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Ein Auge auf den Tiber

Toronto, Kanada. Pfarrer Ben Gregory von der Katholischen St. Gwendens-Kirche in Toronto  musste am vergangenen Sonntag die Konsekration für fast zwei Stunden aufschieben, da es dem Oberküster Kevin Sarkosy nicht gelang, jemanden aufzutreiben, der bereit war, Brot und Wein für die Gabenbereitung zum Altar zu bringen. „Dabei weiß doch jedermann, daß die Bereitung der Gaben für die Messe ebenso wichtig ist wie die Konsekration“ erklärte uns Sarkosy, nachdem er mit drei Kollegen mit größtem Einsatz nach einer Familie gefandet hatten, die diese Aufgabe hätte übernehmen wollen. „Tatsächlich möchte ich sagen, daß die Rolle der Laienschaft bei der Bereitung der Gaben ebenso wichtig ist wie die Konsekration durch Fr. Gregory. Wenn man es recht bedenkt: Ohne das Fiat Marias wäre schließlich Jesus nie geboren worden, und ohne das Fiat der Laien bei der Bereitung der Gaben gibt es kein Brot, aus dem Jesus werden kann.“ Sarkosy berichtete weiter, daß alle sich recht merkwürdig verhielten, als er sie darauf ansprach, ob sie sich aktiv beteiligen wollten. „Sie saßen da mit geneigten Köpfen, als ob sie beten würden oder so“, lachte er, „natürlich hätten meine Frau und ich das auch übernehmen können, aber wir waren ja schon mit den Klingelbeuteln zugange“.

Mit solchen Geschichten unterhälter der Blogger hinter „Eye of the Tiber“ seit einigen Monaten seine amerikanischen Leser – und immer ist der eine oder die andere dabei, der die satirischen Einfälle für bare Münze nimmt und sich in einer bitterbösen Replik über den beschriebenen Misstand entrüstet. Nicht nur in liturgicis ist die Realität vielerorts so sehr vom Wahnsinn durchdrungen, daß alles denkbar erscheint. „Difficile est saturam non scribere“ schrieb Juvenal vor fast 2000 Jahren – eine zu schreiben, ist heute noch viel schwieriger.

Zur geneigten Lektüre nicht nur in der Karnevalszeit durchaus empfohlen.

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