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Die 35. Woche

Screenshot von https://www.youtube.com/watch?v=y4zQMZ15BTkMit lautem Krachen ist in der Nacht zum Donnerstag das Dach und Gewölbe der römischen Kirche San Giuseppe die Falegnami eingestürzt. Hier ein kurzes Video von La Repubblica, dem wir auch unsere Abbildung entnommen haben.

Die Kirche, deren jetzt schwer beschädigter Bau aus dem 16. Jahrhundert stammt, steht am Rande des Forum Romanum am Aufgang zum Senatorenpalast des Kapitols. Sie bewacht die Pforte zum mamertinischen Kerker, in dem der hl. Petrus der Überlieferung nach auf seine Hinrichtung wartete. Auch der erst kürzlich renovierte Eingangsbereich des römischen Staatsgefängnisses wurde beschädigt. Apropos Gefängnis: San Giuseppe di Falegnami ist die Titelkirche von Kardinal Cocopalmiero, einem der getreuesten Paladine von Papst Franziskus. Er verdankt seine Bekanntheit nicht zuletzt dem Umstand, daß die Polizei im vergangenen Juli eine Sex- und Drogenparty beendete, die „Cocos“ Sekretär Luigi Capozzi in seiner Wohnung im Palast der Glaubenskongregation veranstaltete. Nun rätselt man darüber nach, wem der Himmel als nächstes auf den Kopf fallen könnte...

Größeren Lärm als der Einsturz von San Giuseppe verursachte letzte Woche natürlich Erzbischof Viganos Memorandum, das glaubhaft darlegte, daß die Kenntnis der unglaublichen Aktivitäten der Pink-Mafia um Ex-Kardinal McCarrick nicht nur in Washington, sondern auch im Vatikan weit verbreitet war. Das Thema hat auch die deutsche katholische Öffentlichkeit beschäftigt, die wir hier freilich in der Beschränkung auf Die Tagespost und katholisch.de wahrnehmen – in Ausnahmefällen ergänzt durch diözesane Publikationen wie Domradio oder ähnliche. In der Berichterstattung und Kommentierung zum Vigano-Memorandum in kirchenoffiziellen und anderen deutschen Medien fällt auf, daß man sich im allgemeinen um eine eher neutrale Tonlage bemüht. Ein gutes Beispiel ist das Interview der Tagespost mit dem Münchener Kirchenrechtler Pater Stefan Häring  In ganz ähnliche Richtung gehen Berichte auf katholisch.de wie http://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/warum-vertuschen-bischofe-sexuellen-missbrauch oder http://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/staatsanwalt-vatikan-hat-von-missbrauch-gewusst.

Die deutschen Stimmen vermeiden direkte Kritik am Papst, werfen sich aber auch nicht zu seiner Verteidigung in die Bresche. Ebensowenig schließen sie sich der von den Franziskus-Getreuen in den USA verfolgten Taktik an, den Überbringer der schlechten Nachricht persönlich zu attackieren. Allerdings referiert katholisch.de mit dem Amerikaner Massimo Faggioli einen der prominentesten Vertreter dieser Richtung, der die (verhältnismäßig wenigen) US-Bischöfe, die eine ernsthafte Prüfung der von Vigano erhobenen Vorwürfe verlangen, pauschal einer „para-schismatischen Gesinnung“ beschuldigt. Doch das ist erkennbar eine Gaststimme – der allgemeine Tenor scheint von „vornehmer Zurückhaltung“ geprägt zu sein. Entweder, weil man sich des Ausgangs der Sache ganz und gar nicht sicher ist, oder auch deshalb, weil die „Solidarität mit Rom“ deutscherseits selbst dann begrenzt bleibt, wenn man andere Aktionen des regierenden Papstes durchaus zu schätzen und zu nutzen weiß. So bleibt der österreichische Häresiologe Paul Zulehner weitgehend allein mit seiner „Bestürzung über das Schweigen der europäischen Bischöfe“.

Im übrigen hat auch die deutsche Kirche ebenso wie Kardinal Cupich höhere Prioritäten - konkret sind das die Verkündigung des Wortes Mohameds, die Ernennung eines kirchlichen Datenschutzrichters durch die deutsche Bischofskonferenz  oder das Setzen von Zeichen gegen die allen Regierungskritikern unterstellte „Politik der Angst“.

Noch mehr davon? Kein Problem. Die Kirchen fordern mehr Einsatz im Umweltschutz  – aber gewiss doch. Mit Wohlgefallen referiert katholisch.de dann noch den früheren „religionspolitischen Sprecher“ der Grünen und aktuellen Lehrbeauftragten am Centrum für Religionswissenschaftliche Studie der Ruhr-Universität Bochum Volker Beck mit seiner Forderung "Dann gehören eben auch Ramadan oder Opferfest wie Karneval, Oktoberfest, Weihnachten oder Chanukka zum Brauchtum in unserem Land. Die Mehrheitsgesellschaft muss hier ihre Identität inklusiver formulieren" – aber zweimal gewiss doch. Dann war da noch ein Fall von Kirchenasyl in Rheinland-Pfalz und das von allen Wohlanständigen geteilte Entsetzen über „Ausschreitungen in Chemnitz“ – was ist da schon so ein kleiner Mord. Also alles gerade so, wie von grünbürgerlichen Stimmen zu erwarten.

Und wenn gerade von „grünbürgerlich“ die Rede ist: In der nun zu Ende gehenden Woche hat P. Eberhard von Gemmingen S.J., der ehemalige Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, die „Morgenandacht“ im Deutschlandradio bestritten. Die insgesamt 20 Minuten, die man derzeit hier nachhören kann geben einen guten Eindruck davon, wie man sich bei Jesuitens die Zukunft eines überkonfessionell säkularisierten Christentums vorstellt.

In diesem Sinne: Auf ein gutes Wochenende! Und nicht vergessen: Schon nach der Vesper am Samstag fängt der Sonntag und damit die neue Woche an.

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