Cobh, Irland
Warum die Iren keine Perfektionisten der Liturgie sind
31. 3. 2008
Der folgende Bericht von „numealinesimpetar“ erschien am 31. 3. als Diskussionsbeitrag auf The New Liturgical Movement, nachdem dort mehrfach rubrizistische Ungereimtheiten bei der Feier der Bischofsmesse am 26. 3. in Cobh angesprochen worden waren.
St. Colemans Cathedral in Cobh
Ich habe an dieser Messe teilgenommen. Ja, der Bischof hatte wohl ehrlich damit gerechnet, daß nur einzelne Gläubige teilnehmen würden (es waren dann an die 500). Die Messe fand schließlich an einem Donnerstag um 12 Uhr mittags statt - kein besonders günstiger Zeitpunkt.
Der Bischof hatte Pläne unterstützt, das Zentrum der Kirche in Art eines Auditoriums umzubauen, dieses Vorhaben war jedoch von der staatlichen Denkmalschutzbehörde wegen des Wertes der Kirche als kulturelles Erbe zurückgewisen worden. Es gibt Berichte, wonach der Bischof diese Pläne immer noch weiterverfolgt, aber vielleicht ist man ja jetzt still davon abgerückt.
Es stimmt: die Iren haben in Sachen Liturgie ein ziemliches Sündenregister. Aber man muß bedenken, daß vom 17. bis zum 19. Jahrhundert fast 200 Jahre lang ein aufgegriffener Priester ohne Prozess erschossen oder gehängt wurde, und daß Messen nur im Geheimen an den sog. „Messfelsen“ stattfinden konnten, die von Wachposten abgesichert waren. Die Leute wanderten die ganze Nacht hindurch über die Moore, um teilnehmen zu können und machten sich dann wieder vor Sonnenaufgang davon. (Das ist nicht wirklich ein förderliches Umfeld für gepflegte Liturgie. Trotzdem bleibt es eine Schande, daß der Klerus im frühen 20. Jahrhundert wenig liturgisches Bewußsein zeigte.)
Alljährliche Hl. Messe am Mass Rock von Cloonfad am 15. September
Aus dieser Zeit werden viele Beispiele für heroische Heiligkeit berichtet - so von dem Mann, der darauf bestand, mit dem Priester die Kleidung zu tauschen, so daß er an seiner Stelle aufgehängt wurde. In Cloonfad, County Roscommon, wurden zwischen 600 und 900 Gläubige, Männer, Frauen und Kinder massakriert, als sie an einer Messe teilnahmen. Bis auf den heutigen Tag wird dort am Jahrestag der Rosenkranz für sie gebetet.
Ja - an einer Tradition ist mehr, als man schriftlich überliefern kann. Als die englische Hierarchie um 1850 neu aufgebaut wurde, überlegte man, ob man den Ritus von Sarum (Salisbury), der früher der Standard auf den britischen Inseln bildete, wieder aufleben lassen sollte. Dann entschied man sich klugerweise dafür, den tridentinischen Ritus einzuführen, weil der in anderen Teilen der Welt eine lebendige Tradition hatte. Die SSPX hat wertvolle Arbeit geleistet, um diese Tradition aufrecht zu erhalten. In der Tat, bei der Messe letzte Woche gab es ein paar Eigentümlichkeiten - aber für viele Einwohner von Cobh war sie die Erfüllung einer lebenslangen Anstrengung. Es kann nur noch besser werden. Und ich kenne eine alte Dame, die der Gruppe der „Freunde der Kathedrale von Cobh“ nahesteht, die in Tränen ausbrach, als immer mehr Menschen in die Kathedrale kamen, und noch mehr, und noch mehr.
Ich glaube, als Kyriale verwandte man das reichlich minimalistische, das Paul VI. veröffentlicht hat, aber ich habe das nicht überprüft.
Wenn man daran denkt, daß wir vor kaum zwei Jahren mit Zähnen und Klauen dafür kämpfen mußten, die Abrißhämmer aus der Kathedrale zu halten. Ich hätte nie geglaubt, noch einmal so einen Tag wie den 26. zu erleben! Und wir wollen Bischof Magee, der nie ein Geheimnis daraus gemacht hat, daß er wenig Sympathie für die neue Bewegung zur alten Messe hat, dankbar sein, und anerkennen, daß er nun dem Aufruf des Heiligen Vaters gefolgt ist.