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Una Voce Korrespondenz 2016-IV

Soeben ist Ausgabe 2016/4 der Una Voce Korrespondenz erschienen. Hier zunächst ein erster Hinweis auf Beiträge, die ganz besonders das Thema unserer Website berühren.

Am Anfang des Heftes steht ein Interview mit Pfarrer Guido Rodheudt, das Martin Lohmann im November mit dem Mitorganisator der Kölner Liturgischen Tagung geführt hat. Konkreter Anlaß war die Absage von Robert Kardinal Sarah, der sich gezwungen sah, seine Teilnahme an der für das kommende Frühjahr geplanten Konferenz abzusagen. Er wollte dort ursprünglich als Präfekt der Ritenkongregation zum Thema „Die Bedeutung des Motu proprio Summorum Pontificum für die Erneuerung der Liturgie in der Lateinischen Kirche“ sprechen.

Das Interview gibt Dr. Rodheudt Gelegenheit, einige Hintergründe der aktuellen Diskussion zur Zelebrationsrichtung auszuleuchten. Die Liturgiereform ist der Ort, an dem der von den Modernisten in Worten stets bestrittene, in der Sache jedoch unversöhnlich praktizierte Bruch mit der zweitausendjährigen Tradition der Kirche am sinnfälligsten zum Ausdruck kommt. „Die Liebe zur klassischen Liturgie“ so Rodtheudt, „läßt daher den Verdacht aufkommen, man entferne sich vom Hyperdogma des Paradigmenwechsels“. Die überlieferte Liturgie wird daher, nachdem Papst Benedikt ihre Legitimität so nachdrücklich bekräftigt hat, bestenfalls „in gewissen traditionalistischen Ghettos“ geduldet. „Werden die klassische Liturgie und ihre Wirkungen jedoch in die ‚Freie Wildbahn‘ der Pfarreiseelsorge getragen und dort etabliert, zeitigt sie Früchte, die unschwer die liturgischen Entgleisungen der (jüngsten) Vergangenheit ad absurdum führen. Dies ist jedoch offensichtlich nicht gewollt, weswegen man derlei Versuche, die ;alte‘ Liturgie aus dem Ghetto zu holen, auch gnadenlos attackiert.“

Dem ist wenig hinzuzufügen – außer vielleicht die Frage, was wohl die Beweggründe derer sein mögen, die mit solcher Wut einen „Reformkurs“ verteidigen, der die Unfähigkeit, seine behaupteten Ziel zu erreichen, in den vergangenen Jahrzehnten so überaus deutlich zur Schau gestellt hat.

Ergänzend zu diesem Interview ist der Beitrag von Michael Schmidt „Ad Orientem – Plädoyer für eine unbekannte Zelebrationsrichtung“ zu lesen. Schmidt weist u.a. darauf hin, daß die für die Konzilszeit prägende „moderne Spiritualität“ sich längst erschöpft hat und für viele jüngere Leute keinerlei Anziehungskraft mehr besitzt. Dazu steuert er praktische Erfahrungen mit der Zelebration des Novus Ordo „ad orientem“ bei, die seit drei Jahren täglich in der Wahlkapelle des Frankfurter Doms erfolgt. Dabei betont er insbesondere die stärkere Wirkung der symbolischen Elemente der Liturgie, die alleine durch diese „Umorientierung“ ermöglicht wird. In ihr erkennt er einen ersten Schritt zur Überwindung der nach dem Konzil durchgesetzten „anthropozentrischen Wende“ in Lehre und Liturgie.

Die Abkehr von dieser unheilvollen Wende und die Rückkehr zu einem Gottesdienst, der wieder Gott ins Zentrum stellt, ist das Thema des Interviews, das Kardinal Sarah im vergangenen Herbst der französischen Zeitschrift ‚La Nef‘ gewährt hat. „Die Kraft der Stille“ Hier begründete der Kardinal (unter anderem) ein weiteres Mal seine Forderung nach einer „Reform der Reform“ - die inzwischen auf so rüde Weise von Papst Franziskus zurückgewiesen worden ist. Ausführlicher dazu bereits hier

„Gott spricht in der Stille“ ist dazu passend das Thema des Beitrages von Marc Stegherr, der sich mit dem „silentium sacrum“ in den liturgischen Traditionen des östlichen wie des westlichen Christentums befasst. Auch für Stegherr bildet die Liturgiereform den Ausgangspunkt: Nun sollte – die anthropozentrische Wendung klagte ihr Recht ein – alles gut sicht- und hörbar sein, vorgetragen womöglich in „bildzeitungsverständlicher“ (J. Ratzinger) Sprache. Auch die katholischen Ostkirchen blieben von diesem Trend nicht verschont – ohne damit die erhofften Erfolge erzielen zu können. Denn: „Es ist sehr wahrscheinlich, daß eine Liturgie, die vor allem zum sozialen Engagement erziehen will, die Gott quasi als Helfershelfer einer besseren gesellschaftlichen Ordnung feiert und die Transzendenz, das Unbegreifliche, als Zutat begreift, wenig für eben diese Verbesserung und noch weniger für die spirituelle Erhebung der Gläubigen tut.“

Zwei weitere Beiträge zur Liturgie: Christoph Münch hat die „letzten Gespräche“ von Papst Benedikt gelesen und darin vieles gefunden, das er den Bischöfen der Synode 2018 zur Orientierung anempfehlen möchte: „Das Wesentliche der Liturgie nicht aus dem Blick verlieren“ ist der Titel seines Beitrags, in dem er fast zu jedem aktuell diskutierten Problem der Liturgieentwicklung Aussagen des Einsiedlers von Mater Ecclesiae zusammengestellt hat.

Ein Beitrag von Uwe C. Lay hat die Überschrift „Die Marginalisierung des Ewigen Hohepriesters in der Liturgie des NOM“. Ausgangspunkt und Hauptgegenstand seiner Überlegungen ist die Verbannung des Tabernaculum, des Zeltes Gottes unter den Menschen, vom Hauptaltar, sowie der dem zugrunde liegenden theologischen Vorstellungen und der dadurch bewirkten Fehlkonzeptionen. Darauf wird noch zurückzukommen sein.

Um eine liturgische Frage im weiteren Sinne, wenn auch nicht um die Liturgie der heiligen Messe, geht es einem über 50-seitigen Artikel von Heinz-Lothar Barth zum Exorzismus. Genauer, zu den Unterschieden in den Orationen und dem dahinter liegenden theologischen Grundverständnis in den amtlichen Exorzismen der Zeit vor und nach dem Konzil. Auf dieses kaum wahrgenommene, aber höchst bedeutsame Thema kann hier nur kurz hingewiesen werden. Ebenso auf die – wie in jeder Ausgabe der Una Voce Korrespondenz – enthaltenen Besprechungen aktueller Neuerscheinungen und Miszellen zu aktuellen Ereignissen oder Entwicklungen.

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