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Kein Raum für die Lehre

Die Unklarheiten und Widersprüchlichkeiten um das nachsynodale Schreiben Amoris laetitia entwickeln sich immer mehr zur Zerreisprobe für die Einheit der Kirche. Vier hohe Würdenträger – es handelt sich dabei bezeichnenderweise um die drei Kardinäle Brandmüller, Caffara und Meissner, die schon weit über die Altersgrenze hinaus sind, und um Kardinal Burke, der bereits alle wichtigen Funktionen verloren hat – haben sich am 18. September an den Papst gewandt, und um Beantwortung ihrer sehr präzise formulierten und begründeten Zweifel gebeten. Es ist das die zweite Bitte einer Gruppe von Prälaten um Klärung aktueller Zweifel zur Verbindlichkeit der durch den Synodenverlauf vielfach in Frage gestelltenEhelehre – die erste war das Schreiben von 13 Kardinälen – darunter auch der Präfekt der Glaubenskongregation Müller – vom Oktober 2015. Nachdem die Vier nach mehr als 8 Wochen immer noch keine Antwort aus dem päpstlichen Palast von Santa Marta erhalten haben, sind sie mit ihren Fragen jetzt an die Öffentlichkeit gegangen – auf deutsch dokumentiert heute auf kath.net, auf italienisch und englisch bei Sandro Magister. Die internationale Diskussion des theologisch außerordentlich präzise formulierten Dokuments und des Stellenwerts der ausbleibenden Antwort hat begonnen.

Hinsichtlich des ersten raten wir zur Lektüre des Schreibens – es ist ein Lehrbuchbeispiel für eine saubere theologische Argumentation, die gleichzeitig an keiner Stelle die nötige Zurückhaltung von vorschnellem Urteil und die dem Mann auf dem Stuhle Petri geschuldete Achtung vermissen läßt.

Was das zweite betrifft, so raten wir ebenfalls zu Zurückhaltung. Die Arbeitsbelastung des Papstes und der ihm zuarbeitenden Stäbe der Kurie und des Presseamtes ist enorm. Erst heute hat er eine Stunde lang die in Rom weilende deutsche Fußballmannschaft empfangen und, wie anschließend zu erfahren war, dort einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Am vergangenen Freitag war er über zwei Stunden lang mit einer Gruppe von sieben ehemaligen Priestern der Diözese Rom und ihren Frauen und Kindern zusammengetroffen, um zu verdeutlichen, daß niemand ohne „die Liebe und die Solidarität der Hirten“ bleiben dürfe  so die anschließend veröffentlichte Presseerklärung. Am Vormittag hatte er sich auf einer Audienz für 4000 nach Rom gebrachten Obdachlosen und psychisch Kranken dafür entschuldigt, daß die Kirche ihre Not bisher übersehen habe. In der Vorwoche waren etwa 1000 Strafgefangene samt den zugehörigen Gefängniswärtern an der Reihe gewesen, den Ausdruck der Liebe und Fürsorglichkeit des Papstes entgegenzunehmen.

Es leuchtet ein, daß bei einem solchen Arbeitspensum für theologische Fragen kein Raum bleibt  zumal deren lehrgemäße Beantwortung bei weitem keinen so guten Eindruck hinterlassen dürfte wie die Zurschaustellung von Barmherzigkeit nach dem Herzen Bergoglios.

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