Bereichsnavigation Meldungen:

„Unser Treffen ist die Botschaft“

Bild: Reuters/ZDF zitierte MeldungDer Missionsauftrag des Auferstandenen „Gehet hinaus und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes  und lehret sie alles halten, was ich euch befohlen habe“ (Matthäus 28) gehört zu den Gründungsurkunden des Christentums. Ohne diesen Auftrag wäre die Gruppe der Jünger eine von vielen jüdischen Sekten geblieben, die in Israel das Erbe ihres verehrten Gründers hochhielten, ohne damit den Lauf der Geschichte besonders zu beeinflussen und der Menschheit ihre Erlösung zu verkünden.

Deshalb ließ es aufhorchen, als Papst Franziskus sich im Interview mit La Croix in einer Weise äußerte, als ob dieser Auftrag in einer Weise verstanden werden könnte, wie auch die Anhänger Mohammeds ihre Sendung verstehen – und seit anderthalb Jahrtausenden mit Feuer und Schwert und watend in Meeren von Blut und Tränen in der Welt ausbreiten.
Deshalb ließ es erneut aufhorchen, als Kardinal Kurt Koch am 23. Mai in London daran erinnerte, daß die Kirche den Auftrag habe, alle Menschen zu bekehren, auch die moslemischen „Gotteskrieger“, die die Christen blutig verfolgen, wo immer das in ihrer Macht steht. Freilich machte der Kardinal mit einer artigen Verbeugung vor der Konzilserklärung Nostra Aetate eine Ausnahme für die Juden – als ob diese nicht zu „allen Menschen“ gehörten und als ob die Apostel blind und dumm gewesen wären, als sie den Juden die Heilsgeschichte des Messias verkündeten, um sie zu taufen.

Noch mehr ließ es dann freilich aufhorchen, als P. Lombardi – das ist der Mann, der uns immer weißmachen will, daß etwas anderes gesagt als gehört worden ist – behauptete, der Kardinal sei „falsch verstanden“ worden: „Es ist nicht korrekt, Kardinal Kurt Koch eine Aufforderung zur Prosellytenmacherei gegenüber den muslimischen Gläubigen zuzuschreiben“. (Lesenswert dazu ‚Ein Kardinal wird zurückgerudert‘ auf pro-theol.blogspot.de).

Nun wird uns der überaus gewitzte Lombardi sicher demnächst erklären, wie seine Bezeichnung von der Mission als „Proselytenmacherei“ zu verstehen ist – etwa unter Hinblick auf den hl. Franziskus, der zu einer Zeit, als Christen noch Missionare und Sultane (manchmal) noch Gentlemen waren, zu Sultan el Malik el Kamil nach Dumyat in Nordägypten reiste, um ihm das Evangelium zu predigen. Der Sultan ließ sich zwar nicht taufen – aber er gewährte Franziskus sichere Rückreise, und fortan wagten sich viele fromme Franziskaner in die Länder unter dem Banner des Propheten, um dort das Evangelium zu verkünden. Die meisten trafen nicht auf Gentlemen wie der hl. Franziskus, und sie starben als Märtyrer.

So war das also wohl alles ein großer Irrtum, und inzwischen sehen wir auch, warum: In der vergangenen Woche schlugen „Papst Franziskus und der ägyptische Großimam Ahmed Mohammed al-Tayyeb ... ein neues Kapitel im interreligiösen Dialog auf. Am Montag begegneten sich der Papst und der führende Geistliche der Al-Azhar-Universität aus Kairo erstmals zu einem persönlichen Gespräch im Vatikan. Die anschließende Pressemitteilung des Heiligen Stuhls sprach von einer „sehr herzlichen“ Atmosphäre. Die beiden Herren versicherten sich ihrer grundsätzlichen Übereinstimmung in der Sorge für die Armen der Welt und für einen friedenstiftenden Dialog der Religionen auf Augenhöhe.

Vom Evangelium war nicht weiter die Rede. „Unser Treffen ist die Botschaft“ meinte Franziskus II. zur Begrüßung seines Gastes. Und es gab ein schönes Bild, das die Herzen der Menschen in einer postreligiösen Welt – so weit sie denn reicht – erwärmen kann.

Zusätzliche Informationen