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Priesterweihe des IBP in Bordeaux

Bild: https://www.riposte-catholique.fr/archives/179444Kath.net dokumentiert heute mit freundlicher Genehmigung des Kardinals und in voller Länge die Predigt, die Kardinal Gerhard Ludwig Müller am vergangenen Samstag anläßlich der Erteilung der Priesterweihe in Bordeaux gehalten hat. Dafür sind wir kath.net dankbar – die Predigt enthält viel Wertvolles und ist zur Lektüre in ganzer Länge sehr empfehlenswert. Kath.net „vergißt“ es allerdings, zu erwähnen, wer da in Bordeaux geweiht worden ist, nennt aber immerhin den Namen der Kirche: Saint-Eloi – die uns und vielen anderen als Sitz einer Personalpfarrei des Institut Bon Pasteur wohl bekannt ist.

Die französische Website Riposte-catholique spricht denn auch ganz eindeutig von der Weihe von sechs Priestern für das Institut, während die Website des IBP selbst zumindest am Montag-Vormittag mit der Nachricht noch hinter dem Berg hält.Inzwischen sind allerdings Photos auf der Website des Seminars aufgetaucht. In der Tat: allzu laute Beifallsbekundungen sind in den Zeiten von Traditionis Custodes und anhaltenden römischen Auseinandersetzungen über die Zukunft der Gemeinschaften des überlieferten Ritus nicht angebracht. Aber ein wenig Freude sei uns doch gegönnt - zumal am Samstag auch noch ein Diakon geweiht wurde und bereits im Frühjahr eine weitere Priesterweihe stattgefunden hatte. Sieben Neupriester - das stellt soweit wir wissen den bisher stärksten Weihejahrgang des IBP überhaupt dar. Dazu kommt,  daß Kardinal Müller hier ein weiteres Mal seinen Willen bekräftigt hat, alles in seiner Kraft Stehende zu tun, um das Überleben der Institute der Tradition in der Zeit der Verfolgung zu sichern. Priesterweihen sind ein ganz wesentliches Element dieser Bestandssicherung.

Hier geht es weiterDamit steht er nicht alleine, und es beginnt sich ein Muster abzuzeichnen: Diözesanbischöfe (wenn auch nicht immer der Ortsbischof) für die Petrusbruderschaft, Kardinal Burke für das Institut Christus König und Kardinal Müller für Bon Pasteur. Möglicherweise entspricht das auch persönlichen Schwerpunktsetzungen: Kardinal Burke mit seinem besonderen Interesse für Kirchenbau und Liturgie „passt“ gut zu Christus König, und Bon Pasteur mit seiner betont theologischen Zielsetzung mag eine besondere Anziehungskraft auf den Theologieprofessor und Glaubenspräfekten Müller ausgeübt haben.

Das „Pikante“, wenn man so sagen darf, an dieser Partnerschaft ist, daß Bon Pasteur nicht nur die am stärksten der wissenschaftlichen Theologie verschriebene traditionelle Gemeinschaft ist, sondern sich in seiner Satzung auch ausdrücklich ausbedungen hat, das zweite Vatikanum und seine Dokumente zum Gegenstand seines kritischen Interesses zu machen. Kardinal Müller seinerseits ist von seinen Ursprüngen her ganz eindeutig ein „Mann des Konzils“, und ältere Publikationen wie „Die Messe – Quelle christlichen Lebens“ von 2002 lassen ihn ebenso eindeutig auch als „Mann des Novus Ordo“ erscheinen. Aber er war nie ein Theologe des Bruches zwischen der hl. Messe und der Kirche insgesamt „vor dem Konzil“ und „nach dem Konzil“, und je stärker diese Theologie des Bruches propagiert wurde, desto mehr sah er sich aufgerufen, dem entgegen zu treten.

Für Müller bedeutet das keine Abwendung von der (nach den offiziellen Dokumenten verstandenen) reformierten Liturgie, aber entschiedene Gegnerschaft zu allen Versuchen, diese Reform in einen unüberbrückbaren Gegensatz zur Liturgie der Überlieferung zu rücken. Dem widerspricht er auch und gerade da, wo es ihn in die von vielen anderen Kirchenmännern gefürchtete Nähe zur Tradition bringt – mit inzwischen drei uns bekannt gewordenen Priesterweihen 2021 in Le Barroux, 2022 im Seminar des IBP in Courtalain und eben dieses Jahr in Bordeaux.

Folgerichtig hat er die Theologie des Bruches denn auch zum Hauptthema seiner diesjährigen Weihepredigt gemacht:

Allen, die das II. Vatikanum als „Bruch“ der Kirche mit ihrer eigenen apostolischen Lehr-Kontinuität entweder „traditionalistisch“ beklagen oder „progressistisch“ bejubeln, sei die Summe der geoffenbarten katholischen Lehre von dem Sakrament der Weihe in Erinnerung gerufen:

„Christus, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat, hat durch seine Apostel deren Nachfolger, die Bischöfe, seiner eigenen Weihe und Sendung teilhaftig gemacht. Diese wiederum haben die Aufgabe ihres Dienstamtes in mehrfacher Abstufung verschiedenen Trägern in der Kirche rechtmäßig weitergegeben. So wird das aus göttlicher Einsetzung kommende kirchliche Dienstamt in verschiedenen Ordnungen ausgeübt von jenen, die schon seit alters Bischöfe, Priester, Diakone heißen.

Die Presbyter haben zwar nicht die höchste Stufe der priesterlichen Weihe und hängen in der Ausübung ihrer Gewalt von den Bischöfen ab; dennoch sind sie mit ihnen in der priesterlichen Würde verbunden und kraft des Weihesakramentes nach dem Bilde Christi, des höchsten und ewigen Priesters, zur Verkündigung der Frohbotschaft, zum Hirtendienst an den Gläubigen und zur Feier des Gottesverehrung geweiht und so wirkliche Priester des Neuen Bundes. Auf der Stufe ihres Dienstamtes haben sie Anteil am Amt des einzigen Mittlers Christus und verkünden allen das Wort Gottes. Am meisten üben sie ihr heiliges Amt in der eucharistischen Feier oder Versammlung aus, wobei sie in der Person Christi handeln und sein Mysterium verkünden, die Gebete der Gläubigen mit dem Opfer ihres Hauptes vereinigen und das einzige Opfer des Neuen Bundes, das Opfer Christi nämlich, der sich ein für allemal dem Vater als unbefleckte Gabe dargebracht hat, im Messopfer bis zur Wiederkunft des Herrn vergegenwärtigen und zuwenden.“ (LG 28)...

Nach dieser Darlegung objektiver und unwandelbarer Wahrheit wendet er sich dann der Kritik an denen zu, die diese Wahrheit nach eigenen Interessen manipulieren:

Unter dem scheinheiligen Vorwand der notwendigen Anpassung an das demokratische Lebensgefühl der modernen Welt wird sogar von manchen Bischöfen die innere „Protestantisierung“ der katholischen Kirche betrieben, um sie so vermeintlich leichter mit dem nihilistisch-materialistischen Zeitgefühl versöhnen zu können. Die Kirche soll – nach dem Willen dieser Schwarmgeister – nicht mehr in Christus Sakrament des Heils der Welt sein, sondern eine säkulare Wohlfahrtsgesellschaft nach dem Vorbild „philanthropischer“ Stiftungen. Dazu müsse das sakramentale Priestertum, d.h. „die hierarchische Verfassung der Kirche, insbesondere das Bischofsamt“ (LG 18-29) durch einen laikalen Funktionärsapparat ersetzt werden. Dieses Komplott gegen die göttliche Verfassung der Kirche scheitert jedoch an der geoffenbarten Wahrheit, dass das gemeinsame Priestertum aller Gläubigen kraft der Taufe und das hierarchische Priestertum kraft des Weihesakramentes in ein und demselben Priestertum Christi verbunden sind, aber für den Aufbau der Kirche in wesenhaft unterschiedlicher Weise daran teilhaben (LG 10).

Der Bruch, so muß man den Kardinal also verstehen, liegt nicht in der Lehre „vor dem Konzil“ und „nach dem Konzil“, sondern zwischen der unveränderlichen Lehre der Kirche aller Zeiten und den Zerrbildern, die die „modernistischen Schwarmgeister“ von beidem zeichnen. Darin kann man ihm von ganzem Herzen folgen. Und es liegt in der Hand Gottes, diese Apostatentruppe wieder von den Machtpositionen, die sie sich durch „feindliche Übernahme“ (Müller hier) wichtiger Institutionen in der Kirche erschlichen haben, wieder zu vertreiben. Entschiedene Mitwirkung aller Rechtgläubigen, Geweihter und Nicht-Geweihter gleichermaßen – auch das wird am Beispiel Müllers deutlich – wird dabei unerläßlich sein.

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