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Das Lamm ist der Löwe

Das Lamm Gottes, dargestellt als Bannerträger und oft genug in schlimm verkitschter Form, ist eines der bekanntesten Symbole für den auferstandenen Christus. Viel weniger bekannt ist das Christus-Bild des Löwen, von dem Adam von St. Viktor in seinem Osterhymnus Sexta passus feria singt:

Christ, in Sterbens einzger Not,
Bringt vom zweifach nahen Tod
Uns Erlösung;
Tut das Tor des Lebens auf,
Löst der Klagen wehen Lauf
In Genesung.

Seht, der Löwe, heldenhaft,
Strahlt im Zeichen seiner Kraft,
Heil erstanden:
Seiner Waffen edle Macht
Stürzt den Herrn der Niedertracht
Tief in Schanden.

Das ist - neben einigen längst abgeschafften Tropen und vergessenen Passagen aus mittelalterlichen Osterspielen - eine der ganz wenigen Erwähnungen dieses Symbols im Kulturraum der Westkirche. Ernstzunehmende bildliche Darstellung waren - zumindest über Google - überhaupt nicht aufzufinden.

Dabei stammen beide Bilder, das Lamm wie der Löwe, aus dem gleichen Text, nämlich aus der Offenbarung des hl. Johannes. Wenn das Buch mit den sieben Siegeln herangetragen wird, das keiner öffnen kann, heißt es zunächst, daß nur der siegreiche Löwe aus dem Stamm Juda im Stande ist, seine Geheimnisse zu eröffnen - und während er herantritt, wird er im Auge des Sehers zum Lamm, das geschlachtet ist, und es ertönt ein neues Lied:

Du bist würdig, zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel; denn du bist geschlachtet und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erkauft aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen.

Das Lamm ist der Löwe, Christus vincit. In diesem Sinne: Frohe Ostern.

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