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Geliebtes Amazonien

Bild: AsiaNews.itDie progressiven Kreise in und außerhalb der Kirche haben tief enttäuscht auf die „Apostolische Exhortation“ von Franziskus im Nachklang der Amazonas-Synode reagiert. „Nicht einmal eine hoffnungsvolle Fußnote“ findet Björn Odendal vom bischöflichen Portal „katholisch.de“ in dem ganzen Text. Statt dessen sieht er hier und da sogar Anzeichen für eine Bekräftigung bisheriger Positionen. Mit seiner lebhaften Klage über diese „Mut- und Ideenlosigkeit“ des Papstes spricht er in der entstehenden deutschen Nationalkirche vielen aus der Seele.

Bei den traditionsorientierten Katholiken ist die Einschätzung uneinheitlich. OnePeterFive  nimmt eine negative Perspektive ein und vermutet, das ganze sei nur Teil eines geschickten Täuschungsmanövers, um die an der überlieferten Lehre und Disziplin festhaltenden Gläubigen einzulullen. Damit stehen die unsererseits hoch geschätzten Kollegen nicht allein, aber mehrheitlich sehen wir eine eher positive Einschätzung – gut und kenntnisreich präsentiert auf katholisches.info. Unter der Überschrift „Das Scheitern einer Synode und eines Kardinals“ wird dort nicht nur der angekündigte Amtsverzicht von Kardinal Marx als Chef der DBK im Zusammenhang mit der wenig zu „Reformen“ auf dem synodalen Weg ermutigenden Exhortatio gesehen; die Verfasser stellen auch Spekulationen darüber an, ob und wie weit das Buch von Expapst Benedikt und Kardinal Sarah dazu beigetragen haben könnten, dem Schlußpapier der Synode die schlimmsten Spitzen zu nehmen. Das alles ist nicht von der Hand zu weisen, bleibt aber ungewiss.

Noch positiver ist die Aufnahme des Dokuments bei Kardinal Müller, der in einer ersten lesenswerten Analyse des Textes im National Catholic Register viele Argumente dafür findet, darin ein „Dokument der Versöhnung“ zu sehen. Wieder mehr auf der kritischen Seite steht demgegenüber ein Beitrag auf LifesiteNews, der – gestützt auf einige dahingehend auslegbare Aussagen – die Frage stellt: „Hat Papst Franziskus in seiner Exhortatio die götzendienerische Verehrung der Pachamama verteidigt?“

Außerordentlich gut informiert und sehr nüchtern kommt der Bericht Edward Pentins zur Vorstellung der Exhortatio im National Catholic Register daher. Die Überschrift sagt eigentlich schon alles: „Widersprüchliche Signale aus dem Vatikan zur Vorstellung von ‚Querida Amazonia‘“. In einem Satz zusammengefasst: Der Text enthält keinerlei beunruhigende Neuerungen – ist aber auch weit davon entfernt, den aktuellen Debatten und der daraus entstehenden Unruhe in der Kirche einen Schlußpunkt zu setzen und hat wohl auch gar nicht die Absicht.

Dieser Sicht können wir uns vorbehaltlos anschließen. Nicht nur Kardinal Marx hat bereits klar ausgesprochen, daß die Debatten auf allen Ebenen und zu allen Themen weitergehen werden. Das würden sie – und das relativiert den Stellenwert der Exhortatio überhaupt – selbst dann, wenn Franziskus die bisherige Lehre und Disziplin in stärkeren Worten ausdrücklich bekräftigt hätte. An „starken Worten“ – und das ist hier keinesfalls abschätzig gemeint – hat es weder in Humanae Vitae von Papst Paul VI. noch in Presbyterium Ordinis von Johannes Paul II. noch in Ansprachen und Enzykliken von Benedikt XVI. gefehlt.

Die Progressisten, die sich mehr als Vollstrecker des Hegelschen Weltgeistes denn als Verkünder der apostolischen Tradition sehen, hat das nie gestört. Sie werden weiter kämpfen – bis zum endgültigen Sieg oder zur endgültigen Spaltung.

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