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Feldhospital - bei Bedarf geschlossen

Bild: Andrew Medichini/APAm Donnerstagabend veröffentlichte der Generalvikar der Diözese Rom einen Erlass, nach dem die Kirchen des Bistums, in denen bereits zuvor schon keine öffentlichen Messen mehr stattfanden, bis in den April hinein ganz geschlossen werden sollten. Das scheint dem Ortsordinarius, der die Kirche gerne als Feldhospital für alle Bedrängten und Verwundeten bezeichnet, denn doch mißfallen zu haben: Am Freitagmorgen warnte er in seiner Predigt in der leeren Hauskapelle von Sta. Marta vor allzu drastischen Maßnahmen, am Freitagmittag wurde der Erlaß weitgehend zurückgenommen. Was nichts daran ändert, daß in anderen Diözesen oder ganzen Ländern wie z.B. Belgien oder Österreich weiterhin Beschlüsse gelten, wonach keine öffentlichen Gottesdienste stattfinden oder die Kirchen ganz geschlossen bleiben. Auch viele deutsche Bischöfe tendieren zu solchen Maßnahmen.

Man muß Franziskus‘ Charakterisierung der Kirche als Feldhospital nicht als besonders glücklich betrachten, um schmerzhaft den Widerspruch zwischen dem Anspruch des Papstes und dem Handeln einer großen Zahl seiner Bischöfe zu empfinden. Die Kirche ist viel mehr als ein Feldhospital – aber es war immer auch eine Funktion der Kirche als Institution, ihre Kirchengebäude in Zeiten der Not als Schutzräume, als Räume des Gebets und der Sakramentenspendung sowie der Vermittlung von Trost in der Gemeinschaft oder im stillen Gebet der Einzelnen offen zu halten. In vorwissenschaftlichen Zeiten war das das einzige, das den Menschen Hoffnung geben konnte. Das hat sich inzwischen insoweit geändert, als wir uns in vieler Hinsicht auch selbst helfen können – aber ist das, was wir selbst run können (und auch sollen) wirklich die einzige Hilfe und Hoffnung, die die Kirche zu geben vermag?

Die Kirche verpflichtet niemanden, eine Kirche (oder auch den Sonntagsgottesdienst) zu besuchen, wenn er fürchten mußt, sich dort zu infizieren und seine Angehörigen zu gefährden. Im Gegenteil: Wer Grund zu der Annahme hat, selbst infiziert zu sein, ist vor seinem Gewissen verpflichtet, Räume und Verhalten zu meiden, wo er für andere zur Gefahr werden kann. Aber den öffentlichen Gottesdienst einzustellen oder die Kirchen ganz zu schließen eröffnet eine ganz andere Dimension. Diese Maßnahme ist ihrem Wesen nach unbarmherzig und autoritär, weil sie den Menschen, die ihre Zuflucht bei Gott suchen, das in einer nicht zu rechtfertigenden Weise erschwert und sie entmündigt. Aber die mit der Kirchenschließung einhergehenden Signale reichen noch weiter: Richtet eure Augen nicht nach oben,  Hilfe kommt Euch im Namen des wohltätigen Staates, der Weisheit der Wissenschaft und der eigenen Kraft. Psalm 120 war gestern. Setzt eure Hoffnung nicht auf Gott, seine Sakramente oder die Heiligen – das passt nicht mehr in unsere Zeit.

Die Schließung der Kirchen in der Zeit der Seuche ist quasi die Ratifikationsurkunde der abgeschlossenen Selbstsäkularisierung der Institution, die einst das Reich Gottes auf Erden verkünden wollte.

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