Motu Proprio: Summorum Pontificum

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Zusatzinfo

Herzogenrath

Erst die eher theoretische Einweisung

Alte Messen sind ab heute nicht mehr tabu

Bericht von Christoph Hahn

An ihr scheiden sich nicht nur in der katholischen Kirche die Geister: Die heilige Messe hat sich in ihrer vor Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils üblichen Form zum Streitthema Nummer eins entwickelt, seit dem sie am 7. Juli von Papst Benedikt XVI. mit seinem Motu proprio (Lehrschreiben) "Summorum pontificum" ("Die Sorge der Päpste"), das am 14. September Rechtskraft erlangt, für eine freizügigeren Gebrauch als zuvor freigegeben hat. In Herzogenrath nördlich von Aachen trafen sich diejenigen, die sich mit dieser 1962 von Papst Johannes XXIII. festgelegten Liturgie vertraut machen lassen wollen. 17 Priester, Messdiener und Freunde des gregorianischen Chorals trafen sich in der Kirche St. Mariä Himmelfahrt, um sich von Kennern der Materie mit dieser Form der Eucharistie vertraut machen zu lassen.

Ein Blick durch die Reihen der Teilnehmer zeigte, dass das Interesse an der vom Papst ins rechte Licht gerückten Liturgie inzwischen weiter geht und nicht mehr nur die landläufig als traditionalistisch bezeichneten Kreise umfasst. So zählte mit Pfarrer Franz-Karl Bohnen aus Mönchengladbach auch der Diözesanpräses des Kolping-Verbandes im Bistum Aachen unter den Teilnehmer. Neupriester hatten sich ebenso wie erfahrene Seelsorger angemeldet; das Höchstalter lag bei rund 50 Jahren - wäre da nicht kurz vor dem Abschluss jener frisch gebackene Pensionär gekommen, der noch im alten Ritus geweiht wurde und sich ihm jetzt wieder zuwenden will, nicht zuletzt, "weil man da eher zur Ruhe kommt".

Vom Motu proprio merklich inspiriert, herrschte unter den Teilnehmern des dreitägigen Liturgie-Kurses eine zuversichtliche Stimmung. Einer wie der andere Teilnehmer des Seminars fühlte sich von der Wertschätzung des Heiligen Vaters für die traditionelle Liturgie ermutigt, dieser gelebten Frömmigkeit wieder einen Platz im Herzen der Kirche zu geben. Dr. Guido Rodheudt, der gastgebende Pfarrer, drückte es praktisch aus: "Die alte Messe gehört in die Pfarrkirchen!" Freilich war der Geist der Teilnehmer bei aller Freude von Besonnenheit geprägt: "Man darf nicht die eine Messe gegen die andere ausspielen", warnte der Priester und Liturgiewissenschaftler Martin Reinecke.

Den Umgang mit der Messe in ihrer alten Form lernten die Priester und die Messdiener zuerst einmal in der Theorie. Pater Miguel Stegmaier von der Rom treuen Priesterbruderschaft St. Petrus aus Köln und sein Mitbruder Dieter Biffart, Subdiakon und Student im Priesterseminar der Petrusbruderschaft in Wigratzbad (Allgäu), machten - unterstützt von Martin Reinecke - ihre Zuhörer mit dem nicht unkomplizierten System von Kreuzzeichen, Verbeugungen und anderen Gesten, die diese Form der Messe ebenso kennzeichnet wie die vom Volk ab- und dem Kreuz auf dem Hoch- oder Seitenaltar zugewendete Position des Priesters.

Indes blieb es nicht lange bei der Theorie. An den Altären der Herzogenrather Kirche St. Mariä Himmelfahrt übten die Geistlichen und die Ministranten mit den Herren der Priesterbruderschaft anschlie?end das Gehörte vom ersten Gebet bis zum letzten Amen. Krönung des Seminars: Die Fortgeschrittenen feierten ihre Messen. Ein niederländischer Seelsorger, der schon einige Jahre mit Erlaubnis seines Bischofs den alten Ritus zelebriert, feierte das abschlie?ende Hochamt - das erste nach tridentinischem Ritus in Herzogenrath seit mehr als 30 Jahren.

Dort soll auch ab dem ersten Advent der im kirchlichen Sprachgebrauch "Usus antiquior" ("älterer Brauch") genannte Messform eine Heimat bekommen. Im Gegensatz zu Ortspfarrer Rodheudt wollen die anderen Priester noch etwas warten und sich in der alten Messe erst noch perfektionieren, bevor sie ihre Kenntnisse in der Praxis anwenden. Eines aber ist für Teilnehmer wie Kolping-Präses Bohnen und den Erkelenzer Kaplan Stephan Plettscher sicher: Auch wenn sie die neue Messe nach der Ordnung von 1969 feiern - etwas vom Geist der alten Liturgie wird auch dann dabei sein.