Unter dem Regenbogen
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- 27. Juni 2015
Mit der Mehrheit von 5 seiner 9 Richter hat der oberste Gerichtshof der USA die Gesetzgebung aller amerikanischer Einzelstaaten, soweit sie der „Homoehe“ die volle staatliche Anerkennung versagen, für verfassungswidrig erklärt.
Diese Entscheidung der Richter ist das gesellschaftliche Äquivalent zu einer Atombombe; ihr Fallout reicht weit über die USA hinaus. Das Urteil beschädigt nicht nur im Kern das Rechtssystem, indem es das göttlichem und natürlichem Recht widersprechende Konstrukt einer gleichgeschlechtlichen Ehe zur Rechtsnorm erklärt und damit allen denkbaren anderen Willkürprodukten Tür und Tor öffnet. Auch die politische Basis des Staates ist betroffen: Die Richter entziehen ein Thema, das gesellschaftlich umstritten ist wie kaum ein anderes, jeder politischen Diskussion und der Abstimmung der Wähler. Dabei beruft sich das Gericht auf eine Verfassung, deren „Väter“ sich wohl noch nicht einmal in ihren Albträumen vorstellen konnten, was heute aus ihrem Dokument herausgelesen wird.
Die Entscheidung des obersten Gerichts ist eine Feinderklärung insbesondere an das rechtgläubige Christentum, das sich nun, ähnlich wie zu Caesars Zeiten, in einer Position sieht, daß zentrale Aussagen seiner Tradition und Lehre als gesetzeswidrig, ja als verfassungsfeindlich gelten. Christen, die ihren Glauben ernst nehmen, müssen mit Verfolgungen bisher in der bürgerlichen Gesellschaft kaum vorstellbaren Ausmaßes rechnen. Das reicht von der Drangsalierung von Einzelnen durch Gleichstellungsaktivisten, denen eine zu vielen Mißbräuchen ermutigende „Antidiskriminierungsgesetzgebung“ alle Mittel an die Hand gibt, bis zum staatlichen Entzug des Erziehungsrechtes christlicher Eltern ganz allgemein - der in Deutschland auch bereits ohne entsprechendes höchstrichterliches Urteil weit gediehen ist. Rechtgläubige Christen werden zu vogelfreien Exilanten im ehedem eigenen Land.
Die Entscheidung der Richter ist vorläufiger Höhepunkt einer wahnhaften Entwicklung, in der sich kulturelle Eliten anmaßen – und diese Anmaßung machtgestützt durchsetzen – die gesamte bisherige Entwicklung der Menschheitsgeschichte zu verwerfen und in eine neue Richtung zu lenken. Der Versuch zur Schaffung des neuen Menschen, begonnen vom Jakobinertum der französischen Revolution und von Faschismus und Sowjetkommunismus auf seine je eigene Weise vorangetrieben, um in Ozeanen von Blut und Elend unterzugehen, geht in eine dritte, nur dem äußeren Anschein nach zivilisiertere, Runde.
Die amerikanische Bischofskonferenz hat in wohltuender Klarheit zu dem Urteil Stellung genommen. Weitere wichtige Ausführungen glaubenstreuer Christen finden sich bei Steve Skojec, Rod Dreher, R. Albert Mohler und im Überblick bei Fr. Z. Auch das im Anhang zur Entscheidung des Gerichts wiedergegebene Minderheitsvotum der vier überstimmten Richter ist lesenswert, während das eigentliche Urteil eher ein Lehrstück in Rabulistik darstellt.
Zum Bild (Noahs Dankopfer nach der Sintflut, Joseph Anton Koch 1803)
Nach dem Opfer Noahs zum Dank für die Errettung von den Fluten macht Gott der Menschheit ein feierliches Versprechen: „Meinen Bogen will ich in die Wolken setzen, und er soll ein Zeichen des Bundes sein zwischen mir und der Erde ... und ich will gedenken meines Bundes mit Euch und mit jeder lebenden Seele, die das Fleisch belebt, und es soll hinfort keine Wasserfluth mehr kommen, alles Fleisch zu vertilgen.“ (Gen 1,9) Heute dient der Regenbogen, dessen Bild gestern von Menschenhand auf die Front des Weißen Hauses, zahlose Zeitungs- und Internetseiten und heute natürlich auch die Straßen Berlins gebracht wird, zum Zeichen der Aufkündigung dieses Bundes.