Die 25. Woche
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- 24. Juni 2017
War es ein Blick in die Zukunft der Liturgie, was da zur Feier der Sommer-Sonnwende in der Kathedrale von Bari veranstaltet worden ist? Oder war der von Weihrauch begleitete Tanz um das Abbild der Sonn eher ein Blick in die Vergangenheit, in der unsere Vergangenheit dem Sonnengott als höchstem Spender allen Lebens huldigten? Wahrscheinlich beides nicht – nur ein ganz gewöhnliches Event zur Steigerung von Publicity und Fremdenverkehr, irgendwie muß man die Leute ja in die Kirche kriegen...
Der Streit, welchen Weg die Kirche der Zukunft gehen soll, wird schärfer, der Ton wird rauher. Die deutsche Ordensoberen-Konferenz sieht die Kirche (wieder einmal) vor einem Paradigmenwechsel, wie sie in einer Erklärung ihrer letzte Woche stattgefundenen Mitgliederkonferenz feststellte. Bisher sei die Kirche sehr stark von den Priestern her gedacht worden. Aber "das ändert sich gerade. Das Papier betont, dass jeder Christ berufen ist, die Kirche mitzugestalten". Nun braucht man, um die Verantwortlichkeiten des ganzen Gottesvolkes zu erkennen, nicht gerade einen Paradigmenwechsel. Man kann weit vor das letzte Konzil zurückgehen, zur Zwei-Reiche-Lehre des Hohen Mittelalters oder zur Benediktsregel aus der Spätantike – um das zu sehen. Aber in seiner Gegenüberstellung von Priestern und Laien folgen die Ordensoberen dem aktuellen Trend, einen Gegensatz zu sehen, wo keiner ist – und den sakramentalen Charakter der Kirche, ohne den sie nicht bestehen kann, aufzugeben.
Entsprechend scharf sind die Reaktionen nicht speziell auf besagtes Papier, sondern allgemein auf den Trend – bei denen, die die Kirche als das, was sie ist, bewahren wollen. In seinem neuesten Interview, das nun komplett auf Deutsch vorliegt, benennt der unermüdliche Don Nicola Bux das, worum es geht, in aller wünschenswerten Klarheit:
Wenn die Bischöfe, die auf katholische Weise gedacht, gesprochen und geschrieben haben – scripta manent! –, aus welchem Grund auch immer das Gegenteil sagen; wenn die Priester gegen die liturgische Tradition der Kirche aufbegehren, dann zeichnet sich die Apostasie ab, das Abwenden vom katholischen Denken. Paul VI. hatte vorhergesehen, daß „dieses nicht-katholische Denken innerhalb der Katholizität morgen das stärkste wird. Aber es wird nie das Denken der Kirche repräsentieren. Es ist notwendig, daß eine kleine Herde fortbesteht, wie klein sie auch sein mag“.
Liturgie und Sakramente – das ist ein unauflösbarer Zusammenhang. Immer deutlicher wird erkennbar, daß die „Verheutigung“ der Liturgie nach 1965 zu deren Aushöhlung und damit auch zur Untergrabe der Lehre und des Verständnisses von den Sakramenten geführt hat. Pünktlich zum bevorstehenden Jahrestag von Summorum-Pontificum scheint dabei in der Militärseelsorge der USA eine neue Front im Angriff auf die Überlieferung eröffnet zu werden: Zur Neubesetzung der Stelle eines Militärgeistlichen, die der zuständige Erzbischof „wegen des Priestermangels“ nicht vergeben wollte, hatten die Gläubigen der traditionsorientierten Gemeinde von Fort Wood vorgeschlagen, einen Angehörigen der Petrusbruderschaft oder einer vergleichbaren Gemeinschaft zu berufen. Dazu ist Erzbischof Broglio nicht bereit – für Priester, die nur die überlieferte Liturgie zelebrieren, sieht er keine Verwendungsmöglichkeit. Also „besser keine Priester, als traditionsorientierte“ faßt onepeterfive die darin sichtbar werdende Denkweise zusammen.
Freilich handeln nicht alle Bischöfe in dieser Weise. Aus dem angelsächsischen Raum wird immer wieder gemeldet, daß feierliche Hochämter im überlieferten Ritus in den Bischofskirchen einer Diözese stattfinden – am Fest des hl. Johannes des Täufers (24. Juni) beispielsweise im kanadischen Victoria. Auch die Reihe der Priesterweihen für die Gemeinschaften der überlieferten Liturgie setzt sich fort. Im englischen Warrington erteilte Erzbischof Malcolm McMahon zwei Diakonen der Petrusbruderschaft die Priesterweihe und weihte mehrere andere Angehörige der Gemeinschaft zu Diakonen und Subdiakonen. Und für den kommenden Monat steht die Priesterweihe von sechs Diakonen des Instituts Christus-König auf dem Kalender.
Weitere erfreuliche Punkte der Vorschau: am 30. Juni – 1. Juli veranstaltet das dem Austausch zwischen Rom und Byzanz verpflichtete Dialogos-Institut in Norcia eine Konferenz zur andauernden Aktualität der Lehre vom Limbo. Und auch in diesem Jahr wird Cardinal Burke wieder an der FOTA-Konferenz zur Liturgie (8. - 10. Juli in Cork, Irland) teilnehmen und ein feierliches Pontifikalamt zelebrieren.
Das oben gezeigte Bild von der Weihe in Warrington fanden wir auf der Flickr-Seite der englischen Petrusbruderschaft, die eine umfangreiche Serie mit teils artemberaubenden Aufnahmen von der Zeremionie ins Netz gestellt hat.