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Die 42. Woche

Bild: WikimediaAus der Welt der Tradition – oder sollte man eher sagen: aus dem kleinen lateinischen Dorf am Ende der Welt – gibt es in dieser Woche nicht viel zu berichten. Und das ist angesichts der Meldungen aus der großen ökumenischen Welt vielleicht auch gut so. Wir leben in großen Zeiten. Im vormals bayrischen Garmisch-Partenkirchen ließ das Lehrpersonal die Schüler der 4. Klasse für einen „ökumenischen“ Gottesdienst das mohammedanische Glaubensbekentnis einüben und aufsagen, arabisch und in Ortssprache. Wie herzerwärmend.

Zwei Leuchten Hell-Deutschlands, die Herren Bedford-Strohm und Marx, haben ihre vorgezogenen Flitterwochen im Heiligen Land verbracht. Sie waren wahrlich ein Herz und eine Seele – wie lieb. Und die Luther-Statue, die schon vorletzte Woche im Vatikan aufgestellt war, bestand, wie wir erst letzte Woche erfuhren, aus Schokolade. Damit findet sie ihr verdientes Ende wohl eher in einem römischen Waisenhaus als in einem vatikanischen Museum – wie süß.

Apropos Museum. Seit einigen Tagen steht die unbewohnte Papstwohnung in der früheren Sommerresidenz Castel Gandolfo für touristische Besucher  offen. Nun kann man also die letzten Geheimnisse des Vatikans – gegen fürstliches Eintrittsgeld – besichtigen, Schreibtisch und Bett des letzten dort residierenden Papstes, also des Vorgängers des jetzigen, inklusive. Kein Stuhl wurde verrückt, so heißt es.

Angesicht des Umstandes, daß dieser Vorgänger noch unter den Lebenden weilt, erscheint uns diese Veranstaltung als eine etwas zweifelhafte, um nicht zu sagen pietätlose, Geste. So geht es eigentlich eher bei siegreichen Revolutionären zu, die damit andeuten, daß das gestürzte Vorgängerregime nun endgültig dort angekommen sei, wo es hingehöre: Im Museum.

Der ebenso süße, wie vergängliche Luther legt freilich noch eine andere Lesart nahe. Irgend jemand in Rom scheint es darauf angelegt zu haben, zu signalisieren, daß nichts, was heute mit großem Aplomb umgekehrt wird, nicht schon übermorgen wiederum umgekehrt werden könnte.  

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