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Noch einmal: der Ritus von Lyon

Bild: Ausdem verlinkten Artikel auf New Liturgical MovementAm Fest des hl. Irenaeus, Stadtpatron von Lyon, hat die Niederlassung der Petrusbruderschaft in diesem ältesten Bistum auf französischem Boden am 6. September erneut ein feierliches Hochamt im spätmittelalterlichen Usus Lugdunensis zelebriert. Von früheren Zelebrationen hatten wir bereits im Juli berichtet. Die von der erneuten Zelebratione veröffentlichten Bilder geben noch mehr als die vom Juli einen Eindruck von der Feierlichkeit und auch von der Andersartigkeit dieses Usus. (S. dazu auch unseren Beitrag „Kleine Zeitreise in Lyon“ von 2018) Wobei die „Andersartigkeit“ sich auch in diesem Fall auf Unterschiede in einigen äußeren Abläufen, in der Gewandung der Priester und auch bei Texten einzelner Gebete oder Melodien der gregorianischen Gesänge beschränkt. Der Canon Romanus als das Herzstück der römischen Liturgie bleibt von alledem unberührt.

Nun könnte man einwenden, die Anhänger der überlieferten Liturgie und die Verteidiger der traditionellen Lehre insgesamt hätten in der derzeitigen Kirchenkrise andere Sorgen als die Wiederbelebung einer seit gut 200 Jahren praktisch weitgehend außer Gebrauch gekommenen Form der lateinischen Liturgie. So plausibel das klingt – so zu argumentieren könnte etwas zu kurz greifen.

Ein oft gehörtes Argument gegen die überlieferte Liturgie ist ihre angebliche Strenge und Uniformität. Streng in ihrem Verständnis von Gottesdienst ist sie – uniform ist sie nicht bzw. war sie nie. Der lebendige Blick auf ihre frühere Vielfalt könnte nicht nur helfen, dieses Vorurteil zu zerstreuen. Er könnte auch dazu beitragen, die Spielräume sichtbar zu machen, in denen Abweichungen in der Vergangenheit möglich und Weiterentwicklungen entsprechend konkreten Anforderungen in Zukunft denkbar wären.

Ein zweiter wichtiger Aspekt liegt in der Wiederentdeckung des Gottesdienstes bzw. seiner äußeren Formen als Mittel der Selbstvergewisserung, um nicht zu sagen „Identitätsfindung“ lokaler Gemeinden. Das Bedürfnis nach solcher Selbstvergewisserung scheint, betrachtet man die Formen und Unförmigkeiten der von „Liturgieausschüssen“ von Pfarreien und Vereinen „gestalteten“ Liturgien, enorm zu sein. Auch hier könnte der Rückgriff auf lokale Formen, die ja oft mit bestimmten Wegen und Plätzen zu bestimmten Heiligengedächtnissen verbunden waren, unschädliche Spielräume eröffnen. Auch hier kann nur das helfend und befruchtend wirken, was man kennt.

So bleibt nur zu heffen, daß die Lyoner Bemühungen um den alten Usus auch dann weitergehen werden, wenn der spiritus rector dieser Anstrengungen, P. Brice Messonier FSP, demnächst Lyon verläßt, um seine neue Aufgabe als Pfarrer der römischen Ritusgemeinde Santissima Trinità dei Pellegrini zu übernehmen.

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