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Der Stil des Potentaten

Erstmals als Meldung online gestellt um 8:00, ergänzt durch einen Kommentar um 10:30

Am Tag des Hochfestes der Apostel Petrus und Paulus verschenkte Franziskus eine Kasette mit neun Reliquien des hl. Petrus, die vor Jahren bei archäologischen Untersuchungen unter dem Altar der Peterskirche geborgen worden waren, an den Gesandte des orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel. Einen  ausführlichen Bericht von Michael Hesemann bringt kath.net. Wir zitieren Kernsätze daraus:

„Gestern Abend, im Gebet, kam mir dieser Gedanke: Ich lebe nicht mehr im Apostolischen Palast, ich benutze diese Kapelle nie, ich feiere hier keine Heilige Messe und wir haben die Reliquien des hl. Petrus in der Basilika. Da ist es doch besser, dass diese Reliquien in Konstantinopel verwahrt werden. Sie sind mein Geschenk an die Kirche von Konstantinopel. Bitte nehmen Sie dieses Reliquiar und geben Sie es meinem Bruder, dem Patriarchen Bartholomäus.“

Da hilft auch der nachgeschobene Satz nichts mehr: „Dieses Geschenk stammt nicht von mir, es ist ein Geschenk Gottes.“ Im Gegenteil, der macht alles noch schlimmer. Hier verwechselt einer etwas, das niemand verwechseln sollte.

Kommentar

Dieser Willkürakt von Franziskus ist nicht nur eine Sache des Stils eines Papstes, der sich selbstherrlicher gebärdet als die Potentaten der Renaissance. Das greift in Sache und Bedeutung wesentlich tiefer. Es fällt schwer, sich dem Eindruck zu widersetzen, daß Franziskus von Verachtung, ja vielleicht sogar von Haß gegen die ganze Gestalt der Kirche erfüllt ist, die sie in ihrer zweitausendjährigen Geschichte angenommen hat. Es ist ja nicht nur dieser beispiellose Akt der Distanzierung von Petrus als dem Gründer des römischen Sitzes und von seinen eigenen unmittelbaren Amtsvorgängern, die diese Reliquien in höchster Achtung hielten und darin nicht nur einen Gegenstand der Verehrung, sondern auch einen Kraftquell ihres geistlichen Lebens erblickten. Nun einfach so eingesetzt als Spielsteine in einem diplomatischen „Game of Thrones“, dessen Ziele immer undurchschaubarer erscheinen. Auch in vielem anderen, was für den Glauben der Kirche vielleicht noch wesentlicher ist als Reliquien des ersten Trägers der Schlüsselgewalt, sieht Franziskus nichts als Spielmaterial auf dem Feld seiner – allem demütigen Gehabe zum Trotz – bis über die Grenze zur Hoffart hinausgreifenden Absichten. Anscheinend sieht er sich als den von Gott selbst gesandten Propheten mit dem Auftrag, das zu richten, was bei der ersten Gründung der Kirche fehlgegangen ist.

Mit der Veruntreuung dieses Satzes von gleich NEUN Reliquien – wäre nicht EIN Teil schon genug gewesen für eine Geste, die selbst die Eitelkeit eines Medici hätte befriedigen können? – entwertet Franziskus das, was er als hochherziges Geschenk hinzustellen beliebt: Wie sollte das, was ER nicht braucht und worauf ER leichten Herzens verzichten kann, dem Patriarchat von Konstantinopel zum Schmuck und zur Ehre gereichen? Was ist Petrus noch wert, wenn Rom ihn verschleudert? Und dabei sind noch gar nicht die anderen möglichen Implikationen dieses Aktes bedacht. Konstantinopel und sein Patriarchat sind heute in vielem nur noch eine Fiktion, eine Erinnerung an frühere Zeiten. Politisch und administrativ im Würgegriff eines wie seit Eroberung der Stadt aggressiven Islam, kirchenpolitisch wieder einmal in heftiger Fehde mit anderen, zumindest an Macht und Mitgliederzahl weitaus bedeutenderen Nationalkirchen des Ostens. Angesichts des Fehlens jeglicher Vorbereitung der ebenso unbedachten wie selbstherrlichen Aktion des argentinischen Jesuiten wäre es noch nicht einmal eine Überraschung, wenn Erdogans Zoll dem Boten, dem die Gabe so unzeremoniell ins Gepäck gesteckt wurde, erst mal wegen unangemelder Einfuhr von Leichenteilen die größten Schwierigkeiten bereiten wollten. Raub, Entehrung und Vernichtung von christlichen Reliquien durch islamische Machthaber haben eine über 1000-jährige Tradition.

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