Motu Proprio: Summorum Pontificum

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Zusatzinfo

Diözese Tulsa, USA

Mutter Mirjam vom Lamm Gottes und die Töchter Mariens, Mutter der Hoffnung Israels

23. 12. 2011

Wir beginnen heute mit einer Beschreibung des Weges von Rosalind Moss aus Brooklyn zur Ehrwürdigen Mutter Miriam vom Lamm Gottes in Tulsa; „zwischen den Jahren“ folgen Übersetzungen von Ausschnitten aus einigen ihrer zahlreichen Interviews, in denen sie über den Habit der Mönche und Nonnen, den gregorianischen Choral und die würdige Liturgie spricht. Der heutige Beitrag stützt sich großenteils auf einen Artikel im National Catholic Register vom 8. Dezember, der noch zahlreiche weitere Informationen enthält.

Sr. Mirjam Moss mit dem Gründungsdekret

Im September dieses Jahres errichtete Bischof Edward Slattery von Tulsa, Oklahoma, eine neue benediktinische Schwesternkongregation nach diözesanem Recht, die „Töchter Mariens, Mutter der Hoffnung Israels“. Priorin der neuen Gemeinschaft wurde Rosalind Moss, geboren in einer jüdischen Familie in Brooklyn, N.Y., und nun Schwester Miriam vom Lamm Gottes. Die Gemeinschaft ist offen gegenüber beiden Formen des römischen Ritus – solange die Zelebration auf Latein und „ad Dominum“ erfolgt. Neben dem Stundengebet betrachten die Nonnen es als einen wesentlichen Teil ihres Apostolats, sich in der Öffentlichkeit in ihrem (wiederhergestellten) traditionellen Habit der Benediktinerinnen zu zeigen: „Viele Menschen – Katholiken wie Nichtkatholiken – bitten uns spontan, für sie zu beten. Manche haben Tränen in den Augen wenn sie uns sagen, wie froh sie sind, wieder Nonnen im Habit zu sehen.“

Das ist weitaus mehr als Sentimentalität, hat Schwester Miriam erkannt: „Wir sind Zeichen Gottes in der Welt, und jedermann kann uns frei ansprechen, und was das aufregendste ist: Die Leute glauben, daß wir irgendwie ihnen gehören. Sie glauben, daß sie an uns herantreten können, daß wir für sie da sind, daß sie das Recht haben, von uns zu erwarten, daß wir für sie beten, daß wir ihnen helfen, daß wir Gottes Hand sind für ihre Bedürfnisse. Das ist eine ganz wunderbare Erwartung von ihrer Seite, und ich denke, genau so sollte es sein.“ Der Weg von Schwester Miriam aus den Häuserschluchten Brooklyns in die Straßen von Tulsa war alles andere als gradlinig – oder vielleicht doch? Sie erzählt, daß sie als junges jüdisches Mädchen vor 50 Jahren zutiefst entsetzt war, als sie las daß katholische Nonnen nun die Erlaubnis hätten, ihren Habit zu modernisieren – wie konnten diese Frauen, die doch die Welt dem Einfluss Gottes öffnen sollten, so dem Einfluss der Welt unterliegen? „Das hat mich damals geradezu körperlich getroffen - ich hatte etwas verloren, was mir gar nicht gehörte“, erkannte sie später.

Mit 32 Jahren hörte sie zum erstenmal von Juden, die nicht länger auf den Messias warteten, weil sie daran glaubten, daß er schon gekommen war. „Sie lehrten mich, daß all die Opferlämmer im alten Testament, auch wenn sie keine Sünden tilgen konnten, doch Vorgestalten des einen Lammes Gottes waren, das tatsächlich die Sünden hinwegnehmen konnte. Nachdem wir das ganze alte Testament durchgegangen waren, zeigten sie mir nur den einen Satz aus dem neuen Testament, in dem Johannes Jesus Christus mit den Worten ankündigt: Seht das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt. Da erkannte ich, daß Jesus der Messias war, nach dem ich gesucht hatte.“

Zunächst führte ihr Weg Rosalind zu der einzigen Form des Christentums, die sie damals kannte: Eine Gruppe evangelikaler (und strikt anti-katholischer) Protestanten. Seit Beginn der 90er Jahre beschäftigte sie sich aufgrund einiger persönlicher Erlebnisse auch mit dem Katholizismus, und in der Osternacht 1995 wurde sie in die Kirche aufgenommen. Dazu schreibt sie: „Als Protestantin hatte ich zu glauben gelernt, daß der Gott Abrahams, Isaacs und Jacobs - der Gott, dem keiner lebend ins Antlitz sehen konnte – in die Zeit und in die Geschichte gekommen und Mensch geworden war. Mit meinem Eintritt in die katholische Kirche konnte ich eine zweite ganz unglaubliche Seite der Herablassung des allmächtigen Gottes kennenlernen: die des allerheiligsten Sakraments, des erfüllten Paschas: Der Menschgewordene Gott bleibt unter der Gestalt des Brotes bei uns bis auf den heutigen Tag.“

Zu ihrem weiteren Weg nach der Aufnahme in die Kirche betont Schwester Miriam die Rolle der Lektüre der Bücher des. hl. Franz von Sales: Mein Bruder David, der schon 16 Jahre vor mir zur katholischen Kirche konvertierte, besaß eine kleine Bibliothek katholischer Bücher. Als ich katholisch wurde, „stahl“ ich einige seiner Bücher. Eines davon war die „Anleitung zum frommen Leben“ (Philotea) des großen Genfer Bischofs. Damals dachte ich mir zunächst: Warum sollte ich so ein Buch lesen? Ich bin doch schon seit 19 Jahren Christin – da brauche ich kein Anfängerbuch. Nun, ich fing dennoch an, es zu lesen – und konnte es nicht mehr aus der Hand legen. Ich las dann noch 9 weitere Bücher des hl. Franz von Sales, der mit seinen Schriften voll tiefsten Verständnisses für die menschliche Natur und mit Antworten auf alle gesellschaftlichen Übel dazu beitrug, 72000 Calvinisten zurück zur Kirche zu bringen. Ich bat unsere liebe Frau, mir diesen großen Heiligen als geistigen Lehrer vom Himmel zu geben. Fünf Tage später schenkte mir jemand „Der geistliche Kampf“ von Lorenzo Scupoli, und auf dem Rückendeckel las ich, daß eben das das Buch war, das der hl. Franz von Sales allen gab, die sich seiner geistigen Führung anvertrauten – unsere Liebe Frau hatte meine Gebet erhört. Dieser Geistige Führer führte mich zu einem anderen geistigen Führer – zum heiligen Benedikt, dem Vater des westlichen Mönchtums, dessen Regel die Töchter Mariens, der Hoffnung Israels, folgen werden.

Bis zur Gründung dieser Gemeinschaft war es allerdings noch ein weiter Weg. Nach einer 15-jährigen Karriere als Managerin hatte sich Rosalind Moss nach ihrer Taufe zunächst ein Studium am Predigerseminar der evangelikalen Talbot School of Theology absolviert und sich anschließend der Missionstätigkeit im Sinne dieser Gruppierungen gewidmet. Nach ihrer Konversion zur Katholischen Kirche setzte sie diese Tätigkeit unter neuem Vorzeichen fort, teils als Vortragsreisende in der ganzen englischsprechenden Welt, teils mit einem umfangreichen Medienapostolat in den Vereinigten Staaten. Als Schwester Rosalind war sie von 1999 bis 2008 festangestellte Apologetin bei „Catholic Answers“, Redakteurin mehrerer katholischer Publikationen und Moderatorin von Sendungen auf EWTN.

Im August 2008 folgte Rosalind Moss einer Einladung des damaligen Erzbischofs von St. Louis, des heutigen Kardinals Raymond Burke, in seiner Diözese ihren Traum von einem Frauenorden zu verwirklichen, der aus kontemplativem Leben nach traditionellem Vorbild seine Kraft für die Verkündigung des Evangeliums in der Welt ziehen sollte. Zur persönlichen Vorbereitung auf die Gründung besuchte sie 2009/2010 ein Jahr lang das Noviziat der Schwestern von der Heimsuchung in Tyringham (http://www.vistyr.org/ourcommunity.html) – einer kontemplativen Gemeinschaft mit päpstlicher Klausur, die auf eine Gründung des hl. Franz v. Sales zurückgeht.

Der Abberufung von Erzbischof Burke aus St. Louis nach Rom und die Übernahme der Diözese durch Bischof Robert James Carlsson im Sommer 2009 bedeutete für die Pläne von Schwester Rosalind einen schweren Rückschlag: Der neue Bischof ließ sie wissen, daß in seiner Diözese für eine Gemeinschaft nach ihren Vorstellungen kein Platz sei – sie möge sich nach einer anderen Bleibe umsehen. Damit waren auch die bereits erbrachten finanziellen Vorleistungen für den Aufbau eines Konventes verloren. Der Vorgang erhellt schlaglichtartig die Problematik von Gemeinschaften nach diözesanem Recht: Solange Bischöfe unter Kollegialität vor allem das Privileg verstehen, ohne Rücksicht auf das Lehramt der Kirche und den Willen des Papstes Politik auf eigene Rechnung betreiben zu können, sind solche Gemeinschaften bischöflichen Wohlwollen, und das heißt oft genug auch: bischöflicher Willkür, ausgeliefert.

Rosalind Moss schildert den Fortgang der Dinge so: „Erzbischof Carlsson hatte mir freigestellt, mich nach anderen Bischöfen umzusehen, die an der Gründung dieser Gemeinschaft in ihrer Diözese interessiert wären – und genau dass habe ich getan. Ich suchte mir eine Handvoll Bischöfe aus, für die ich erst eine Novene betete, und denen ich dann meine Briefe schickte. Von Bischof Slattery von Tulsa erhielt ich dann eine wunderbare Anwort und eine warmherzige Einladung, nach Tulsa zu kommen.“. Im März 2011 siedelte Schwester (damals noch) Rosalind mit den ersten Mitschwestern nach Tulsa um, wo die Gemeinschaft im September dann offiziell errichtet wurde. Interessentinnen für die neue Gemeinschaft gibt es in großer Zahl. Im Mai waren noch 70 Frauen auf einer Liste für die engere Wahl – seitdem verbringt Schwester nun Miriam vom Lamm Gottes viel Zeit mit Einzelgesprächen, um die Berufungen zu prüfen und dem Wachstum der Gemeinschaft ein sicheres Fundament zu geben.