfalls verachtet werden oder untergehen“.

Bischof Kozon führte in seiner Predigt aus, dass wir alle zur Heiligkeit, aber auch zu missionarischem Wirken berufen seien, wie einst schon der Hl. Philipp. Es gebe verschiedene Mittel und Wege, die zur Heiligkeit führten, wovon eines sicherlich diese schöne, tridentinische Liturgie sei, die wir heute zusammen feierten. Zur Heiligkeit und Missionierung seien weniger große „Spektakel“ und außergewöhnliche Taten erforderlich, als vielmehr Glaube, Gebet, Anbetung und gutes Beispiel, welche sich jeden Tag neu bewähren müssten. Vor allem gelte es in unserer Zeit, statt ständig ätzender Kritik, wieder die „Freude am Glauben“ spürbar zu machen, die sich nicht zuletzt in einer feierlichen Liturgie äußere. Der Gottesdienst schloss mit einem Wettersegen des Oberhirten, den er mittels einer Kreuzreliquie erteilte.

Die örtliche Kolpingfamilie hatte für die Wallfahrer ein Mittagessen im Kolpinghaus Zell zubereitet, woran auch die beiden Bischöfe und der Fürst, zusammen mit den Gläubigen teilnahmen. Danach hielt Fürst zu Löwenstein in der Kirche eine Ansprache zum Thema „Katholisch sein in Deutschland“. Ausgehend vom weitgehenden Neuheidentum in unserer Gesellschaft führte der Spross der pfälzischen Herrscherfamilie aus, es sei wichtig das Christentum wieder öffentlich zu machen und aus der Verborgenheit der Privatsphäre herauszuführen. Gerade der Staat und die Politiker seien hierbei verstärkt in der Pflicht. Wohin es führe wenn der Staat keine klaren christlichen Positionen beziehe, habe man in der Zeit des Nationalsozialismus und in der DDR gesehen. Aber auch Kirche und Gläubige müssten dazu mutig beitragen. Seine Mutter stamme aus Italien. Frage man dort jemanden ob er katholisch sei, so komme überwiegend die Antwort: „Ja, aber nicht fanatisch“. Das bedeute dann zumeist katholisch getauft und verheiratet und dazwischen nichts.

Heute befänden wir uns in einer ähnlichen Lage wie die frühen Glaubensboten zu denen auch der Hl. Philipp zählt. Sie standen einem weitgehend heidnischen Volk gegenüber, das jedoch für Überirdisches durchaus aufgeschlossen war. Eine Situation die durchaus mit der heutigen zu vergleichen sei. Umfragen hätten kürzlich in Deutschland ergeben, dass 80 Prozent der Bevölkerung, trotz völliger religiöser Bindungslosigkeit, beispielsweise an den Schutzengel und an Wunder glaubten. Hier müsse man ansetzen und zwar mit klarer, offensiver Glaubensverkündigung. Unfruchtbare theologische Diskussionen sollten wir beiseite lassen, denn sie machten die Kirche nicht anziehender. Der Glaube den Gott von uns fordere könne man leicht im Evangelium und im Katechismus nachlesen. Darin sei alles enthalten worum es gehe und dieser Glaube stehe nicht zur Diskussion, sondern er sei zu verkünden. Er müsse mit Begeisterung gelebt und zu den meist völlig unwissenden Mitmenschen hinausgetragen werden, unaufdringlich, aber konsequent und ohne Furcht, dann könne auch in unserer Zeit eine Neuevangelisierung gelingen.

Abschließend fand eine Sakramentsandacht statt, in welcher Bischof Selvister Ponnumuthan den sakramentalen Segen erteilte. Da der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann anlässlich des Philippsfestes für die Pilger einen vollkommenen Ablass zu den üblichen Bedingungen gewährt hatte, bestand während der Andacht permanent Beichtgelegenheit.

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