Motu Proprio: Summorum Pontificum

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Zusatzinfo

Harrisburg, USA

„In der Hoffnung, das gleiche Ziel zu erreichen, gemeinsam in die gleiche Richtung schauen“

9. 9. 2008

Der erste, kürzere hier übersetzte Text enthält eine Mitteilung Fr. Triligios im Blog von Father Zuhlsdorf über seine Einschätzung der Aufnahme der Messe „ad orientem“ in seiner Gemeinde - hier das Original. Der zweite Teil stammt aus dem Pfarrbrief Fr. Triligios, in dem er seine Gemeinde die traditionsorientierten Neuerungen erklärt, er ist im Original in Triligios Blog The Black Biretta zu finden.

Inhaltlich sagt das alles den Lesern von summorum-pontificum.de nichts Neues, und wer will, könnte darin manche problematische Verkürzung oder Ungenauigkeit finden. Was den Text interessant macht, ist zum einen die sehr pädagogisch-rücksichtsvolle Art, in der Triligio seinen liturgisch wenig gebildeten Pfarrkindern die geplanten „Neuerungen“ schmackhaft macht. Und dann die geradezu revolutionäre Rücksichtslosigkeit, mit der Fr. Triligio sich über das in der amerikanischen Kirche weitverbreite Dogma hinwegsetzt, Tradition sei wertlos und müsse überwunden werden: Nein, so zieht es sich wie ein roter Faden durch die ganze Argumentation: Die Tradition hat hohen Wert in sich, und wir tun gut daran, sie uns wieder anzueignen.

WDTPRS 6. 9. 08

Heute Abend war sozusagen die „Jungfernfahrt“ unserer Messe ad dominum, und die Kommentare nach der Messe waren außerordentlich positiv. Es gab keine einzige Beschwerde, stattdessen Anerkennung für die ehrfürchtige Form der Messe, die meiner Meinung nach durch die Feier „ad Orientem“ deutlich hervorgehoben wird. Ich habe über das Thema „brüderliche Zurechtweisung“ gepredigt – das heißt, daß Leute, die irgendwelche Beschwerden, Probleme oder Fragen mit mir besprechen wollen, mich privat und persönlich ansprechen sollen, damit wir in einer Atmosphäre von Vertrauen und Nächstenliebe darüber sprechen können.

Ich habe ihnen gesagt, daß es eine Sünde ist, hinter dem Rücken anderer schlecht über sie zu sprechen, die gebeichtet werden muß. Der Katechismus nennt drei schlechte Früchte des Klatsches: Voreiliges Urteil, Verleumdung und Herabwürdigung. Allzuviele meiner Kollegen haben Angst davor, ad orientem zu zelebrieren, weil sie den Klatsch und die Gerüchteküche fürchten. Da ist es am besten, wenn man ganz offen ist und die Gemeinde ebenfalls auffordert, offen zu sein. Ich habe den Gläubigen gesagt, daß ich ihnen gerne die liturgischen und theologischen Gründe dafür darlege, was wir als römische Katholiken tun, und dabei auch auf alle zulässigen Varianten eingehe. Die Leute waren sehr beeindruckt von meinem Vergleich mit dem Piloten und dem Busfahrer: Wenden sie den Passagieren den Rücken zu, oder schauen sie in der Hoffnung, das gleiche Ziel zu erreichen, gemeinsam mit ihnen in der gleichen Richtung?

Die Stimme des Pfarrers

Ein anderer Aspekt unseres menschlichen Lebens sind die Werke unseres Gottesdienstes. Seine Heiligkeit Papst Benedikt hat die Bühne für eine Erneuerung und Wiedergeburt des katholischen Gottesdienstes bereitet. Das war auch die Absicht und das Ziel der Väter des 2. vatikanischen Konzils. Wie schon angekündigt, werden wir an einem Wochenende jedes Monats lernen, einige feststehende Teile der Messe auf Latein zu beten, und zwar am ersten Sonntag des Monats (und am vorhergehenden Samstag) in Marysville und am letzten Sonntag (samt dem vorhergehenden Samstag) in Duncannon. Das sind das Kyrie (Griechisch für „Herr erbarme Dich), das Gloria (Latein für „Ehre sei Gott“), Sanctus (...), Pater Noster (...) und Agnus Dei (...). „Katholisch“ kommt von dem griechischen Wort „katholikos“, welches „allgemein“ bedeutet. Ein naheliegender und sehr treffender Weg, die „Allgemeinheit“ unserer Kirche zu betonen, besteht darin, neben unserer Umgangssprache auch eine allgemeine Sprache zu verwenden.

Wenn Sie die Messen von EWTN sehen, kennen Sie das alles schon. Auch wenn wir das nur einmal im Monat machen, werden Sie unser reiches Erbe so besser kennenlernen und damit vertraut werden. Orthodoxe Christen in den USA sprechen fließendes Englisch – aber in ihren wöchentlichen Gottesdiensten verwenden sie einen guten Teil Griechisch, so wie jüdische Amerikaner in ihren Gottesdiensten Hebräisch verwenden. Latein ist die offizielle Sprache der Römisch-Katholischen Kirche und bildet keinen Gegensatz zur Umgangssprache.

Einmal im Monat werden wir auch von einer der Möglichkeiten Gebrauch machen, die dem Zelebranten zur Verfügung stehen. Es ist jedem Priester erlaubt, die Messe sowohl zum Volk (ad populum) hin als auch in Richtung auf den Tabernakel (versus apsidem) zu feiern. Das werde ich ab jetzt einmal im Monat tun, damit sie eine unserer großen Traditionen, die bis ins Altertum zurückgehen, kennen und schätzen lernen können. Ursprünglich war die Feier der heiligen Liturgie ad orientem, d.h. Mit dem Gesicht nach Osten, allgemein vorgeschrieben. Tatsächlich baute man die Kirche sogar so, daß Priester und Gemeinde während des Gottesdienstes gemeinsam nach Osten schauten. Der Grund war, daß die Sonne jeden Morgen im Osten aufgeht. Gottes Sohn stand am Ostermorgen von den Toten auf, als die Sonne sich im Osten erhob. In frommer Nachahmung wandten sich daher die Christen bei ihren Gottesdiensten ebenfalls nach Osten. Das wurde vom Altertum bis zum Mittelalter so gehalten. Niemand sah darin, daß der Priester dem Volk den Rücken zukehrte, sondern es war allen klar, daß Priester und Gemeinde gemeinsam nach Osten schauten. Wenden denn Piloten oder Busfahrer ihren Passagieren den Rücken zu - oder schauen sie in der Hoffnung, das gleiche Ziel zu erreichen, gemeinsam mit ihnen in der gleichen Richtung?

Wenn man die Messe immer und ausschließlich in Richtung auf das Volk hin zelebriert, kann der Zelebrant in Versuchung kommen, vor der Gemeinde etwas aufführen zu wollen. Aber er ist kein Schauspieler auf einer Bühne und auch kein Dirigent, der die Gemeinde leitet. Er führt die Gemeinde beim Gebet an – und Anführer zeigen die Richtung. Wenn große Generale ihre Armeen in die Schlacht führten, dann schauten sie gemeinsam in die Richtung zum Sieg. Wenn Priester und Gemeinde in die gleiche Richtung schauen, dann tun sie auch das Gleiche: sie leisten ihren Dienst vor Gott.

Die griechischen und die russischen Orthodoxen, die Katholiken des Byzantinischen Ritus, viele Anglikaner und Lutheraner haben Gottesdienste, bei denen der Zelebrant gemeinsam mit den Versammelten nach Osten schaut. Wo die Wendung nach Osten von der Geographie her nicht möglich war, bildete sich die Gewohnheit, daß Priester und Gemeinde sich dem Tabernakel zuwandten (versus apsidem) – dort ist der Leib und das Blut, die Seele und die Gottheit Christi stets gegenwärtig. Die Wendung zum Allerheiligsten Sakrament war gleichbedeutend mit der Wendung zum Osten, den der Osten steht nicht nur für die wiederkehrende Sonne, sondern auch für den wiederkehrenden Sohn. Deshalb werde ich künftig also jeden Monat einmal die Messe in Richtung auf den Tabernakel hin feiern – so wie sie es immer machen, wenn sie in der Kirchenbank sitzen. Wir werden also gemeinsam in die gleiche Richtung schauen, und es wird nicht so sein, daß ich Ihnen den Rücken zukehre, wie einige irrtümlich annehmen könnten.

Auch wenn wir das nur einmal im Monat so halten, ist das doch ein wichtiges Element unseres liturgischen Erbes. In der außerordentlichen Form des römischen Ritus (der tridentinischen Messe)hält man es immer so, und für die reguläre Form (den Novus Ordo oder die Messe des 2. Vatikanischen Konzils) ist es eine gültige und Zulässige Möglichkeit. Die Schriftlesungen und die Predigt werden weiterhin direkt dem Volk zugewandt vorgetragen, weil sie sich direkt an Sie richten. Doch die Gebete zur Verehrung Gottes werde ich Ihm zugewandt sprechen, der im Tabernakel unter uns gegenwärtig ist. So wie unterschiedliche Musik und verschiedene Sprachen sind auch verschiedenartige liturgische Formen Bestandteil unseres katholischen Erbes. Wir sollten uns das, was wir sind und wie wir zu Gott beten, in seiner ganzen Fülle aneignen.

Die beiden in deutscher Sprache vorliegenden Titel sind im Wiley-VCH Verlag in Weinheim erschienen; die zahlreichischen englischsprachigen Veröffentlichungen von Fr. Trigilio sind im Internethandel leicht zu bekommen. Alle seine Bücher sind betont populär gehalten und bringen so eine kompromisslos orthodoxe Stimme in einem sonst eher schwer zugänglichen Umfeld zu Gehör.