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Der große Verrat

 Sandro Magister macht heute auf ein Interview mit dem emeritierten Hongkonger Kardinal Zen aufmerksam, das am 3. Dezember in der taiwanesischen Zeitschrift New Bloom  erschienen ist. Der Interviewer war Nicholas Haggerty. Wir übersetzen einen Abschnitt aus der englischsprachigen Version, in dem der Kardinal sich zu dem Geheimabkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und den chinesischen Kommunisten äußert.

Es beginnt ein langes ZitatZen: Franziskus hat wenig Respekt für seine Vorgänger. Er macht Schluß mit allem, was Johannes Paul II. und Papst Benedikt getan haben. Sie sagen zwar immer „In Kontinuität mit...“, aber das sind nur Worte, das ist eine Beleidigung. Sie stehen nicht in der Kontinuität.

Im Jahr 2010 haben Parolin und Dias sich mit den Chinesen über einen Entwurf geeinigt, und dann hieß es überall: Oh, jetzt kommt eine Übereinkunft, sie kommt, sie kommt. Aber ganz plötzlich war dann nichts mehr davon zu hören.

Ich kann es nicht beweisen, aber ich glaube, daß es Papst Benedikt war, der damals „Nein“ gesagt hat. Und ich denke, die jetzt unterzeichnete Übereinkunft ist genau die, die zu unterzeichnen Papst Benedikt damals abgelehnt hat.

Haggerty: Sie haben diese Übereinkunft nicht gesehen, man hat sie Ihnen nicht gezeigt?

Nein! Ich frage Sie: ist das fair? Ich bin einer der zwei lebenden chinesischen Kardinäle, und ich darf dieses Übereinkommen nicht sehen – und dabei war ich dreimal (deswegen) in Rom.

Haggerty: Wie war ihr Verhältnis zu Franziuskus am Anfang seines Pontifikats.? War es immer so angespannt?

Zen: Zu Franziskus hatte ich eine wunderbare persönliche Beziehung. Auch jetzt noch. Anfang Juli dieses Jahres haben wir zusammen zu Abend gegessen. Aber er beantwortet meine Briefe nicht. Und alles, was geschieht, läuft meinen Vorschlägen zuwieder.

Da sind drei Dinge. Es gibt ein Geheimabkommen – es ist so geheim, daß man nichts darüber sagen kann. Wir wissen nicht, was darin steht. Dann ist da die Legitimierung der sieben exkommunizierten Bischöfe (der Staatskirche). Das ist unglaublich, einfach unglaublich. Aber noch unglaublicher ist der letzte Akt: Die Ermordung der Untergrundkirche.

Hier geht es weiterAber jetzt haben sie die Sache zum Abschluß gebracht. Am 28. Juni hat der Heilige Stuhl ein Dokument veröffentlicht. Der Heilige Stuhl! Niemals zuvor gab es ein Dokument des Heiligen Stuhls , sie kommen immer von einer bestimmten Abteilung und sind unterschrieben. Bei diesem ist keine Abteilung angegeben, und es gibt auch keine Unterschrift. Einfach „Der Heilige Stuhl“. Irgendjemand hat nicht den Mut, die Verantwortung zu übernehmen.

Ich bin wieder nach Rom gefahren – zum dritten Mal (in dieser Angelegenheit).Ich war im Januar letzten Jahres dort, dann im Oktober, und dann im Juni dieses Jahres. Ich habe einen Brief an die päpstliche Residenz geschrieben: Heiliger Vater, ich bin hier in Rom, ich möchte gerne wissen, wer das Dokument entworfen hat, die sogenannte Pastorale Handreichung. Und ich möchte mit ihm gerne in Ihrer Gegenwart über dieses Dokument sprechen. Ich bin vier Tage lang in Rom, Sie können mich jederzeit anrufen, am Tag und in der Nacht.

Nach einem Tag – nichts. So schrieb ich einen weiteren Brief, aber diesmal mit all meinen Einwendungen gegen das Dokument, und dazu „Ich warte immer noch hier“. Nach einem weiteren Tag kam dann jemand und richtete mir aus: „Besprechen sie alles, was sie zu sagen haben, mit dem Kardinalstaatsekretär Parolin“. Ich war wütend.

Ich sagte: Nein – mit dem Burschen werde ich keine Zeit verschwenden. Es wäre wirklich reine Zeitverschwendung gewesen, denn ich könnte ihn nie überzeugen, und er mich auch nicht. Ich möchte, daß der hl. Vater dabei ist. Aber wenn das nicht möglich ist, werde ich eben mit leeren Händen nach Hause fahren.
Am letzten Tag war ich dann in der Stadt unterwegs um einige Basiliken zu besuchen und mich mit Freunden zu treffen. Ich kam ungefähr gegen 17 Uhr nach hause, und da sagte man mir: Oh, der Heilige Vater lädt Sie für heute Abend zusammen mit Parolin zum Abendessen ein.

Ich bin dann zum Abendessen gegangen, sehr schlicht, nur wir drei. Ich dachte, das Essen ist nicht die rechte Gelegenheit zum streiten, so blieb ich freundlich während des Essens und sprach die ganze Zeit nur über Hong Kong, während Parolin kein einziges Wort sagte. Zum Schluß sagte ich dann: „Heiliger Vater, was sagen Sie zu meinen Einwänden gegen das Dokument?“, und er antwortete: Ja, ja, ich werde mir die Angelegenheit ansehen. Dann hat er mich an der Tür verabschiedet.

Nun ja – so bin ich wenigstens nicht ganz mit leeren Händen zurückgekommen. Ich habe den starken Eindruck, daß Parolin den Heiligen Vater manipuliert.

Haggerty: Und was will Parolin?

Zen: Oh – das weiß niemand so genau. Es ist ein wirkliches Mysterium, wie ein Mann der Kirche mit all den Kenntnissen über China und die Kommunisten so handelt, wie er handelt. Die einzige Erklärung hat nichts mit dem Glauben zu tun. Es ist ein diplomatischer Erfolg, eitler Ruhm.

Dieser letzte Akt ist einfach unglaublich. Das Dokument bestimmt, daß man sich bei der Regierung registrieren lassen muß, um öffentlich Seelsorge betreiben zu können. Und dann muß man etwas unterschreiben, in dem es heißt man müsse die (von Rom) unabhängige (Staats)Kirche unterstützen. Das Dokument enthält Aussagen gegen unseren rechten Glauben – und trotzdem werden sie aufgefordert, es zu unterschreiben. Man kann sich doch nicht selbst betrügen. Man betrügt die ganze Welt. Man betrügt die Gläubigen. Die Unterzeichnung des Dokuments bedeutet nicht bloß eine Registrierung. Wenn man unterschreibt, erklärt man sich bereit, dieser (Staats)Kirche anzugehören, die unter der Leitung der kommunistischen Partei steht. Schrecklich, einfach schrecklich.

Kürzlich habe ich erfahren, daß der Papst auf dem Rückflug von einerm Ort, den ich vergessen habe, gesagt hat: „Natürlich will ich kein Schisma. Aber ich habe auch keine Angst vor einem Schisma.“ Und ich sage ihm: „Sie ermutigen ein Schisma. Sie legitimieren die schismatische Kirche in China.“ Einfach schrecklich

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