Portsmouth
Warum die katholische Kirchenmusik oft so schlecht ist
Damian Thompsons Recherche über einen bischöflichen Ghostwriter.

klare Prioritäten
Da habe ich doch einige interessante Dinge über diese Subkultur alternder Hippies erfahren, die in manchen Diözesen den katholischen Gottesdienst beherrschen. Paul Inwood, der Liturgieverantwortliche in der Diözese Portsmouth, der es den Katholiken sogar verbieten will, um die Feier der alten Messe auch nur zu bitten, stellt sich bei näherem Hinsehen als Komponist von Beruf heraus. Tatsächlich ist er der Komponist vieler dieser hirnerweichenden Liedchen, die die englischen Bischöfen den Gemeinden seit vielen Jahren aufgezwungen haben. Und er lebt davon nicht schlecht.
Hier kann man einige Beispiele seiner Musik hören. Doch Vorsicht: Ihre Zehennägel werden sich aufrollen. Und jedenfalls wurde seine Musik in mehr Fernseh- und Radiomessen ausgestrahlt als die jedes anderen lebenden Komponisten. Er hat auch Sitz und Stimme im Ausschuß der Bischofskonferenz für liturgische Bildung.
Ingwood ist von der katholischen Kirche dieses Landes mit Nachdruck gefördert worden. Einen schönen Hinweis dafür kann man hier auf seiner Website, finden, wo er seine Firma „Magnificat Music“ als „den führenden Musikverlag für die katholische Kirche auf den britischen Inseln“ bezeichnet. Als Adresse gibt er dort interessanterweise das Park Place Pastoral Centre in Wickham an - dort hat auch ein großer Teil der Diözesanverwaltung seinen Sitz.

Paul Inwood
Inwood hat erst kürzlich von den Diözesen Portsmouth und Shrewsbury Aufträge zur Komposition von Messen erhalten, und nach eigener Auskunft hat er in England und den USA „Tausende von Workshops“ durchgeführt. Und warum sollte er nicht, könnte man fragen
Nun. der Mann verfügt zwar über einige technische Fertigkeiten, aber seine Melodien sind von erschütternder Banalität. Man muß sich nur die Auszüge auf seiner Website einmal anhören. Die Melodien sind formelhaft und schwer merkbar, und das sage ich nicht deshalb, weil mir sein ganzes Herangehen an die Liturgie missfällt.Das ist einfach schlechte Musik, Punkt.
Eine typische Ingwood-Melodie windet sich einfach die Tonleiter rauf und runter, immer mit den gleichen INtervallen, begleitet von lahmen Harmonien. Die meisten seiner Melodien sind nicht voneinander zu unterscheiden, ein Computerprogramm könnte etwas sehr ähnliches hervorbringen. (Als Experiment habe ich eben gerade die Gebrauchsanweisung auf einem Paket Waschpulver auf eine Ingwood-Melodie gesungen - das geht ganz einfach).
Wie viel Geld, so frage ich mich, hat die katholsiche Kirche im Lauf der Jahre für dieses dröge Zeugs ausgegeben? Wir haben hier ein ernstes Problem. Das Handeln Ingwoods ist zwar weder illegal noch unmoralisch, aber das Problem ist genau das, das Thomas Day in seiner beißenden Kritik des Establishemnts im katholischen Musikbetrieb "Warum Katholiken nicht singen können" beschrieben hat: Viele für die Diözesanverwaltungen tätige Liturgiker arbeiten gleichzeitig als Komponisten. Und sie drängen Diözesen und Gemeinden in Richtung der Art von Musik, die sie selbst komponieren und veröffentlicht. Sehr praktisch.
Dieser Tage sprach ich mit einem sehr fähigen Musiker, der ebenfalls in kirchlichen Diensten steht. Er sagt mir: „Es gibt da eine sehr enge Verbindung zwischen den Diözesen einerseits und Komponisten und Verlegern solöcher schlechter Pop-Musik. Achten Sie mal darauf, was passiert, wenn - vermutlich 2009 - die neue englische Übersetzuing der heiligen Messe herauskommt. Ich wette darauf, daß einige der wohlgelittenen Komponisten bereits jetzt an den tonsätzen arbeiten, die im gleichen Moment die offizielle Zulassung zum liturgischen Gebrauch erhalten, in dem die neuen Texte erscheine. Es ist einfach widerlich.“
Das kann man wohl sagen. Und was werden wir dagegen unternehmen?