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Klaus Pfeffers Rundum-Sorglos-Kirche

Das Skandalöse an der Zukunftsvision für die Kirche von Klaus Pfeffer ist ja nicht, daß sie das Erlöschen der katholischen Kirche in Deutschland voraussieht – das ist noch nicht einmal originell. Wenig originell ist es auch, daß diese Vision für Pfeffer kein Schreckens-, sondern ein Wunschbild ist – das teilt er mit vielen. Originell ist dagegen, daß SciFi-Autor Pfeffer im Brotberuf Generalvikar des Bistums Essen ist – und das ist denn doch auch wieder skandalös.

Die Grundlinien des Pfefferschen Zukunftsbildes sind schnell skizziert. Die darin vorkommenden „Christen“ haben etwas, von dem man freilich nicht so genau sagen kann, was es ist. Sie sind einfach angenehme, sympathische Zeitgenossen, die sich ehrlich und aufrichtig in der Welt bewegen. Sie gehen achtsam und feinfühlig mit anderen um, sind hilfsbereit und verläßlich und erregen sicherlich keinen Anstoß, mit Nichts und bei Niemandem. Mit ihnen hält mehr Menschlichkeit Einzug in den gesellschaftlichen Alltag. So ist ihnen ein Plätzchen unter vielen unterschiedlichen religiösen oder weltanschaulichen Gruppen sicher.

Mehr oder weniger regelmäßig treffen sie sich in kleinen Gemeinschaften oder zu Fortbildungsangeboten. In größeren Städten und an zentralen Orten gibt es attraktive Kirchenzentren, die im Inneren (außen wollte der Denkmalschutz nicht mitgehen) modernisiert sind und eine einladend meditative Atmosphäre verbreiten. Sie geben festlichen Gottesdienste, die von geistlichen Leiterinnen und Leitern mit hohen Management-Qualitäten durchgeführt werden und in die sich alle einbringen können, einen ansprechenden und schwungvollen Rahmen. In diesem Rahmen wird die ältere Glaubenstradition in die gegenwärtige Zeit übersetzt. Konfessionen gibt es keine mehr, aber das vielfältige Angebot wird unterschiedlichen Traditionen gerecht. Diese Angebote sind sehr angesehen, denn neben hoher fachlicher Kompetenz ziehen sie mit einer zusätzlichen christlichen Prägung Menschen in unterschiedlichsten Problemlagen an.

Ist das nicht schön?

In Pfeffers schöner neuer Welt gibt es zwar noch „Christen“ undefinierter Denkungsart, aber keinen Christus, und Gott nur noch als Bestandteil des Serviceangebots „Gottesdienst“. Da hierfür Gottesdienstleiterinnen und -leiter zuständig zeichnen, sind auch die bisherigen Probleme mit Priestermangel, Zölibat und Frauenordination aufs angenehmste entsorgt. Von Sakramenten ist ohnehin keine Rede – entfällt also auch jede Debatte mit den ehemals Reformierten, wie viele es davon geben soll.

Besonders tröstlich der Hinweis, daß die Leiterinnen und Leiter der Gottesdienstzentren bei der Gestaltung der Angebote den unterschiedlichen Traditionen gerecht werden - der einfühlsame Umgang der Ordinariate pfefferscher Prägung mit den Anhängern der katholischen Traditon zeigt ja, wie das geht: Ab in die Friedhofskapelle! Oder noch wahrscheinlicher:

Leider ist dem Ansuchen ihrer Gemeinschaft auf Zuteilung eines Zeitslots zur Nutzung unseres Kirchenzentrums nicht stattzugeben, da ihre Weigerung, Frauen als Gottesdienstleiterinnen zu beschäftigen und Eheschließungen unabhängig von Zahl und Gender der teilnehmenden Bürgerx zu ermöglichen, dem Antidiskriminierungsethos unserer Gesellschaft, dem auch wir uns vor allem verpflichtet sehen, nicht gerecht wird.

Hochachtungsvoll unleserlich.

Ein zweiter Beitrag zum Thema wird die sozialökonomischen Hintergründe der von Hw. Msgr. Generalvikar Pfeffer skizzierten und erhofften Entwicklung beleuchten.

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