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Der Angriff gilt der Messe

Bild:Website der Rogers State University In den USA ist die Auseinandersetzung um die Teilnahme an Gottesdiensten in Zeiten der Pandemie deutlich schärfer als in Deutschland. Während einige Regionen oder Staaten ähnliche Regelungen getroffen haben, wie sie derzeit auch hier gelten, haben in anderen radikale grünlinke Machthaber die Gelegenheit genutzt, um den Kirchen öffentlichen Gottesdienst praktisch unmöglich zu machen. Teilweise verbinden sie das mit hämischen Demütigungen wie z.B. in Kalifornien, wo zwar Striplokale öffnen dürfen – Gottesdienst aber nicht stattfinden können. Und die Bischöfe finden nur in wenigen Fällen die Kraft, den gebotenen Widerstand zu leisten – nicht zuletzt auch deshalb nicht, weil sie aus Rom keine Unterstützung bekommen – eher im Gegenteil. In dieser Situation hat ein Text von Papst Franziskus, der ausgerechnet in der New York Times erschienen ist und die Pandemie rein unter säkularen Aspekten betrachtet, den Philosophieprofessor Frank Grabowski von der Rogers State University zu einer kritischen Analyse veranlaßt, die Anfang der Woche im Crisis Magazin veröffentlicht worden ist. Wir haben wesentliche Auszüge daraus übersetzt.

Es beginnt ein langes ZitatViele Katholiken waren wahrscheinlich überrascht, als sie den Namen von Papst Franziskus auf der Autorenseite der New York Times erblickten. (Vielleicht aber auch nicht.) Der Artikel – tatsächlich war es ein Auszug aus seinem neuen Buch „Laßt uns träumen“ bestätigt, was wir bereits wissen: Die Corona-Pandemie hat großen Einfluß auf das Denken des hl. Vaters.

Wie alle Krisen, so Franziskus, hat auch diese ihre Helden und ihre Schurken. Unter den Helden sind die Mitarbeiter des Gesundheitswesen, deren selbstloser Einsatz für andere uns daran erinnert, daß menschliche Leben nicht nach ihrer Länge zu messen sind, sondern danach, wie sie genutzt werden. Doch nicht alle haben selbstlos gehandelt. Im Gegensatz zu den Mitarbeitern des Gesundheitswesens und anderen „Antikörpern gegen die Indifferenz gegenüber dem Virus“ stehen andere, die gegen den Lockdown protestieren, sich weigern, Abstand einzuhalten und gegen Reisebeschränkungen auf die Straße gehen.

Diese Demonstranten, die Franziskus als „selbstsüchtig“ betrachtet, sind die Schurken im Stück der Pandemie. Sie beurteilen alles vor dem Hintergrund persönlicher Freiheit und widersetzen sich den Anstrengungen der Regierungen, die Wohlfahrt der Bürger an die erste Stelle zu setzen. Ähnliche Meinungen gegenüber den Protestierenden haben wir schon von staatlicher Seite und aus den Medien gehört, aber wenn der Papst sie sich zu eigen macht, hat das seine eigene bedenkenswerte Bedeutung.

Hier geht es weiterNach der Einschätzung von Franziskus sind die Aktionen der Protestierer beschämend, weil sie sich nicht am Gemeinwohl orientieren. Er schreibt in der Times: „Der Blick auf das Gemeinwohl erfaßt weitaus mehr als die Summe dessen, was gut für die Einzelnen ist. Er bedeutet, auf alle Bürger zu achten und auch die Bedürfnisse der am wenigsten begünstigen zu erfüllen.“ Leider schreibt er weder in der Times noch in Fratelli Tutti, was „auf alle Bürger zu achten“ bedeutet.

Oft bezeichnet Franziskus Krieg, Armut, Hungern und Klimaveränderung als Bedrohungen für das Gemeinwohl. Ähnlich argumentiert er in Fratelli Tutti, daß es zum Erreichen des Gemeinwohls und der Wahrung eines wesentlichen Maßes von Freiheit notwendig ist, die grundlegenden materiellen Bedürfnisse der Menschen zu erfüllen. Aber sein Artikel in der Times sagt nichts zu den geistigen Nöten derer, die aufgrund der staatlich verfügten Einschränkungen nicht an der Eucharistie teilnehmen können. Warum betont Franziskus nicht den Stellenwert der Religionsfreiheit? Warum betrachtet er Freiheit als eine Sache der Politik – des Verhältnisses zwischen Bürger und Staat – und nicht als Frage des Verhältnisses zwischen Mensch und Gott?. Letzten Endes gilt doch: „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“.

Die alten Israeliten wußten, daß Freiheit mehr bedeutet als Politische Autonomie. Für sie war Freiheit im Grunde eine religiöse Kategorie; sie bedeutete die Freiheit, Gott in der richtigen Weise zu verehren. Die Israeliten baten den Pharao: „Lass uns ziehen und Gott unser Opfer darbringen“. Diese Worte waren nicht nur Ausdruck politischen Widerstandes, sondern sie entsprachen dem Willen Gottes: „Laß mein Volk ziehen, auf daß es mir in der Wildnis diene“.

Der Pharao versuchte, mit Moses darüber zu verhandeln. Er wollte den Israeliten ihren Gottesdienst erlauben – aber nur innerhalb des Landes Ägypten. Aber die Israeliten lehnten jeden Kompromiss ab. Moses bestand darauf, daß sein Volk das Land seiner Gefangenschaft verlassen dürfe, um Gott so zu dienen, wie Gott selbst wollte, daß ihm gedient werde. Das muß man unterstreichen: Die Freiheit, die die Israeliten verlangten, war nicht eigensüchtig, sondern sie war darauf gerichtet, den Willen eines anderen zu erfüllen. Es leuchtet ein, daß Leute, die alles durch eine politische Brille betrachten, dazu neigen, den Exodus als einen Akt politischer Rebellion zu betrachten. Aber der Text macht ganz deutlich, daß die verlangte Freiheit darin bestand, frei zu sein für die Verehrung Gottes in der ihm geziemenden Weise.

In seinem „Geist der Liturgie“ legt Papst Benedikt dar, was die Flucht aus Ägypten für die Israeliten bedeutete: Sie war weniger die Flucht vor dem Pharao sondern eine Wanderung hin zu Gott. Er schreibt: Das Volk erhält das Land als seinen Ort für die Verehrung des wahren Gottes. Der bloße Besitz des Landes, bloße Nationale Selbständigkeit würden Israel auf die Ebene anderer Nationen herunterbringen“. Das ist ein extrem wichtiger Punkt, der doch so oft übersehen wird. Menschen haben zu allen Zeiten darum gekämpft, sich von Tyrannei und Unterdrückung zu befreien und persönliche Freiheit und Bürgerrechte zu gewinnen. Aber mit Israel verhält es sich anders. Sie waren nicht von demokratischen Träumen freiheitlichen Werten motiviert, sondern von der Liebe zu Gott und dem Verlangen, ihm die Ehre zu erweisen.

Wie Benedikt bemerkt, wird das Gelobte Land „erst dann zu einem wirklichen Gut, einem wahrhaften Geschenk, der Erfüllung eines Versprechens, wenn es der Ort ist, an dem Gott herrscht.“ Die Israeliten wollten nicht Götter und Herren in ihrem eigenen Reich werden. Sie wußten, daß wahre Freiheit nur in der Erfüllung des Willens Gottes zu erreichen ist. Und er führt aus: „Die Verehrung Gottes, die Freiheit, Gott auf rechte Weise zu dienen, erscheint in dem Aufeinandertreffen mit dem Pharao als der einzige Zweck des Auszugs, ja, als sein eigentliches Wesen“.

Nach der eher kursorischen Auseinandersetzung mit einigen weiteren Äußerungen von Franziskus in der NYT faßt Autor Grabowski das Wesentliche seiner Ausführungen noch einmal so zusammen:

Die Pandemie hat tatsächlich das Beste und das Schlechteste in vielen von uns zum Vorschein gebracht. Unseren Mitmenschen in dieser Krise zu dienen hat hohe Priorität, aber unserem himmlischen Vater zu dienen sollte immer und überall unsere höchste Priorität sein. Andere hart zu beurteilen und ihnen unchristliche Motive zu unterstellen, wird denen, die unter dem Virus leiden, wenig helfen und wird niemanden näher zu Gott führen.

Die Feier des Leidens Christi und der Empfang der Eucharistie wird genau das vollbringen. Lasst uns Caesar geben, was Caesars ist, aber laßt uns auch dafür beten, daß unsere religiösen Führer wie Moses den Mut aufbringen, als gute Hirten aufzutreten und gegen die schädlichen Beschränkungen für den rechten Gottesdienst zu protestieren und so ihre Herden wieder zu den heiligen Orten führen, wo seine gehorsamen Gläubigen Gott wieder so verehren können, wie das seinem Willen entspricht.

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