Re-Import aus Afrika
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- 02. Dezember 2019
„An diesem 1. Adventssonntag hat Papst Franziskus mit der kongolesischen Gemeinde in Rom einen Gottesdienst im sogenannten „Zairischen Messritus“ gefeiert“. So wird es von Vatican News gemeldet und von zahllosen Webseiten, darunter auch schon Wikipedia wiederholt – und so ist es allem Anschein nach eine Falschmeldung, wie sie im Bilderbuch steht.
Und das ist durchaus erfreulich: Das 1988 von Rom approbierte Messbuch für die Diözesen von Zaire enthält einen Ritus mit höchst problematischen Elementen (unter anderem traditioneller Ahnenverehrung und Häuptlingsrollen), die immer wieder den Widerspruch katholischer Theologen herausgefordert haben: Es ist durchaus strittig, ob in diesem Missale der katholische Glaube in ein afrikanisches Gewand „inkulturiert“ - oder durch die Überwucherung mit heidnischen Elementen zur Unkenntlichkeit entstellt wurde. Inwieweit dieser „zairische Messritus“ gegenwärtig überhaupt irgendwo, so, wie er im Buche steht, praktiziert wird, war bei einer ersten Recherche nicht zu ermitteln.
Die – wegen diverser Sprachhürden für uns freilich nur bedingt aussagekräftige – Videoaufzeichnung vermittelte eher das Bild einer folklore-mäßig aufgepeppten Messfeier, wie sie auch anderswo im Rahmen der Flexibilität des Novus Ordo gefeiert werden könnte. Kostümierung und Prozessions-Dramaturgie, das haben wir bereits unter Marini I. gelernt, sind je nach den lokalen Vorlieben gestaltbar, und Gloria oder Credo kann man auch in Idar-Oberstein durch „ein anderes geeignetes Lied“ ersetzen.
Den wenig respektvollen Begriff „aufgepeppt“ sollte man übrigens nicht allzu wörtlich verstehen: die afrikanischen Gesänge und die Art ihres Vortrages in Rom entsprachen eher dem Bild, das sich seinerzeit Willy Moll aus Stommeln von afrikanischen Gesängen gemacht hat. In afrika-afrikanischen Gottesdiensten, hier zu Weihnachten in St. Alphonse Matete in Kinshasa geht es da schon etwas peppiger zu – neben der Musik haben uns besonders die Zeremonialspeere beeindruckt, die dort wohl etwa zur gleichen Zeit in die Liturgie eingeführt wurden, wie im Petersdom die Flabella verschwanden.
Die Liturgie von Kinshasa ist von hier aus nicht zu be- oder gar zu verurteilen. Der Versuch, einzelne Elemente davon in den Petersdom zu re-inkulturieren, kann jedoch nur Kopfschütteln auslösen: Hier wird ein Mischmasch präsentiert, der sich bestenfalls als Demonstration von Weltoffenheit und Willkommens„kultur“ interpretieren läßt. Von wirklicher Kultur bleibt dabei aus beiden Traditionen nicht mehr viel übrig, und von Gottesdienst?