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Die 42. Woche

Bild: repubblica.it/ansaEin weiteres Mal mußte diese Woche die Pressestelle des Vatikans einen Fehler berichtigen, der übereifrigen Mitarbeitern dieser Behörde in der letzten Zeit schon mehrfach unterlaufen war: Bei der Veröffentlichung der Termine päpstlicher Liturgien für die kommenden drei Monate hatten sie für den 13. Januar zunächst vermerkt, der „Nachfolger Christi“ werde in der Sixtina die hl. Messe feiern und einige Kinder taufen. Nun wurde in vorkonziliaren Zeiten der Papst oft als irdischer Stellvertreter Christi bezeichnet, seine Benennung als Nachfolger des Petrus ist auch heute noch geläufig – zum „successore“ Christi hat es aber erst der demütigste Papst aller Zeiten gebracht. Vielleicht hat ja einer irgendjemand seiner Hofschranzen die „Imitatio Christi“ des Thomas a Kempis falsch verstanden.

Ansonsten war das große Thema in Rom die Bischofssynode, die in dieser Woche ihr (längst vorgefertigtes?) Schlußdokument ausformulieren durfte. Die Gerüchte, wonach dieses Dokument entweder eine Neubewertung der Homosexualität bringen werde – bekanntlich sind die Jugendlichen heute ja alle schwul – oder aber eine grundstürzende Neuordnung der kirchlichen Synodalität vornehme, lassen wir zunächst auf sich beruhen. Vielleicht enthält es ja auch nur eine lehramtliche Verurteilung von Plastikbechern für „coffee to go“. Wir werden darauf zurückkommen, wenn es vorliegt.

Während die Mehrzahl der Kardinäle der heiligen katholischen Kirche die römischen Wirrungen und Irrungen weiterhin schweigend hinnimmt, haben sich die beiden Eminenzen (von lateinisch eminere: herausragen, sich erheben, sichtbar sein) Burke und Müller wieder einmal vernehmlich zu Wort gemeldet: Raymond Cardinal Burke macht darauf aufmerksam, daß Franziskus zwar viele neue Kardinäle vorzugsweise „von den Rändern des Erdkreises“ ernennt – Kontakte zwischen diesen aber nach Möglichkeit verhindert. Das kommende Konklave werde es schwer haben, sich auf einen Nachfolger (hier stimmt das Wort) zu verständigen – man kenne sich ja kaum.

Gerhard Cardinal Müller hat im Interview mit dem „domradio“ (das sind die mit dem Antifa-Winkel) Stellung zur anhaltenden Auseinandersetzung über die derzeit noch nicht erfolgte Ernennung von P. Ansgar Wucherpfennig SJ zm Rektor der Jesuitenhochschule St. Georgen bezogen. Zum einen mit der erfreulich klaren Aussage: „Wenn jemand in der kirchlichen Lehre tätig ist und führend an einer Hochschule arbeitet, wird von ihm verlangt, dass er den ganzen katholischen Glauben als Basis seiner wissenschaftlichen Auslegung akzeptiert.“ Zur Sache selbst – bis zu welchem Grad kann die Kirche in homosexuellen Verbindungen einen positiven Wert erkennen – erteilt er allen „Aggiornamento“-Ideen eine grundsätzliche Absage: „Wir brauchen unseren Standpunkt nicht zu ändern, weil er der richtige ist. Wir brauchen nicht einen falschen Standpunkt zu akzeptieren. Was die Ehe ist, kann nicht vom Staat definiert werden, denn es ist eine vorstaatliche Wirklichkeit.“ In die gleiche Kerbe schlug übrigens auch Nuntius Etorović, der dem wissenschaftlich hoch angesehenen Wucherpfennig empfahl, einmal einen Blick in den Katechismus zu werfen.

Aber darüber sind wir bei Jesuitens doch schon längst hinaus!

Ob sich Franziskus, der wohl auch in dieser Sache die letzte Entscheidung an sich ziehen wird, von solchen Hinweisen beeindrucken läßt, steht dahin. Nach wie vor wird in Rom von einem Kompromiß gemunkelt, wonach der Jesuit Wucherpfennig seine Bestätigung erhalten soll, nachdem Jesuiten-Chef Sorsa eine Bürgschaftserklärung für dessen Rechtgläubigkeit abgelegt hat. Selten so gelacht in diesen humorlosen Zeiten.

Aber einen Witz haben wir dann doch noch – auch wenn wir dazu nicht auf den engeren Bereich theologischer Pseudowissenschaft, sondern den weiteren der „Gender Studies“ schauen dürfen, wo es fast ebenso „pseudo“ zugeht wie in der Wissenschaft von Jesuiten.

Bekanntlich hat die ungarische Regierung dieser neuentdeckten Wissenschaft – wer erinnert sich übrigens noch an die arische „Rassenkunde“? – nicht nur die staatlichen Fördermittel gestrichen, sondern auch die Studienfächer selbst samt der Möglichkeit, darin einen Abschluß zu machen. Von einem „Verbot“, wie das vielfach behauptet wurde, kann allerdings keine Rede sein: Wer dem Hobby Genderforschung nachgehen will, kann das weiter tun. Nur auf eigene Kosten – und ohne staatliche Anerkennung.

Das ist sehr erfreulich, wenn auch per se immer noch nicht witzig. Geduld, der Witz kommt noch: Die international renommierte Genderforscherin Prof. Dr. Sabine Hark von der technischen Universität Berlin hat im Interview mitgeteilt, als Reaktion auf den ungarischen Vorstoß gegen die „Freiheit der Wissenschaft“ sei ein internationaler Streik der Gender Studies im Gespräch. Die kritische Wissenschaftsseite „Science Files“ berichtet darüber unter der Überschrift „Der Tag, an dem die Erde still stehen wird“. 

Wir rechnen mit dem Schlimmsten.

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