Motu Proprio: Summorum Pontificum

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Deutschland

Schräges aus Köln und Münster - es könnte aber auch anderswo sein

Screenshot v. 28.11.

Münster

Im Bistum Münster hat Summorum Pontificum anscheinend mit solcher Wucht eingeschlagen, daß gleich die Zeit stehen geblieben ist. Wie anders kann man es sich erklären, daß auf der dort gepflegten „Kirchensite“ unter dem „Stichwort: Tridentinische Messe“ die Überschrift steht: „Unter strengen Auflagen erlaubt“? Gut, in dem dann folgenden Artikel steht, daß Johannes Paul II im Jahr 1984 „die Verwendung der alten, 'tridentinischen' Messe nach dem letzten vorkonziliaren Messbuch von 1962 unter strengen Auflagen“ erlaubt habe. Und es wird dann sogar erwähnt, daß es da ein Motu Proprio Summorum Pontificum mit der Wiederzulassung der „alten Messe“ gegeben hat - aber die Redaktion bringt es nicht übers Herz, das in der Überschrift zu berücksichtigen, und hängt lieber dem Wunschtraum jener Bischöfe nach, die die Messe des hl. Pius V. Nach wie vor nur „unter strengen Auflagen“ erlauben wollen. Doch auch hier gilt: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Wer „Ecclesia Dei“ von 1988 mißachtete, bekommt 2007 „Summorum Pontificum“. Und wer „Summorum Pontificum“ mißachtet ...

Andererseits: Der Versuch, die Zeit anzuhalten, passt durchaus ins Bild der Kirchensite, wo Hermeneutiker des Bruches wie Ulrich Zurkuhlen das große Wort führen und sich von der Tradition der Kirche mit markigen Worten absetzen. Zum Unterschied zwischen „alter“ und „neuer“ Messe so:

Der Priester ist jetzt nicht mehr wie Mose, der an der Spitze des Volkes dem Herrn entgegengeht und für das Volk zu Gott spricht, sondern alle sind die 'Circumstantes', wie es im Hochgebet der Messe heißt: sie bilden um den Altar, der ein Symbol für Jesus Christus ist, und um die Zeichen seiner Gegenwart in Brot und Wein eine sichtbare Gemeinschaft. Sie stellen, wie die Jünger beim letzten Abendmahl, die Gemeinschaft der Christen dar.

Getaufte und gefirmte Christen lesen die Lesung, sprechen die Fürbitten, helfen bei der Austeilung der heiligen Gaben. Priester und Laien bilden das eine gemeinsame Gottesvolk. Das Modell dafür ist nicht das gegenreformatorische Kirchenbild, sondern die Urkirche.“

„Zeichen seiner Gegenwart“ – das klingt in der Tat eher reformatorisch als gegenreformatorisch – und wenn man bedenkt, daß als „Helfer bei der Austeilung der hl. Gaben“ Laien nach „Redemptionis Sacramentum“ (155) nur in „echten Notsituationen“ eingesetzt werden können, verstärkt sich der „protestantische“ Eindruck der Passage. Was katholisch ist, beschreibt Redemptionis Sacramentum (154) demgegenüber so:

„Zelebrant, der in persona Christi das Sakrament der Eucharistie zu vollziehen vermag, ist», wie schon erwähnt, «nur der gültig geweihte Priester».[254] Daher kommt die Bezeichnung «Diener der Eucharistie» im eigentlichen Sinn nur dem Priester zu. Aufgrund der heiligen Weihe sind Bischof, Priester und Diakon die ordentlichen Spender der heiligen Kommunion,[255] denen es deshalb zukommt, bei der Feier der heiligen Messe den christgläubigen Laien die Kommunion auszuteilen. So soll ihr Dienstamt in der Kirche richtig und voll zum Ausdruck gebracht werden und das sakramentale Zeichen seine Erfüllung finden.“

 

Und nun nach Köln

St. Aposteln

Dort ist der Gemeinde von St. Aposteln angesichts des Motu Proprio dermaßen der Schreck ins Gebein gefahren, daß sie für den 3. September, den Festtag des hl. Papstes Gregor, gleich eine „Messe um die Annahme der Lehren des 2. Vatikanischen Konzils bei den Tridentinern“ angesetzt hat. Leider sagen die IK-Nachrichten, die das dankenswerterweise aufgespießt haben, nicht, ob die Kollekte dieses Gottesdienstes für die Ausstattung einer Moschee gestiftet worden ist, wie kürzlich in einer anderen Kölner Pfarrei geschehen.

Dagegen vermeldet die Website von St. Aposteln selbst in einiger Breite, daß man dort im „Arbeitskreis Gemeindeaufbau“ über die tridentinische Messe diskutiert habe – obwohl man doch bereits ein lateinisches Hochamt mit gregorianischem Choral im Gottesdienstplan habe.

Gerade letzteres wurde als der entscheidende Beitrag angesehen, mit dem St. Aposteln schon immer das verwirklicht hat, was Papst Benedikt mit seinem Erlass bezwecken will: die Befruchtung der Liturgie des II. Vatikanums durch die Liturgie des Tridentinums und umgekehrt.

St. Aposteln wird die tridentinische Messe also nicht als offenes Angebot präsentieren und diesem außergewöhnlichen Ritus keine normalen Messzeiten zuordnen, sondern im Bedarfsfall mit den Gläubigen eine außerordentliche Zeit absprechen, an der dann der Pfarrer von St. Aposteln selbst die tridentinische Messe feiern würde, kein von außen kommender Geistlicher mit einem Interessentenkreis, der nichts mit der Pfarrarbeit und Cityseelsorge von St. Aposteln zu tun hat! Denn das war einhellige Meinung: Egal, wer es ist – Gottesdienst in St. Aposteln soll in Einheit mit der Gemeinde und mit dem Bischof gefeiert werden, Separatismus ist nicht erwünscht. Und der Kreis, der Außergewöhnliches will, kann es auch verwirklichen, wenn seine Teilnehmer/innen an der Pastoral von St. Aposteln ernsthaft mitwirken, so wie es die Markusgemeinschaft der Charismatischen Erneuerung seit zehn Jahren an St. Aposteln vorbildlich tut: Sie feiert ihre außergewöhnlichen charismatischen Gottesdienste, aber in Offenheit zur Gemeinde, sie besucht auch die normalen Pfarrgottesdienste, sie beteiligt sich am Arbeitskreis Gemeindeaufbau und an der Caritasarbeit, beim Pfarrfest hilft sie mit und veranstaltet Exerzitientage für die Stadt und die Gemeinde. Wer so seine Loyalität für das Ganze beweist, der hat wohl das Evangelium und den Papst verstanden.“

Fotos: Hans Peter Schaefer

Nein, liebe Apostelner – hier habt Ihr etwas gründlich mißverstanden. Das Recht, die Messe nach dem Missale Romanum des hl. Papstes Pius V. in der Revision von Papst Johannes XXIII. zu feiern ist ein Recht der Gläubigen und ihrer Priester – keine Gnade, die für Wohlverhalten im Sinne des Pfarrgemeinderates gewährt wird. Die Messe im älteren Gebrauch ist nicht nur Belohnung für eifrige Gemeindemitglieder – sie ist zum Beispiel auch Mittel des Apostolates, mit dem man viel dafür tun kann, Menschen, die bisher der Gemeinde oder der Kirche überhaupt ferngestanden haben, an diese heranzuführen.

Natürlich ist es schön, wenn die „Tridentiner“ am Gemeindeleben teilnehmen (und die „Neurituellen“ auch mal an einer alten Messe) – aber das wird sich in einer funktionieren Gemeinde früher oder später von selbst ergeben. Die „Tridentiner“ als verirrte Schafe zu betrachten, für die man beten muß, daß sie wieder in die warme Herde zurückkehren, und „Bewährung“ in der Gemeindearbeit zur Voraussetzung für die „Gewährung“ der alten Messe zu machen – das ist bestimmt der falsche Ansatz.