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Die 36. Woche

Bild: pixabay CC0In den USA, wo man von den aktuellen Auswirkungen des weltweiten Skandals um Mißbrauch und Vertuschung in den höchsten Rängen der Kirche besonders betroffen ist, gehen die Wogen hoch. Wie hoch, ist daran zu sehe, daß mit dem Kanonisten Edward Peters und dem Publizisten Fr. Raymond de Souza zwei anerkannt glaubenstreue Katholiken eine Diskussion darüber begonnen haben, ob es berechtigt und sinnvoll sei, den Papst zum Rücktritt aufzurufen. Nicht ganz das, worüber sich gute Katholiken in der Vergangenheit den Kopf zu zerbrechen pflegten.

Mehr als solche letzten Endes wohl folgenlose Überlegungen dürfte in Rom die Meldung irritieren, daß mit Legatus einer der größeren amerikanischen Spendensammler seine jährliche Überweisung nach Rom – letztes Jahr waren das um die 800 000 $) vorläufig gestoppt hat, bis einige „gegenwärtig aufgekommene Enthüllungen und Fragen“ geklärt sind. Und nur am Rande: Der wegen vermuteter Mitwisserschaft an den Verbrechen und Verschleierungen McCarricks heftig kritisierte Kardinal Wuerl war dieser Tage tatsächlich in Rom – aber nicht, um sich der amerikanischen Justiz zu entziehen, wie verschiedentlich gemutmaßt wurde, sondern tatsächlich zu Gesprächen mit Franziskus. Inzwischen ist er wieder in Washington.

In Deutschland ist die offiziöse (eine offizielle gibt es noch nicht) Reaktion auf die Zuspitzung nach wie vor von Zurückhaltung bestimmt, Beispiele dafür etwa hier „Wie lange kann Franziskus noch schweigen?“ oder hier: „Wenn der oberste Hirte Oberhirten absetzt“. Nur wenige Bischöfe sind der Forderung des österreichischen Lautsprechers Zuhlehner gefolgt, ihre Loyalität zu Franziskus öffentlich auszusprechen, darunter Bischof Genn mit seiner vom homosexuellen Kern der Sache ablenkenden Forderung nach einem „Ende des Klerikalismus“, und die Bischöfe Kohlgraf und Oster mit jeweils eigenen Loyalitätbekundungen. Andere fühlten sich eher bemüßigt, sich in den Kampf gegen Rechts einzubringen, so etwas Ruhr-Bischof Overbeck.

Was war sonst noch? Von den Bemühungen des Bistums Münster zu einer Neuausreichtung seines Markenimages hatten wir bereits berichtet. Das Bistum Köln will zur Linderung der Wohnungsnot auf seinen Grundstücken in der Domstadt 632 neue Wohnungen bauen. Das ist lobenswert und zeugt überdies von nüchternem Blick auf die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung: Spätestens in etwa10 Jahren ist nicht nur in Köln ein dramatischer Rückgang der Kirchensteuereinnahmen zu erwarten. Da gilt es, das ererbte und in den letzten Jahren noch einmal kräftig gestiegene Vermögen ebenso sozialverträglich wie renditesicher anzulegen.

Nur wenig beachtet, aber dennoch beachtenswert erscheint uns der Ruf des Generalsekretärs des Zentralkomitees der – nein, nicht der Partei – deutschen Katholiken nach einer Stärkung der Stellung der Bischofskonferenzen. Im Interesse der Einheitlichkeit in der Pastoral müssten diese Konferenzen bestimmten Fragen – etwa zur Teilnahme nichtkatholischer Ehepartner an der Kommunion – verbindlich regeln können. Daß er damit eine weitgehende Aushöhlung und Neubestimmung des Bischofsamtes fordert, ist dem neokatholischen Verbandsfunktionär wahrscheinlich noch nicht einmal bewußt.

Und so diskutieren also die einen den Rücktritt des Papstes und die anderen die Eingliederung der Bischöfe als Regionalmanager in einen zentral administrierten Pastoraltrust. Es erblüht ein neuer Frühling im Jahre 53 nach dem Abschluß DES KONZILS.

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