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Barmherzigkeit in Texas

Am 9. Januar dieses Jahres starb der ehemalige Erzbischof von San Antonio, Texas, Patrick Fernandez Flores im Alter von 86 Jahren. Am 19. enthob der gegenwärtige Erzbischof Gustavo Garcia-Siller den vor 30 Jahren von Flores zum Priester geweihten Pfarrer der Gemeinde „Our Lady of the Atonement“, Fr. Christopher Phillips, seines Amtes (Quelle) und erlegte ihm einen „Besinnungsurlaub“ auf. Gleichzeitig ernannte er für die von der abrupten Entscheidung völlig überraschte und schockierte Gemeinde einen Pfarradministrator – gleichbedeutend mit der direkten Unterstellung unter die Diözesanverwaltung. Er begründete seinen Schritt damit, daß die Gemeinde einen Sonderweg eingeschlagen habe, der die Einheit im Bistum beeinträchtige.

Zumindest hinsichtlich der Feststellung einer Besonderheit hat der Bischof noch nicht einmal unrecht. Our Lady of the Atonement war nicht nur eine Gemeinde mit gut besuchten Gottesdiensten, würdiger Liturgie, einem weithin anerkannten Bildungsprogramm und wohlgeordneten Finanzen. Pfarrer Philipps, verheiratet, fünf inzwischen erwachsene Kinder, war in den 80er Jahren mit 18 Familien aus der Episkopalkirche ausgetreten und unter Hinterlassung von Kirche, Pfarrhaus und Rentenansprüchen katholisch geworden. Unter der noch von Papst Johannes Paul II. erlassenen „Anglican provision“ konnte er nach einem Zusatzstudium zum Priester geweiht und offiziell als Pfarrer seiner Gemeinde eingesetzt werden. Diese Gemeinde entwickelte wegen ihres anglikanischen Erbes – unter anderem einer zwar in englischer Sprache gefeierten, aber ansonsten nahe am überlieferten Missale Romanum festhaltenden „hochkirchlichen“ Liturgie – beträchtliche Anziehungskraft. Sie wuchs daher schnell über den Rahmen der ursprünglichen Konvertitengemeinde hinaus und hat heute über 500 Familien.

Schon diese Entwicklung sorgte gelegentlich für Reibungen, die aber unter Bischof Flores, der die Gemeinde von Pfarrer Phillips stets unterstützt hatte, stets bewältigt werden konnten. Die Situation verschlechterte sich, als Pfarrer Phillips nach dem altersbedingten Rücktritt von Bischof Flores, der seine Tätigkeit immer unterstützt hatte, um den Beitritt zum 2012 errichteten Personalordinariat vom Stuhl Petri für die Katholiken aus der anglikanischen/episkopalen Tradition in Nordamerika bemühte.

Bischof Silla hat sich nach dem Tod von Erzbischof Flores gerade einmal eine Woche Zeit gelassen, das Problem auf die im Pontifikat der Barmherzigkeit übliche Weise zu lösen: mit einem Gewaltstreich.

Man mag sich gar nicht vorstellen, wie dieses Pontifikat mit dem Erbe von Papst Benedikt verfährt, sollte dieser vor seinem Nachfolger Franziskus abberufen werden.

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