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„Teuflische Lügen und modische Irrtümer“

Bild: rorate-caeli.blogspot.comMit einem neuerlichen Update vom  14. Januar: Rückzug, Dementi, oder was?

Hieß es zunächst, „kein Blatt Papier“ passe zwischen Papst Benedikt XVI und seinen Nachfolger Franziskus, – so haben wir heute Grund zu der Annahme, daß nicht nur ein Taschenbuch von 150 Seiten, sondern die gesammelten Lebenswerke von Papst Benedikt und Cardinal Sarah zwischen glaubenstreuen Katholiken einerseits und Papst Franziskus samt seinen Plänen zur Neugründung einer Kirche nach seinem Bild und Gleichnis stehen. Die 150 Seiten – das ist der Umfang eines in der kommenden Woche unter dem Titel „From the Depths of Our Hearts“ erscheinenden Taschenbuches mit Beiträgen von Benedikt und Sarah sowie gemeinsam verfassten Vor- und Nachworten. Bisher sind nur Auszüge davon im Wortlaut bekannt geworden – hier auf Englisch bei OnePeterFive.

Diese Auszüge lassen jedoch bereits erkennen, daß die beiden Verfasser weit über die bekannten Einwände aus dem (wandelbaren) Kirchenrecht und der Tradition hinausgehen. Insbesondere Papst Benedikt entfaltet eine theologische Argumentation, die eine tiefgründige Analyse des Verständnisses des Priestertums vom Alten bis ins Neue Testament vorlegt und verdeutlicht, daß die Ehelosigkeit der Priester zutiefst in Lehre und Wesen der Kirche des Westens verankert ist. Kardinal Sarah betont insbesondere den Gedanken, daß der Verzicht auf die mit dem Zölibat verbundene Vollform des Priestertums kein Entgegenkommen gegenüber den Völkern des Amazonas bedeuten würde, sondern eine Diskriminierung, die ihnen den Zugang zum tieferen Verständnis des Christentums erschweren müßte. Verlauf und Ergebnisse der „Amazonas-Synode“ erfahren offenbar eine vernichtende Kritik.

Zweifelhaft an den bisher bekannt gewordenen Ausführungen erscheint uns die bereits im Zusammenhang mit dem 2. Vatikanischen Konzil von Benedikt vorgeschlagene Denkfigur, ein „tatsächliches“ Konzil bzw. Synode von einem Konzil oder einer „Synode der Medien“ zu unterscheiden. In beiden Fällen, wenn auch bei der jüngsten Synode leichter erkennbar, wurde der Angriff auf die Lehre nicht nur von außen, sondern auch aus dem Innern der Kirche selbst vorbereitet und vorgetragen. Dessen sind sich die Autoren auch anscheinend durchaus bewußt, wenn sie in ihrem gemeinsamen Schlußkapitel davon sprechen, die Angriffe gegen das Zölibat würden „mit theatralischen Inszenierungen, teuflischen Lügen und modischen Irrtümern“ vorgetragen.

Das sind überaus deutliche Worte – RorateCaeli vermutet daher mit gutem  Grund, die bereits für vor Weihnachten angekündigte Post-Synodale Erklärung habe wegen dieses Widerspruchs bisher nicht fertiggestellt werden können. Dementsprechend aufgebracht sind die „Reformkräfte“, die sich von der Synode Schubkraft für ihre (im Einzelnen oft widersprüchlichen) Pläne zur Neugründung einer „modernen Kirche“ versprochen hatte. Daniel Deckers wiederholt in der FAZ seine altbekannten Angriffe gegen Papst Benedikt aus den vergangenen Jahren und schließt mit der neuen Anschuldigung, damit habe der Emeritus „den Geist der Kirchenspaltung“ aus der Flasche gelassen. Katholisch.de reportiert Zweifel an der Autorschaft Benedikts, da dieser „nicht mehr in der Lage sei, selbst zu schreiben“ und setzt alle Hoffnung auf die Entscheidungskompetenz von Franziskus.

Update 1

Eine lesenswerte Analyse mit einem Rückblick auf das Verständnis Benedikts XVI. vom Priestertum hat Sandro Magister veröffentlicht - beim Beiboot Petri auf Deutsch. Auch Steve Scojec von Onepeterfive zeigt sich in einem zweiten Kommentar irritiert von der im Buch(anscheinend) anklingenden Unterscheidung zwischen einer realen (gut katholischen) und einer von den Medien im Sinne ihrer säkularen Ziele entstellten Amazonassynode. Außerdem zitiert er einige Äußerungen von Lobrednern am päpstlichen Hof, die ihrer Wut über die Intervention Benedikts und Sarahs keine Zügel anlegen. Noch mehr davon hat Fr. Zuhlsdorf gesammelt. Einen weiteren Beitrag mit vielen gesammelten Reaktionen bietet Lifesite News. Ebenfalls auf Lifesite weist Maike Hickson darauf hin, daß Cardinal Sarah in seinem Beitrag zum Buch dem Gedanken an die Weihe von Frauen zu Diakonen eine deutliche Absage erteilt. Zur Diskussion um die Authentizität der Mitwirkung Benedikts s. unter anderem kath.net.

Update 2: Rückzug, Dementi, oder was?

Die Nachrichtenlage am Dienstagmittag ist, wie es sich in diesem Pontifikat gehört, verwirrend. Nein, Benedikt ist - so Erzbischof Gänswein, nicht Mitautor des Buches und verlangt, als solcher vom Buchtitel gestrichen zu werden. Ja, ebenfalls Gänswein, sein Beitrag im Buch ist echt, sozusagen 100% Benedikt. Aber die Mitautorschaft am Buch war nicht vereinbart. Doch, sie war vereinbart, sagt Kardinal Sarah. Fragt sich mit wem, fragt sich, wo die Mißverständnisse liegen, oder wer hier wen gelinkt, unter Druck gesetzt oder sonstwie in den Regen gestellt hat. Die Einzelheiten und der Fortgang des laufenden Krimis auf katholisch.de, kath.net und in der Qualitätspresse.

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