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Eine Diskussion über Liturgisches

Die – alles in allem – freundschaftlich ausgetragene Auseinandersetzung über Fr. Dwight Longeneckers „12 Dinge, die mir am Novus Ordo gefallen“, (auf Summorum Pontificum bisher hier und hier) ist inzwischen in die nächsten Runden gegangen. Zunächst mit einer höchst ernsthaften Replik von Peter Kwasniewski, die einerseits die knappen Anmerkungen von Longenecker ein wenig zu ernst nimmt, andererseits aber für sich gesehen eine lesenswerte Einführung in den Geist der überlieferten Liturgie und eine pointierte Darstellung von dessen Unterschieden zum Geist der Moderne darstellt.

Fr. Longenecker sah sich wohl dadurch ein wenig zu ernst genommen und antwortete mit einem Beitrag, in dem er seinen Status als „Dilettant“, als nichtwissenschaftlicher Amateur hervorhob und in satirischer Form die Neigung mancher Freunde der Tradition aufs Korn nahm, sich in eher abseitigen Themen und Fragestellungen zu vertiefen. Leseprobe:

Was mich betrifft, so interessiert es mich nur geringfügig, ob die Anaklesis des Syro-Malabarischen Ritus der fünften Deklension eine griechische Präfation hat oder nicht. Ich freue mich, daß einige Leute sich mit dem Mysterium befassen, ob die Bischöfe der Petrinischen Version der Mozarabianischen Liturgie im Anatolien des 6. Jahrhunderts das Camelaucum trugen und ob es aus Leder oder besticktem Filz gemacht wurde. Solche Dinge haben zweifellos große Bedeutung und man muß den Leuten, die darüber Bücher schreiben, dankbar sein – denn wenn überarbeitete Priester derlei Fragen haben, wissen sie, wo sie die Antwort finden können.

Darauf hat nun wiederum in New Liturgical Movement Gregory Dipippo geantwortet – und zwar nicht mit einer beleidigten Replik, sondern mit der Retourkutsche, daß diese Kritik Longeneckers ja durchaus ihr Wahres habe. Nur treffe sie weniger die Freunde der überlieferten Liturgie, sondern eher die hochgelehrten Experten, die sich an ihren Arbeitsplätzen in den Trattorien des Borgo besonders aparte Züge für den Novus Ordo ausgedacht hätten. Auch hier eine Leseprobe:

Liest sich das nicht wie eine Parodie auf die Tätigkeit des Consilium ad exsequendam, das mit der Liturgiereform nach dem II. Vatikanischen Konzil beauftragt war? Natürlich gibt es keine „Anaklesis“, und „fünfte Deklension“ ist ein Terminus der Grammatikwissenschaft und nicht der Liturgie, und die „Mozarabische“ (nicht „mozarabianische“ Liturgie gehört nach Spanien und nicht nach Anatolien. Aber die Mitglieder des Consilium haben ja in der Tat eine Epiklese für die Hochgebete, die sie neu ins Missale aufnahmen, erfunden, und sich dabei auf eine völlig verfehlte Interpretation der Geschichte des römischen Ritus und der Epiklese gestützt. Sie haben ja tatsächlich befunden, daß das römische Messbuch dringend einer Erweiterung durch eine Reihe mozarabischer Totengebete bedürfe – denen sie dann gestützt auf eine andere historische Fehldeutung neue Schlußformeln verpassten.

Das Camelaucum war eine Kopfpedeckung am Kaiserhof von Byzanz. Ich weiß nicht, ob es von den „Bischöfen der Petrinischen Version ... im Anatolien des 6. Jahrhunderts“ getragen wurde. Aber sein Abkömmling, die mit drei Kronen geschmückte Tiara, wurde für lange Zeit von den Bischöfen getragen, die das petrinische Amt wahrnahmen. Die Fäden dieser Satire sind tatsächlich sehr fein verwoben! Kopfbedeckungen an sich scheinen das Consilium nicht sehr interessiert zu haben, doch diejenigen, die später die päpstliche Liturgie „in diesem Sinne und nach diesem Urteil“ neu gestalteten, haben die Tiara letzten Endes abgeschafft – zusammen mit sämtlichen anderen nur vom Papst gebrauchten Gewändern, so daß heute der Papst der einzige Würdenträger der katholischen Kirche ist, der bei der Feier der hl. Messe nichts trägt, was seinen besonderen Rang heraushebt.“

Sie haben noch eine Menge andere Dinge getan, die man eher Dilettanten und Amateuren zutrauen würde: Aus den Bruchstücken von drei verschiedenen historischen Präfationen für die Himmelfahrt, die seit mehr als 1000 Jahren außer Gebrauch waren, haben sie eine Adventspräfation zusamengestückelt – und in zahllosen anderen Fällen sind sie ähnlich vorgegangen. Sie haben die Anaphora des hl. Basilius und den Pseudo-Kanon des Pseudo-Hippolytus in einen Shredder gesteckt und aus den Schnipseln neue Hochgebete zusammengestellt – selbstverständlich unter Berücksichtigung der Sensibilitäten des Modernen Menschen....“.

Ein erfreulicher Streit, wenn er wie hier in zivilen Formen ausgetragen wird und darüberhinaus noch jede Menge Erkenntnisse ans Tageslicht bring. Sehr zur Lektüre im Original empfohlen - möglichst unter Einschluß der Leserzuschriften, von denen einige interessante Zusatzinformationen enthalten.

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Das Bild zeigt den Papst im vollen Bischöflichen Meß-Ornat, das unter der Casel noch die Dalmatik des Diakons einschließt. Über der Casel das besondere päpstliche Schultergewand Fanon, das auch nach der Liturgiereform bis Benedikt XVI von sämtlichen Päpsten zu besonderen Gelegenheiten angelegt wurde. Bischöfe, die im überlieferten Ritus zelebrieren, tragen zusätzlich noch die Tunicella des Subdiakons.

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