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Noch einmal FSSPX

Die offizielle Website der katholischen Kirche Deutschlands macht heute mit einem Bild von Kardinal Müller auf - den sie nicht besonders mag - und verweist dazu auf ein Porträt von Erzbischof Lefbvre, den sie noch viel weniger mag. Grund der Anstrengung ist das gestrige Treffen zwischen Bischof Fellay und Kardinal Müller als Präfekt der Glaubenskongregation, das wegen der ihm im Kommuniqué bescheinigten „freundlichen Atmosphäre“ überall da Beunruhigung ausgelöst hat, wo man auf den Hinauswurf der Bruderschaft gehofft hatte.

Zu Beruhigung fischt katholisch.de aus den Kommuniques, die Vatikan und die Bruderschaft über das Gespräch veröffentlicht haben, einen wie man dort meint bedeutsamen Unterschied heraus: Die vatikanische Formulierung stelle die angekündigten weiteren Gespräche in die Perspektive eines erhofften „Erreichen der vollständigen Versöhnung“, demgegenüber enthalte die Erklärung der Bruderschaft zwar einige zusätzliche Informationen,

... vor allem aber nennt sie ein anderes Ziel. Von einer Aussöhnung ist nichts zu lesen. Die erste Begegnung Müllers mit Fellay habe darauf gezielt, gemeinsam Bilanz über die Beziehungen seit der Abdankung von Papst Benedikt XVI. und dem Weggang von Kardinal William Joseph Levada, dem vorhergehenden Präfekten der Glaubenskongregation, zu ziehen.

Neben lehrmäßigen und kanonischen Schwierigkeiten habe man auch über die aktuelle Situation der Kirche gesprochen. Die Erklärung schließt mit dem Satz: "Es wurde beschlossen, den gemeinsamen Austausch aufrecht zu erhalten, um bestehende auseinanderweichende Punkte zu klären." Was genau sich die Piusbrüder von den nun folgenden Gesprächen erhoffen und ob sie das Ziel einer "vollständigen Versöhnung" unter den Vorgaben des Vatikan teilen, bleibt vorerst unklar.“

Da gibt es in der Tat einen unterschiedlichen Akzent - „vollständige Versöhnung“ ist derzeit bei der Bruderschaft, wo man gar nicht so genau zu sehen glaubt, mit wem man sich da versöhnen solle, kein populäres Ziel. Hier mehr Durchblick zu schaffen muss in der Tat das erste Ziel aller Gespräche sein.

Viel wichtiger erscheint jedoch etwas anderes, in dem beide Kommuniquees nun wieder ganz übereinstimmen: Die beiderseitig gewollten und angekündigten Gespräche sind an keine Vorbedingung geknüpft. Die „lehrmäßige Präambel“, deren bedingungslose Anerkennung und Unterzeichnung der Vatikan im Frühjahr 2012 ultimativ zur Voraussetzung jeder weiteren Diskussion gemacht hatte - was damals zum faktischen Abbruch der Verhandlungen geführt hatte - diese Präambel ist offensichtlich vom Tisch. Was den Vatikan betrifft vielleicht nicht vom Inhalt her, wohl aber als Vorbedingung für Gespräche. Es kann also zunächst ohne Drohung erneuter Exkommunikation weiter miteinander fesprochen werden - und wenn es ein paar Jahrzehnte dauern sollte. Damit kehrt die Politik des Vatikans wieder zu der pragmatischeren Haltung zurück, mit der die Kirche traditionell Meinungsverschiedenheiten begenet, die nicht den Kernbereich des Dogmas betreffen. Und das Pastoralkonzil Vatikan II ist eben nicht das „Superdogma“, zu dem es einige seiner Ausdeuter hochstilisieren wollen.

Der genaue Inhalt der „lehrmäßigen Präambel“ von 2012 ist übrigens nach wie vor nicht bekannt. Ebenso im Dunkeln liegen die Umstände, die damals dazu führten, die Bruderschaft nach zeitweise durchaus erfolgreich scheinenden Gesprächen mit Forderungen zu konfrontieren, die diese offensichtlich nicht akzeptieren konnte. Man geht jedoch sicher nicht fehl in der Annahme, hier Zusammenhänge mit den innerkurialen Auseinandersetzungen und Intrigen zu sehen, die dann schließlich zur Abdankung von Papst Benedikt führten.

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