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Vergebliche Klarstellung?

Bild: Bistum RegensburgEigentlich hätte man nach der heute bekanntgewordenen Stellungnahme von Kardinal Müller zu den Zweifeln über Amoris Lætitia erleichtert aufatmen können: Müller macht glasklar, daß auch der Papst die überlieferte Lehre der Kirche nicht geändert hat und auch nicht ändern kann.

Wenn nur nicht am gleichen Tag die ‚katholischen‘ deutschen Bischöfe eine Erklärung veröffentlicht hätten, in der sie teilweise wörtlich und direkt das Gegenteil von dem behaupten, was Müller gesagt hatte.

Nur ein Beispiel dazu. Originalton Müller:

(Man) kann man nicht sagen, dass es Umstände gibt, aufgrund derer ein Ehebruch keine Todsünde bildet. Für die katholische Lehre ist das gleichzeitige Bestehen von Todsünde und rechtfertigender Gnade unmöglich. Um diesen absurden Widerspruch zu überwinden, hat Christus für die Gläubigen das Sakrament der Buße und Versöhnung mit Gott und mit der Kirche eingesetzt.

Demgegenüber behaupten die deutschen Bischöfe – anscheinend in ihrer durch Überredung und Druck zusammengehaltenen Gesamtheit:

Amoris laetitia bleibt aber ... nicht beim kategorischen und irreversiblen Ausschluss von den Sakramenten stehen. Die Anmerkung 336 (zu AL Nr. 300) macht deutlich, dass die Unterscheidung, die „erkennen kann, dass in einer besonderen Situation keine schwere Schuld vorliegt“, zu differenzierten Konsequenzen auch auf dem Gebiet der Sakramentenordnung führen müsste. Anmerkung 351 (zu AL Nr. 305) weist zudem darauf hin, dass man auch in einer Situation, die objektiv irregulär, subjektiv, aber nicht oder zumindest nicht völlig schuldhaft ist, „in der Gnade Gottes leben kann, dass man lieben kann und dass man auch im Leben der Gnade und der Liebe wachsen kann“ (AL Nr. 305).

Das läßt sich selbst dann nicht miteinander vereinbaren, wenn man, nachdem die voluntaristische Denkweise der Postmoderne mit gebührender Verspätung auch in der Kiche angekommen ist, mit dem Jesuiten Spadaro glauben will, daß in der Theologie 2 + 2 auch einmal 5 sein könne.

Als ob er den Widerspruch aus dem Land der Reformation vorausgesehen hätte – eine große Kristallkugel war dazu freilich kaum nötig – führte Kardinal Müller in seinem Interview aus, daß er keinesfalls als Privatbischof spreche, sondern als der berufene und bevollmächtigte Sprecher des kirchlichen Lehramtes. Den Bischöfen nicht nur in Deutschland gab er die Ermahnung mit:

… es ist nicht korrekt, dass viele Bischöfe „Amoris laetitia“ entsprechend ihrer eigenen Weise, die Lehre des Papstes zu verstehen, interpretieren. Das ist nicht auf der Linie der katholischen Lehre. … Der Bischof als Lehrer des Wortes muss als erster gut ausgebildet sein, um nicht der Gefahr zu verfallen, dass ein Blinder andere Blinde bei der Hand führt.

Das sind klare und harte Worte, wie man sie schon lange nicht mehr gehört hat.

Nur an einer Stelle mach der Kardinal eine diplomatische Verbeugung vor dem Papst, der mit seiner Enzyklika die schon länger grassierende Verwirrung erst auf die Spitze getrieben hatte, indem er behauptet:

Nicht „Amoris lætitia“ hat eine verwirrte Interpretation provoziert, sondern einige verwirrte Interpreten des Schreibens.

Soviel Diplomatie muß wohl sein – darüber sollte man nicht rechten.

Wäre nicht am gleichen Tag wie die Klarstellung des Präfekten der Glaubenskongregation die dem entgegenlaufende Erklärung der deutschkatholischen Bischöfe erschienen, hätte man den Konflikt um Amoris Lætitia vielleicht als entschärft betrachten können – auch ohne daß der Papst persönlich Stellung zu den dubia genommen hätte. Solche Klarstellungen im Namen des Lehramtes vorzunehmen ist schließlich eine zentrale Aufgabe dieser Kongregation.

Jetzt, wo der Widerspruch zur überlieferten Lehre in der klarst möglichen Form ausformuliert und ausgesprochen ist, sieht das anders aus. Wer ist denn nun der wahre Papst? Der, den die deutschen Bischöfe mit peniblen Anmerkungen aus seinen Fußnoten zitieren – oder der, dem Kardinal Müller Geltung zu verschaffen sucht? Nur eine eindeutge Aussage des Inhabers der Schlüsselgewalt selbst – oder eine ebenso eindeutige Handlung – kann jetzt noch Klarheit schaffen.

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