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Eine Position für Piero Marini

Papst Franziskus hat den langjährigen früheren Zeremoniar der Päpste Johannes-Paul II. und Benedikt XVI:, Erzbischof Piero Marini (73), zum Vorsitzenden der Sonderkommission für die Liturgie der Ostkirchen ernannt. Diese Ernennung hat Befürchtungen ausgelöst, Marini als überzeugter Schüler Annibale Bugninis habe den Auftrag erhalten, die im Westen doch längst krachend gescheiterten liturgischen Ideen seines Lehrers nun auch in den vermeintlich bis jetzt unberührt gebliebenen Kirchen des Ostens umzusetzen. Ganz auszuschließen ist das nicht, aber man muß diese Gefahr auch nicht überschätzen.

Zunächst einmal ist es keinesfalls so, daß die liturgischen Deformationen in der Westkirche seit den 60er Jahren bisher keine Auswirkungen auf die Liturgien der östlichen Kirchen gehabt hätten. Es gab zwar keine zentral angeordnete liturgische Neugestaltung, aber es ist unverkennbar, daß einzelne Elemente der westlichen Entwicklung - Reduktion der Bedeutung der Ikonostase, Stellung des Zelebranten am Altar, stärkere oder ausschließliche Verwendung moderner Volkssprachen statt althergebrachter Liturgiesprachen wie Kirchenslavisch oder Syriakisch usw. sich auch in östlichen Kirchen ausgebreitet haben. Auch Messdienerinnen sind schon gesehen worden.

Andererseits gibt es auf der Ebene von Gemeinden, einzelnen Orden oder Bistümern auch eine Gegenbewegung, die diverse Elemente einer im Lauf insbesondere des 19. und 20. Jahrhunderts durchgesetzten Romanisierung der Liturgie wieder rückgängig machten will oder bereits gemacht hat und sich dabei eng an die nicht in Einheit mit dem Papst stehenden Kirchen ihrer jeweiligen Länder anlehnt. Die traditionelle bis zur inneren Uneinigkeit gehende Vielgestaltigkeit der östlichen Kirchen ist auch nicht zu unterschätzen. Die Chancen, ein weiteres Mal mit einem römischen Gewaltakt eine Liturgiereform erzwingen zu können, stehen schlecht.

So ist wohl eher den Beobachtern der römischen Entwicklung zuzustimmen, die in der Ernennung Marinis wenig mahr als ein symbolisches Entgegenkommen gegenüber den Kräften im innervatikanischen Ränkespiel sehen, die Piero Marini gerne als Präfekten der Gottesdienstkongregation installiert hätten und in der Vergangenheit immer wieder Gerüchte gestreut hatten, diese Ernennung stehe unmittelbar bevor. Mit der Vergabe dieses wichtigen Amtes an Robert Kardinal Sarah und der Ernennung Marinis für die Ostkirchenkommission dürfte das endgültig erledigt sein.

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