Motu Proprio: Summorum Pontificum

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Zusatzinfo

Umfrage in Frankreich

Fast jeder Dritte bevorzugt die alte Messe!

10. 10. 2008

Die französischen Initiative PaixLiturgique hat von einem Meinungsforschungsinstitut eine professionelle Umfrage zur Haltung der Katholiken Frankreichs zur überlieferten Liturgie durchführen lassen. Wir haben die Ergebnisse der Umfrage nach ihrer Wiedergabe auf der Website der Initiative übersetzt und bei der Kommentierung lediglich an wenigen Stellen etwas gekürzt oder gerafft, wo auf sehr konkrete französische Umstände eingegangen wird. Hier finden Sie die Originalfassung.

Fragen und Antworten:

Wenn in Ihrer Nähe oder Ihrer Pfarrei eine Lateinische Messe mitr gregorianischem Choral in der alten Liturgie gefeiert würde - wie oft würden Sie daran teilnehmen?

  • Jeden Samstag oder Sonntag:
    3% der Katholiken
    19% der regelmäßigen Gottesdienstbesucher
  • Wenigstens einmal im Monat:
    4% der Katholiken
    15% der regelmäßigen Gottesdienstbesucher
  • Zu besonderen Gelegenheiten oder hohen Feiertagen:
    37% der Katholiken
    9% der regelmäßigen Gottesdienstbesucher
  • Nie:
    37% der Katholiken
    28% der regelmäßigen Gottesdienstbesucher
  • Keine Meinung:
    2% der Katholiken
    2% der regelmäßigen Gottesdienstbesucher

Anmerkungen von „PaixLiturgique“

  1. Diese Zahlen widerlegen die allgemeine Sprachregelung, nach der es in Frankreich „kein liturgisches Problem“ gebe oder daß „die traditionelle Messe heute niemanden mehr interessiert“. Stattdessen belegen diese Zahlen den Eindruck, den wir in den letzten zwei Jahren selbst in den Kirchen der Diözese Nanterre gewinnen konnten:
    1. In allen Pfarreien gibt es zahlreiche Gläubige, die zwar im allgemeinen mit der regulären Form der Liturgie einverstanden sind, zu ihrer persönlichen Heiligung jedoch lieber an der außerordentlichen Form teilnehmen würden, wenn diese nur angeboten würde.
    2. Die große Mehrheit der Gläubigen, die sich dem traditionellen Ritus verbunden fühlen, findet man nicht in den Kapellen der Ecclesia-Dei-Gemeinschaften oder der Piusbruderschaft; diese Gläubigen sind nach wie vor in ihren Gemeinden und verlangen nichts anderes, als daß sie in ihren Pfarrreien ihren Glauben im Ablauf der alten Liturgie leben können. Und der Anteil der französischen Katholiken, die sich der alten Form verbunden fühlen, beträgz nicht 3%, sondern 20 bis 25% der französischen Katholiken.
  2. Wie der Heilige Vater uns in seinem Interview während des Fluges nach Frankreich erinnert hat, war das Motu Proprio nicht für eine kleine Minderheit der Gläubigen bestimmt: diese Gruppe beträgt 19% der regelmäßig den Gottesdienst besuchenden Katholiken - das ist jeder Fünfte. Und wenn man dann auf die 34% schaut (nämlich die, die nach dem gegenwärtigen Verständnis „praktizierend“ sind, also mindestens einmal im Monat die Messe besuchen) – dann ist es sogar jeder Dritte. Eine kleine Gruppe – ja, aber bestimmt nicht zu vernachlässigen.
  3. Diese Umfrage bestätigt das, was man neuerdings als den „Notre Dame du Travail-Effekt“ (...) bezeichnet: Als eine vorher an anderem Ort gefeierte trafitionelle Messe in dieserund andere Kirchen velegt wurde, kamen zur allgemeinen Überraschung nicht nur die früheren Besucher dieser Messen zum Gottesdienst im alten Ritus, sondern auch viele von denen, die dort vorher schweigend an der Feier in der neuen Form teilgenommen hatten und von deren dahingehenden Neigungen auch die jeweiligen Pfarrer gar nichts gewußt hatten. (...)
  4. Die Umfrage belegt, daß die große Mehrheit der Gläubigen, die lieber an der Messe in der herkömmlichen Form teilnehmen würden, gegenwärtig regelmäßig und voller Eifer an der Messe in der regulären Form teilnehmen und das in ihren jeweiligen Pfarreien schon seit Jahren so halten. Diese Gläubigen sind Herr und Frau Jedermann, sie pflegten all die Jahre lang gute Beziehungen mit den anderen Pfarreimitgliedern, sie haben ein gutes Verhältnis zu ihren Pfarrern und haben sich wie alle anderen an den Aktivitäten der Pfarrei beteiligt.
    Nun gibt es zwar einige Journalisten, die Schauergeschichten über die Anhänger des alten Ritus verbreiten – etwa in der Nachrichtensendung um 13:00 Uhr auf TF1 vom 6. Oktober, wo man uns erklärte, wir müßten vor den Gläubigen auf der Hut sein, die sich der alten Form verbunden fühlen, „weil diese Unruhe stiften und Gegner der Kirche und des 2. Vatikanischen Konzils“ wären. Aber man kann nicht oft genug sagen, daß solche Behauptungen nicht der Wirklichkeit entsprechen.
    Für diejenigen, die die alte Liturgie überhaupt ablehnen oder ihre Anhänger in eine Art Indianerreservat abschieben wollen, bedeutet diese wissenschaftliche Erhebung einen schweren Schlag. Es kann uns daher nicht verwundern, daß sie weiterhin Zuflucht zu Desinformationen und Falschdarstellungen nehmen. „Wer seinen Hund töten will, sagt, er habe die Tollwut“ heißt es im Sprichwort, oder wie Voltaire sagte: „Immer nur lügen - etwas bleibt immer hängen“. Sehr christlich ist das alles nicht.
  5. Wir haben nie bestritten, daß die Gläubigen, die sich der alten Form des Ritus verbunden fühlen, gegenwärtig eine Minderheit darstellen - aber rechtfertigt das es, sie zu ignorieren? Ist es zulässig, ihre legitimen Erwartungen an die Liturgie zu mißachten und das Motu Proprio von Papst Benedikt in den Pfarreien nicht anzuwenden, weil sie nur 19 - 34% der gegenwärtig praktizierenden Katholiken sind? (...)
  6. Als die Journalisten von TF1 in der bereits erwähnten Sendung behaupteten, die traditionsorientierten Gläubigen wären zwischen 2 - 3 % der Gesamtzahl, haben sie nur diejenigen berücksichtigt, die gegenwärtig die Kirchen und Kapellen besuchen, die ausschließlich den alten Ritus praktizieren. Das sind die Kirchen und Kapellen der Piusbruderschaft und ihrer Freunde sowie der Ecclesia-Dei-Gemeinschaften. Diese Zahl gibt in gar keinem Fall die tatsächlichen Wünsche und Erwartungen wieder.
  7. Nur 28% wollen „nie“ an einer traditionellen Messe in ihrer Pfarrei teilnehmen. Nur eine kleine Gruppe hat überhaupt kein Interesse an der durch das Motu Proprio von Papst Benedikt eingeräumten Freizügigkeit. Das bedeutet nicht unbedingt Feindseligkeit gegenüber der älteren Form, aber das Fehlen eines persönlichen Interesses. Und was bliebe wohl von dieser Minderheit übrig, wenn die Existenz des Motu Proprio Summorum Pontificum besser bekant wäre?
  8. Nach alledem ist schwer verständlich, wieso es in den schätzungsweise 18000 Pfarreien in Frankreich seit seiner Inkraftsetzung nur in 60 Fällen zur Anwendung des Motu Propri gekommen ist. Nach Msgr Antoine Herouard von der französischen Bischofskonferenz entspricht diese Zahl in etwa der der eingegangenen Anfragen. Zweifellos hat er die Hunderte von Anfragen übersehen, die entweder ignoriert oder wegmanipuliert worden sind.
    Die Wahrheit ist, daß diese 60 neuen Messorte in keiner Weise den realen Nachfragen in den Pfarreien entsprechen, die von vielen Bischöfen und Pfarrern nach wie vor bestritten oder wegen angeblich „fehlender Nachfrage“ abgelehnt werden. Wir könen das nur wiederholen: an jedem Ort, an dem ein mutiger Priester sich dazu entschließt, nach dem Motu Proprio zu verfahren, reagieren 20% der Pfarrangehörigen positiv. Das Beispiel von laval ist typisch: Der Bischof hatte aus eigener Vollmacht entschieden, das Motu Proprio in einer schönen Kiche in zentraler Lage umzusetzen. Seitdfem nehmen jeden Sonntag 200 Gläubige an der außerordentlichen Form der Messfeier teil - und das in einer Pfarrei, in der es überhaupt keine Anfrage gegeben hatte! Q.E.D.
  9. Abschließend wollen wir feststellen, daß die Ergebnisse dieser Erhebung nach 40 Jahren der Ächtung und der liturgischen Apartheid, in denen man die überlieferte Liturgie nach Belieben verleumden konnte, ganz außerordentlich sind. Trotz 40-jähriger Desinformation bewahren die Gläubigen ihre Anhänglichkeit an die alte Form der Liturgie der Kirche. Lassen sie uns etwas vorausschauen und uns die Frage stellen: Wie können die Zahlen aussehen, wenn die außerordentliche Form in vielen Pfarreien gefeiert wird und wenn noch mehr Menschen diese Form der Liturgie wieder kennenlernen?
  10. Diese Zahlen ermutigen uns sehr bei unserer Arbeit für bessere Information und Kommunikation, und wir können unserem Papst Benedikt gar nicht genug für seinen mutigen Akt zugunsten von Frieden und Einheit danken. Gebe Gott, daß alle Katholiken auf ihn hören und ihm mit Vernunft und Wohlwollend folgen.