Motu Proprio: Summorum Pontificum

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Zusatzinfo

Vancouver, Kanada

Eine neue Personalpfarrei für das Erzbistum Vancouver – Bericht von John Lambert

24. 8. 2008

Das Hochamt zur Gründung der Gemeinde fand Anfang Juli statt, war uns aber damals entgangen. Deser Bericht erschien am 18. August im Internetauftritt von "The Remnant". Inzwischen hat die neue Personalpfarrei auch ihren eigenen Internetauftritt. Und gerne schließen wir uns dem Dank der Gemeinde zur Hl. Familie an den Bischof an, der die Personalpfarrei errichtet und der Petrusbruderschaft anvertraut hat.

Erzbischof Raimond Roussin

Als vor einigen Jahren Bischof Rifan in der Rosenkranz-Kathedrale von Vancouver ein feierliches Pontifikalamt zelebrierte, hielten wir alle das für einen unüberbietbaren Höhepunkt. Aber es ist noch besser gekommen: Nachdem wir 19 Jahre lang wartend im Abseits standen, haben wir endlich unsere eigene Pfarrkirche... 19 Jahre lang hat die traditionelle Gemeinde die Messe in der kleinen Heilig-Geist-Kirche gefeiert, die sie sich mit einer Gemeinde der ordentlichen Form des römischen Ritus geteilt hat. Am 1. Juli, dem Fest des kostbaren Blutes, hat Erzbischof Raymond Roussin von Vancouver nun eine neue Pfarrei errichtet, die ausschließlich für die Außerordentliche Form des römischen Ritus bestimmt ist.

Im Errichtungsdekret dieser Pfarrei schrieb der Erzbischof: Hiermit bestimme ich das Folgende: Zur höheren Ehre Gottes und zur Rettung der Seelenm und in Vollmacht meines Hirtenamtes errichte ich hiermit kanonisch eine Personalpfarrei (canon 516#1) mit dem Namen „Pfarrei der hl. Familie“ zur Seelsorge für die Gläubigen der Erzdiözese Vancouver, die sich dem Missale Romanum des sel. Papstes Johannes XXIII. von 1962 verbunden fühlen“.

Also - falls ein deutscher Bischof nicht genau weiß, wie das Dekret zur Errichtung einer Personalpfarrei abzufassen ist - der Amtsbruder in Vancouver oder sein Ordinariat gibt gerne Auskunft.

Obwohl wir schon seit über einem Jahr zu besonderen Anlässen die hl. Messe in der Kirche zur Hl. Familie gefeiert haben, war das noch aus einem anderen Grund für uns ein denkwürdiger Tag. Zum ersten Mal seit Menschengedenken wurde an diesem Tag in dieser Kirche wieder ein feierliches Hochamt gefeiert. Unser Pfarrer Erik Deprey FSSP war der Zelebrant, Fr. William Ashley war der Diakon und unser neuer Priester, Fr. Daniel Geddes, FSSP, war Subdiakon. Zum ersten Mal seit 19 Jahren hatten wir genug Platz für unsere Gemeinde. Und obwohl diese Kirche viel größer ist als die Heiligkeistkirche, war sie ebenfalls fast voll. In seiner Predigt fasste Fr. Deprey unsere Dankbarkeit und Freude zusammen:

Wir danken der göttlichen Vorsehung nicht nur dafür, daß sie uns diese Kirche für die Liturgie unserer Väter gewährt hat, sondern auch dafür, daß sie es uns ermöglicht hat, weiterhin die Sakramente in dieser Liturgie zu spenden. Diese Kirche wurde mit der hingebungsvollen Anstrengung der Deutschen Gemeinde von Vancouver errichtet, die sich nach ihrer Einweihung hier zum Gottesdienst im alten Ritus versammelte. Wir wollen ebenfalls den Priestern und Laien danken, die die Voraussetzungen für diese Entwicklung geschaffen haben, insbesondere Msgr Donald Neumann von der Traditional Mass Society von Vancouver, Fr. Lavrence Favotto, Fr. Patrick Tepoorten, Fr. George Edattukaran, Msgr Angelo Sacchi und unserem geliebten Fr. William Ashley. Besonderer Dank auch an Fr. Charles Ryan von der Petrusbruderschaft, den ersten Pfarrer der Pfarrei zum Göttlichen Erbarmen, unter dessen Leitung die Gemeinde gewachsen ist und eine Zweigstelle im Fraser Valley errichtet hat. Ganz besonderen Dank möchte ich auch Fr. Benno Burghardt aussprechen, der bei der Suche nach einer Zukunft für diese Kirche die Gelegenheit erkannte, die wir dafür bieten, und der sie uns bereits eine Zeitlang regelmäßig für die Feier der hl. Messe und der Vesper zur Verfügung stellte.“

Die deutschsprachigen Gemeinden Nordamerikas werden - wie die italienischen und teilweise auch die polnischen - durch die Überalterung ihrer Mitglieder schnell kleiner. Die nächste Generation - sofern sie überhaupt noch die Kirche besucht - nimmt am Gottesdienst in englischer Sprache teil. Vielerorts rücken dafür Hispanics und Vietnamesen nach, die erst kürzlich eingewandert sind.

Wir schließen uns den Bemerkungen von Fr. Deprey aus ganzem Herzen an. Wir haben nun eine Kirche erhalten, die durch die Anstrengungen und Opfer der Deutschen Gemeinde von Vancouver vor mehr als 60 Jahren erbaut wurde und von denen viele zunächst die Messe im gleichen Ritus gefeiert haben, den wir heute feiern. Wir sind dem Erzbischof und der deutschen Gemeinde sehr dankbar, daß sie uns so herzlich entgegengekommen sind.

In der Kirche zur Hl. Familie

Zum ersten Mal hatten wir auch genug Platz auf dem Parkplatz. Jetzt müssen wir nicht mehr ein paar Blocks entfernt irgendwo auf der Straße parken und in Regen und Matsch des Vancouver Winter zur Messe platschen – oder uns durch die feuchte Wärme des Sommers quälen. Viele der teilnehmenden Gläubigen waren zum ersten Mal in der alten Messe, aber es schien, als ob sie sie schon seit Jahren kennen würden. Wie Fr. Deprey sagte: Das ist ein großer Tag.

Bis zum November wird die Sonntagsmesse um 9 Uhr stattfinden, danach um 10 Uhr. Die Vesper mit anschließendem Segen findet jeden Sonntag um 16:30 statt. Aber es kommt noch besser. Zunächst versuchsweise werden wir werktags eine zweite Messe um 19 Uhr 30 und Samstag um 7 Uhr 30 haben. Es wird wirklich ein unerhörter Reichtum über uns ausgegossen. Erst vor einem Jahr ist summorum Pontificum erschienen und hat die Alte Messe wieder freigegeben. Und Und während wir zuvor einmal in der Woche eine Stille Messe in einer kleinen Kirche an einem entlegenen Ort der Erzdiözese feiern konnten, sehen wir uns nun mit zwei Priestern in eine große Stadtkirche versetzt, haben zwei Messen täglich, eine wachsende Gemeinde und eine aufblühende Außenstelle. Nach der Zahl der Gläubigen an Werk- und Sonntagen zu urteilen, haben wir einen fruchtbaren Boden für das Wort Gottes gefunden.

Es war übrigens nicht so, daß die Gläubigen, die den alten Ritus noch nicht kannten, nach dem einmaligen Besuch die Neugier gestillt und ihr Interesse verloren hätten. Am Sonntag nach der Übernahme waren auch die letzten Sitzplätze besetzt, und wir mußten Klappstühle im hinteren Teil der Kirche und in den Seitenschiffen aufstellen, um allen eine Sitzgelegenheit zu schaffen. Und jeder schien zu wissen, wie er sich zu verhalten hatte. Dabei drängten sich jetzt in der Kirche zur hl. Familie mindestens dreimal so viele Gläubige wie normalerweise in der Heilig-Geist-Kirche. Wo sind die alle hergekommen? Und wie haben sie davon erfahren? Es war geradeso, als ob alle auf diesen Tag gewartet hätten, so wie wir darauf gewartet haben. Es gab kein unnötiges Gerede in der Kirche, jeder verbeugte sich zur rechten Zeit, die Antworten waren laut und deutlich. Merkwürdigerweise schienen sogar die jungen Leute genau zu wissen, wie sie sich zu verhalten hatten. Wie kommt das? Viele von ihnen nahmen zum ersten Mal an einer Messe in der außerordentlichen Form des römischen Ritus teil. Beim Salve Regina sangen alle mit, als ob sie das seit Jahren täten. Auch an der improvisierten Kommunionbank gab es keinerlei Irritationen – alle knieten sich hin, um den Leibn und das Blut unseres Herrn auf die Zunge zu empfangen.

Ein Vergleich drängt sich auf. Ein müder und erschöpfter Schwimmer schleppt sich durch den heißen Sand am Strand. Er wartet auf die Rückkehr der Flut, um wieder ins kühle Wasser eintauchen zu können. Er sieht die gewaltigen Brecher weit draußen auf der See, aber in der Nähe sind nur ein paar Wasserlöcher, immerhin, aber das ferne Rauschen der Brandung ist in seinen Ohren. Dann kommt ihm allmählich zu Bewußtsein, daß kleine Rinnsale um seine Füße spielen – ob das ein Zeichen ist? Aus den Rinnsalen werden Bäche, er schaut auf – die Brecher scheinen nun näher zu sein. Dann steigt das Wasser bis zu seinen Knien, und er spürt die Abkühlung, die ihm neue Kraft bringt. Und dann brechen die Schaumkronen überall um ihn herum zusammen, er taucht ein, und das Wasser trägt ihn hinauf. Jetzt erfüllt das Donnern der Brecher seine Ohren, und die Brandung braust auf wie eine große Orgel. Er schließt seine Augen in gesegneter Erleichterung, und seine Seele wird erfrischt durch die lebendigen Wasser der Messe aller Zeiten.