Motu Proprio: Summorum Pontificum

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Tulsa, Oklahoma

Ad orientem - die Rückkehr zum alten Brauch bringt viele Vorteile

Bischof Edward Slattery von Tulsa

21. 8. 2009

In der Septemberausgabe seiner Diözesanzeitung hat Bischof Edward James Slattery ausführlich begründet, warum er in Zukunft die Messe in der Kathedrale „ad Orientem“ feiern wird. Wir haben den Text ungekürzt übersetzt und halten das Original außerdem hier zum Download bereit.

Aus der Diözesanzeitung: Bischof Slattery zelebriert in der Kathedrale von Tulsa

Die heilige Messe ist ein wesentlicher und grundlegender Teil unseres katholischen Lebens – deshalb ist die Liturgie für uns dauerndes Thema. Deshalb sprechen wir so oft über die Gebete und Lesungen, diskutieren die Predigt und oft genug auch die Musik. Das wesentliche an diesen Gesprächen ist ein Verständnis davon, daß unser katholischer Gottesdienst so ist, wie er ist, weil die Messe das Opfer Christi ist, das unter den sakramentalen Zeichen von Brot und Wein dargebracht wird.

Wenn unser Reden von der hl. Messe einen Sinn haben sollen, dann müssen wir diese zentrale Wahrheit begreifen: In der hl. Messe vereint sich Christus mit uns, während er selbst sich dem Vater als Opfer für die Erlösung der Welt anbietet. Wir können uns selbst ebenso mit ihm aufopfern, weil wir durch die Taufe zu Gliedern seines Leibes geworden sind.

Wir müssen uns auch dessen bewußt sein, daß alle Gläubigendas eucharistische Opfer als Glieder des Leibes Christi darbringen. Es wäre falsch zu glauben, daß nur der Priester das Messopfer darbringt. Alle Gläubigen nehmen an diesem Opfer teil, dabei nimmt der Priester allerdings eine einzigartige Rolle ein. Er steht in der Person Christi, des historischen Hauptes des mystischen Körpers, so daß bei der Messe der ganze Leib Christi, der Kopf und die Glieder, das Opfer gemeinsam darbringen.

Blick in die gleiche Richtung

Seit Alters her brachte die Stellung des Priesters und des Volkes dieses Verständnis der hl. Messe zum Ausdruck. Das Volk betete, stehend oder kniend, an der Stelle, die sichtbar dem Körper unseres Herrn entspricht, und der Priester stand oben als das Haupt am Altar. So bildeten wir den ganzen Christus, Haupt und Glieder, sakramental durch die Taufe und sichtbar durch Position und Haltung. Genauso wichtig war es , daß der Zelebrant und die Gemeinde in die gleiche Richtung schauten und so mit chtristus vereint dem Vater Christi einziges, unwiederholbares und wohlgefälliges Opfer darbrachten.

Wenn wir die älteste liturgische Praxis der Kirche betrachten, sehen wir, daß Priester und Volk in die gleiche Richtung, gewöhnlich nach Osten, weil sie erwarteten, daß Christus bei seiner Wiederkehr „von Osten her“ kommen wird. Bei der Messe hält die Kirche gleichsam Wache für dieswe Rückkehr. Diese einzigartige Haltung nennt man „ad orientem“ - das heißt nichts anderes, als „nach Osten gewandt“.

Viele Vorteile

Die Feier der Messe in der gemeinsamen Richtung von Priester und Volk nach Osten war für fast 1800 Jahre die lturgische Norm. Es muß gute Gründe dafür gegeben haben, daß die Kirche so lange an dieser Stellung festhielt. Der erste war, daß die katholische Liturgie immer eine bemerkenswerte Treue zu den apostolischen Traditionen gehalten hat. Wir betrachten die hl. Messe und die gesamte Liturgie als etwas, das wir von den Aposteln erhalten haben und das wir unsererseits unversehrt weiterzugeben haben. (1. Corinther 11,23)

Zum zweiten hat die Kirche diese besondere Stellung nach Osten beibehalten, weil sie auf sublime Weise die Natur der hl. Messe zum Ausdruck bringt. Auch jemand, der mit der hl. Messe nicht vertraut ist, könnte beim Nachdenken über die gemeinsame Gebetsrichtung von Zelebrant und Gläubigen erkennen, daß der Priester an der Spitze der Gläubigen steht und mit ihnen ein und dieselbe Handlung vollführt, und zwar eine gottesdienstliche Handlung, wie er bei kurzem weiteren Nachdenken erkennen würde.

Eine Neuerung mit unvorhergesehenen Auswirkungen

In den letzten 40 Jahren ist diese gemeinsame Orientierung verloren gegangen, nun sind Priester und Volk daran gewöhnt, in entgegengesetzte Richtung zu schauen. Der Priester schaut in Richtung des Volkes, das Volk in Richtung des Priesters, obwohl sich doch das Hochgebet an den Vater richtet und nicht etwa an das Volk.

Diese Neuerung wurde nach dem vatikanischen Konzil eingeführt – teils, um den Menschen das Verständnis der hl. Messe zu erleichtern, indem man sie sehen ließ, was sich abspielte, teils aus Anpassung an die zeitgenössische Kultur, in der es üblich ist, daß Inhaber eines Amtes diejenigen, mit denen sie zu tun haben, direkt anschauen – wie eine Lehrerin, die hinter ihrem Tisch sitzt.

Unglücklicherweise hatte diese Veränderung eine Zahl unerwartete und größtenteils negative Auswirkungen. An erster Stelle war sie natürlich ein ernster Bruch mit der alten Tradition der Kirche. Zweitens kann daraus der Eindruck entstehen, daß Priester und Volk sich in einem Gespräch über Gott befinden, anstatt Gott zu verehren. Drittens wächst dabei der Person des Priesters, der sich auf einer Art liturgischer Bühne befindet, unangemessene Bedeutung zu.

Wiedergewinnung des Sakralen

Schon vor seiner Wahl zum Nachfolger des hl. Petrus hat Papst Benedikt darauf gedrungen, alte liturgische Traditionen der Kirche wiederzubeleben, um den Gottesdienst wieder stärker katholisch zu machen. Aus diesem Grunde habe ich für meine Gottesdienste in der Kathedrale die altehrwürdige Position „ad orientem“ wieder eingeführt.

Diese Veränderung sollte man nicht so interpretieren, als ob der Bischof seinem Volk gleichgültig oder feindselig den Rücken zuwenden wollte. Ein solches Verständnis würde den wesentlichen Punkt verfehlen, daß die gemeinsame Wendung in die gleiche Richtung die Tatsache zum Ausdruck bringt, daß wir gemeinsam auf dem Weg zu Gott sind. Es ist die gemeinsame Pilgerreise von Priester und Volk.

Papst Benedikt hat wiederholt davon gesprochen, wie wichtig die Feier der hl. Messe ad orientem ist, aber er möchte die Zelebranten nicht dazu auffordern, liturgische Altertümler zu werden.Seine Heiligkeit möchte, daß wir das entdecken, was hinter diesen uralten Traditionen steht und es so vielen Jahrhunderten so wichtig machte: Das Verständnis der Kirche, daß die Feier der hl. Messe zuerst und wesentlich die Verehrung ist, die Christus seinem Vater entgegenbringt.