Motu Proprio: Summorum Pontificum

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Zusatzinfo

St. Mary Magdalen's in Brighton

Ein gesungenes Amt aus zwei Perspektiven

29. 1. 2009

Diese beiden Berichte sind sehr subjektiv. Das nimmt ihnen nichts, sondern macht ihren ganz besonderen Wert aus. Hier finden Sie das Blog St. Mary Magdalen, und hier geht es zum Blog des Gemeindemitglieds Laurence England, der den zweiten Bericht geschrieben hat.

St. Mary Magdalen, Brighton

Die Messe gehört nicht mir

Von Fr. Ray Blake

Wenn ich heute mit allem fertig bin, setze ich mich noch hin und übe die Melodie für Epistel und Evangelium für die gesungene Messe an Mariä Reinigung – auch wenn ich so müde bin, daß ich fast umfalle.

Wenn es eine Messe im Novus Ordo wäre, hätte ich in unserer vielfältigen und multikulturellen Pfarrei zahlreiche Wahlmöglichkeiten gehabt:

Die Sprache,
Die Wendung zum Volk oder zur Apsis,
die Stellung der Kerzen auf dem Altar: Symmetrisch oder asymmetrisch,
die Möglichkeit, Introitus und Communio durch Kirchenlieder zu ersetzen,
und dann natürlich die Auswahl dieser Lieder,
ob es eine Gabenprozession gäbe und wenn ja, mit welchen Liedern,
welche Teile der Messe die Gemeinde und welche ich zu singen hätte:
Fürbitten, Präfation, Hochgebet, oder Pater Noster,
Die Wahl des Hochgebets und der Akklamation nach der Wandlung,
ob es einen allgemeinen allgemeinen Friedensgruß geben sollte,
ob die Kommunion unter beiden Gestalten gespendet würde,
und all die vielen Kleinigkeiten, hier eine Erklärung, dort eine kleine Ergänzung...

Und dann natürlich die Frage der generellen Stilrichtung: Eher Londoner Oratorium – oder Charismatische Versammlung – möglich wäre beides.

Mittelschiff und Hauptaltar

In einer Stadt mit zwölf verschiedenen Pfarreien wird es zwölf verschiedene Gottesdienste geben. Die große Befreiung durch den überlieferten Ritus ist, daß man nur noch entscheiden muß, ob man sich im Stande fühlt, ein Hochamt zu zelebrieren oder lieber eine einfache Messe – dann öffnet man das Messbuch, und alles geht seinen Gang.

Allerdings fürchte ich, daß wir statt der komplizierten Gregorianik eine einfachere Psalm-Melodie nehmen – dieses wunderbare Alleluja ist für uns einfach noch zu schwierig. Ich hoffe, daß ich wenigstens den Vortrag des Evangeliums korrekt hinbekomme.

Ein anderer Unterschied zwischen den beiden Formen besteht darin, daß in der Ordentlichen Form der Priester auch als einzelner eine Art Hochamt feiern kann – selbst wenn sich sonst keiner im Altarraum aufhält. Ich erinnere mich an ein Ostern ohne Messdiener, sie hatten verschlafen. Der Kantor war auch nicht da, aber trotzdem gab es ein gesungenes Amt mit Weihrauch – das Weihrauchfass hing an einem Ständer, und ich stimmte die Lieder an. Die Außerordentliche Form setzt voraus, daß der Priester mit Assistenten agiert, im Idealfall mit Diakon und Subdiakon, aber auf jeden Fall mit Messdienern und einer Schola, und alle sollten mit ihren jeweiligen Aufgaben gut vertraut sein. So gesehen stimmt diese Form weitaus mehr mit der Ekklesiologie des 2. Vatikanums überrein, nach der die Kirche eine Gemeinschaft der Getauften ist, in der jeder seine besondere Aufgabe hat.

Auch wenn ich als Priester an Stelle Christi stehe, so folgen doch alle Abläufe dem Zeremonienmeister – und das könnte auch ein zwölfjähriger Junge sein.

Die Messe folgt nicht meinen Einfällen, sondern den sorgfältig in den Rubriken festgehaltenen Vorgaben. Mir gefällt es, daß daß diese Messe nicht „meine Messe“ ist, sondern die Messe der Kirche. Nicht ich habe zu bestimmen, sondern das Missale. Ich bin nicht der Herr der Liturgie, sondern ihr Diener.

Vor einem Gottesdienst

Die Alte Messe: Einfach da sein

Von Laurence England

Heute Abend habe ich an meiner ersten „Alten Messe“ in St. Mary Magdalens teilgenommen. Es war die erste Messe, bei der ich selbst kein einziges Wort gesprochen habe – und gerade deshalb war es wunderschön. Es war die erste Messe, bei der ich nicht auf das, was der Priester sagte, geantwortet habe – und gerade deshalb war es wunderschön. Als ich nachhause ging, dachte ich: Ja, so war es von Anfang an gedacht. Es ist, als ob plötzlich jeder wüßte, wo sein Platz ist. Der Priester kann der Priester sein, als Mittler und Fürsprecher für seine Gemeinde, mit lauten und mit stummen Gebeten, mit Gesten und Handlungen. Die Altardiener geben die Antworten, die während der Liturgie zu geben sind.

Die Laien dürfen die Laien sein, sie dürfen vor der Gegenwart Gottes verstummen, ihre Unwürdigkeit vor dem Herrn anerkennen und sie können wirklich ohne Ablenkung beten, ohne irgendwelche Antworten geben zu müssen, noch nicht einmal ein „Amen“; sie müssen nichts mitsprechen und können in der Gegenwart Gottes da sein. Das laut ausgesprochene Mit-Tun ist verschwunden, es gibt keine Verpflichtung mehr, etwas zu sagen, und im Vergleich zum Neuen Ritus meldet sich plötzlich das Gefühl: „Aber müssen wir nicht irgend etwas tun? Gibt es denn nichts, was wir zu sagen haben? Was wird von mir erwartet?“ Nein – wir können einfach da sein, wir müssen gar nichts tun, wir können in der Stille unseres Herzens beten und Ihn suchen.

Stille Messe am Seitenaltar

Und am wichtigsten von allem: Der Allmächtige Gott kann der Allmächtige Gott sein, ohne daß das Lärmen der Laien dauernd auf ihn einstürmt, ohne daß Männer und Frauen ihm die Ehrfurcht versagen, indem sie die verwandelte Hostie in die Hand nehmen, ohne daß sie ihm die Ehrfurcht versagen, indem sie beim Kommunionempfang nicht niederknieen, ohne daß sie die geheiligten Worte des Sanctus gedankenlos und ohne Ehrerbietung aufsagen. Denn sie wissen, daß Er in der Person des Priesters jemanden hat, der durch die Gnade seines Amtes dazu berufen ist, der Mittler für Sein Volk zu sein.

Ja, in der alten Messe kennt jeder seinen Platz, die Harmonie ist wiederhergestellt und keiner versucht, etwas an sich zu ziehen, was einem anderen zusteht. Der Priester als „Alter Christus“ übernimmt die Funktion des Mittlers zwischen Gott und den Menschen und darf der Priester sein, und wir als Laien dürfen einfach da sein und können in der schweigenden Gegenwart Gottes beten.