Motu Proprio: Summorum Pontificum

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Italien

Es geht nicht ums Interpretieren, sondern ums Anwenden!

Elizabeth Lev von Zenit berichtet, warum die italienische Bischofskonferenz keine Leitlinien zu „Summorum Pontificum“ veröffentlicht hat

Nach den sonnigen Tagen des August zogen diese Woche Sturmwolken auf, als das Apostolische Schreiben Summorum Pontificum von Papst Benedikt XVI. in Kraft trat.

Für alle, die die liturgischen Ereignisse dieses Sommers verschlafen haben: Das am 7. Juli veröfffentlichte päpstliche motu proprio Summorum Pontificum gab allen katholischen Priestern umfassendere Erlaubnis zur Feier der hl. Messe nach dem Missale Romanum von 1962 und allen Laien das Recht, diese Form der Liturgie zu verlangen.

Das hätten vielleicht nur einigen professionellen „Vatikanologen“ bemerkt, wenn nicht ein Aufruhr unter den italienischen Bischöfen die Aufmerksamkeit jedes Journalisten im Lande auf Rom gelenkt hätte. Die italienische Bischofskonferenz tagte vom 16. bis zum 19. September und wandte sich sofort der Frage der Implementierung des Apostolischen Schreibens zu. Ein kleiner Teil der etwa 300 Bischöfe in der Versammlung nutzte den Anlaß das Dokument dahingehend zu kritisieren, daß die Ekklesiologie des alten Missales unvereinbar mit der des neuen Ritus sei.

Der hl. Vater hatte seinem Dokument ein Begleitschreiben an die Bioschöfe mitgegeben, in dem er feststellte: „Es gibt keinen Widerspruch zwischen der einen und der anderen Ausgabe des Missale Romanum. In der Liturgiegeschichte gibt es Wachstum und Fortschritt, aber keinen Bruch. Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein“. Vielleicht hatten die Dissidenten unter den Bischöfen ihre Post in der letzten Zeit nicht geöffnet. Jedenfalls verlangten diese Bischöfe dann, daß die Konferenz ein „interpretierendes Dokument“ zur Implementierung des motu proprio „in einem italienischen Sinne“ vorbereiten solle – wobei „italienisch“ in diesem Zusammenhang eine eingeschränkte Anwendung bedeuten sollte.

Kardinal Camillo Ruini, der heroische frühere Vorsitzende der Bischofskonferenz, der die Bischöfe beim Widerstand gegen die Gesetze zur „Homo-Ehe“ und Versuchen an Embryos angeführt hatte, zeigte sich dem Anlaß gewachsen. Gemeinsam mit dem gegenwärtigen Vorsitzenden der Konferenz, Erzbischof Angelo Bagnasco, und mehreren anderen Bischöfen, bestand er darauf, daß es nicht darum gehe, das Dokument des Papstes zu interpretieren, sondern es anzuwenden.

Während auf der Konferenz Einwände erhoben wurden, brach im Schatten des Vesuvs eine offene Rebellion aus. Bischof Raffaele Nogara von Caserta, den man in Italien wegen seiner Offenheit gegenüber den moslemischen Gemeinden in seiner Diözese den „ökumenischen Bischof“ nennt, verbot eine bereits angekündigte tridentinische Messe wenige Tage, bevor sie in der Pfarrei St. Anna stattfinden sollte. In der italienischen Presse wurde Bischof Nogara mit Aussagen zitiert, er habe die Messe verboten, um keinen Präzedenzfall zu schaffen, und er wolle, daß in seiner Gemeinde korrekt gebetet werdem da „es keinen Sinn hat, auf Latein herumzustammeln“.

Man fragt sich, was das soll. Der „Novus Ordo“, wie er von Paul V. 1969 efestgelegt wurde, soll schließlich nicht abgeschafft werden, und es geht auch nicht um die Rückkehr in eine „liturgische Steinzeit“. Michelangelo, Bernini und Mozart haben Bilder, Kirchen und Musik für diesen Ritus geschaffen – kann er dann wirklich so schlecht sein?

Es liegt Benedikt XVI. fern, die Uhr auf die Zeit vor dem 2. Vatikanum zurückzudrehen – ihm geht es darum, die Lehren des Konzils voll umzusetzen. Es war schließlich das Dokument des 2. Vatikanums über die heilige Liturgie, in dem dekretiert wurde: Während Sonderregelungen in Kraft bleiben, soll der Gebrauch der lateinischen Sprache im Lateinischen Ritus beibehalten werden. Doch da der Gebrauch der Muttersprache in der Messe oder anderen Elementen der Liturgie häufig von großem Nutzen für das Volk sein kann, können die Grenzen für ihre Verwendung ausgeweitet werden. (Sacrosanctum Consilium Nr. 36).

Es gibt auch Positives zu berichten. Viele Menschen – vom Kardinal bis zu den einfachen Gläubigen – sind begeistert von der neuen Offenheit für das alte Missale. Kardinal George Pell, Erzbischof von Sydney in Australien, hat mehrfach seine volle Übereinstimmung mit dem Hl. Vater zum Ausdruck gebracht. Auf der Anderen Seite des Globus hat Bischof Michael Burbidge von Raleigh in Nord Carolina einen wunderbaren Brief an seine Diözesanen geschrieben, in dem er feststellte, „Sowohl die außerordentliche als auch die ordentliche Form der Messe waren im Lauf der Geschichte die Quelle der Heiligung für zahllose Menschen“. Summorum Pontificum ist in Rom ein populäres Gesprächsthema. Die Aufnahme auf Plätzen und in den Cafes war außerordentlich positiv, und die Gläubigen zeigen ein lebhaftes Interesse, das Geheimnis und die Majestät der Eucharisitie mit Hilfe des tridentinischen Ritus wiederzuentdecken.

Nicht nur in dieser Beziehung hat sich Benedikt XVI als weitaus „liberaler“ erwiesen, als viele erwarteten, und er erweitert das Angebot der Kirche, damit die Gläubigen Gott auf vielerlei Weise verehren können.

Wir entnehmen diesen Text der englischen Version des Online-Dienstes von Zenit, wo er am 26. 9. auf dieser Seite veröffentlicht worden ist.