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Aufnahme Mariens in den Himmel

Am 1. November 1950 verkündete Papst Pius XII. das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel. Er bekräftigte damit eine Tradition, die in der Kirche seit den frühesten Zeiten lebendig ist. Im Osten wird das Fest der „Entschlafung Mariens“ seit dem 6. Jahrhundert begangen; im Westen wurde das Fest ein Jahrhundert später durch Papst Theodorus (642-649) eingeführt.

Der amerikanische Dominikaner Denis Vincent Wiseman hat die Geschichte des Glaubens an die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel in einem ausführlichen Artikel dargestellt, der den Bogen von Bischof Epiphanius von Salamis (gest. 402) bis zu Karl Rahner und Edward Shillebeeckx spannt. Wir zitieren daraus einen Abschnitt, der das Verhältnis zwischen Tradition und Lehramt thematisiert:

Bevor Pius XII das Dogma der Aufnahme Mariens in den Himmel definierte, bemühte er sich darum, zu erfahren, ob diese Lehre dem universal geltenden Glauben der Kirche entspricht. Am 1. Mai 1946 sandte Pius an alle Bischöfe einen Brief, in dem er sie bat, zu einer möglichen Dogmatisierung der Aufnahme Mariens in den Himmel Stellung zu nehmen. Bis zum August 1950 antworteten 1169 von 1181 Diözesanbischöfe positiv, sechs waren sich nicht sicher über die offenbarte Natur der Aufnahme Mariens in den Himmel, die anderen hatten Bedenken daran, ob der Zeitpunkt günstig wäre.

Beim Definieren der Aufnahme Mariens in den Himmel fragt Pius XII nicht danach, ob die Doktrin aus der Heiligen Schrift oder durch die Überlieferung begründet wird, sondern er blickt auf das kirchliche Lehramt und den Glauben der Glieder der Kirche: „der Heilige Geist ist den Nachfolgern Petri nicht versprochen, damit sie auf seine Offenbarung hin eine neue Lehre verkünden, sondern damit sie unter seinem Beistand die durch die Apostel überlieferte Offenbarung, d.h. den Glaubensinhalt, gewissenhaft bewahren und treu auslegen.“

Der Papst berief sich auf die ordentliche Lehre der Kirche: „Daher kann der allgemeinen Übereinstimmung des ordentlichen kirchlichen Lehramtes ein sicherer und unanfechtbarer Beweis entnommen werden, dass die leibliche Aufnahme der Allerseligsten Jungfrau Maria in den Himmel eine von Gott geoffenbarte Wahrheit ist ... Darum ist sie von allen Kindern der Kirche fest und treu zu glauben.“

Der Papst berief sich auch auf das Vorhandensein des Festes in der Liturgie:

Ist doch die heilige Liturgie auch ein dem kirchlichen Lehramt unterstelltes Bekenntnis der übernatürlichen Wahrheiten und kann daher Beweise und Zeugnisse liefern, die von nicht geringem Wert sind, wenn es sich darum handelt, über einen bestimmten Punkt der kirchlichen Lehre zu urteilen.

Den ganzen Artikel haben wir hier gespiegelt, weil die Originalseite in den letzten Tagen schwer erreichbar war. Außerdem verweisen wir auf den Artikel „Das Breviarium Romanum zur Aufnahme Mariens in den Himmel“ auf Summorum Pontificum 2012.

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