Priester für die Kirche Christi
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- 08. Juni 2019
Zuerst die guten Nachrichten: wieder sind aus den Gemeinschaften des alten Ritus erfreuliche Zahlen zu Mitgliederentwicklung und Priesterweihen zu melden. Am 29. Juni wird der emeritierte Kurienerzbischof Francois Bacqué 6 Seminaristen des Instituts Bon Pasteur die Priester- bzw. Diakonenweihe erteilen. Ebenfalls aus diesem Institut wird gemeldet, daß dort bereits am 25. März zum ersten Mal drei Novizinnen des neu errichteten weiblichen Zweigs ihre feierlichen Gelübde abgelegt haben. Sie werden die Priester des Instituts künftig durch das Leben im Gebet, aber auch durch praktische Mitarbeit in ihrem Apostolat unterstützen.
Beim Institut Christus König und Hoher Priester erteilte Kardinal Burke bereits im Januar 5 Seminaristen die niederen Weihen, am 4. Juli sollen zwei Priesterweihen folgen. 17. Neueintritt in diesem Jahr für das Seminar in Gricigliano lassen für die Zukunft einen Anstieg der Weihezahlen erwarten. Bei der nordamerikanischen Petrusbruderschaft konnte am 24. Mai Bischof Fabnian Bruskewitz 4 Seminaristen die Priesterweihe erteilen; für Europa gab es eine Weihe von sieben Diakonen am 25. Mai, und für den 29. Juni steht die Priesterweihe von sechs bisherigen Diakonen in Heimenkirch bei Wigratzbad auf dem Plan.
Eine Woche vorher, am 21. Juni, weiht die Piusbruderschaft in ihrem vor kurzem eröffneten St. Thomas Aquinas-Seminar fünf neue Priester. Im europäischen Seminar zum Heiligsten Herzen Jesu in Zaitzkofen warten zwei Diakone auf die Weihe amgleichen Tag. Beide Gemeinschaften haben normalerweise zwei Weihetermine pro Jahr – bis zum Ende dieses Jahres wird sich die Zahl der Neuordinationen somit noch einmal in etwa verdoppeln. Dazu kommen noch Priesterweihen in weiteren Seminaren der Piusbruderschaft in Australien, Brasilien und der Schweiz. Auch in kleineren Gruppierungen der Tradition, die in voller Gemeinschaft mit Rom stehen, sind für diesen Sommer Priesterweihen geplant, die hier nicht im Einzelnen aufgeführt werden sollen.
Die größeren Gemeinschaften der Tradition haben in den vergangenen Jahren ihre Seminare baulich erweitert und im Lehrbetrieb konsolidiert. Das europäische Seminar der Petrusbruderschaft in Wigratzbad bietet nach dem Umbau Plätze für 90 Seminaristen und ist derzeit praktisch ausgebucht. In Gricigliano gibt es 70 Plätze, in den anderen Seminaren der Tradition sieht es ähnlich erfreulich aus.
Solche Zahlen werden gerne zum Anlaß für Vergleiche mit der Entwicklung im Diözesanklerus genommen, die von ununterbrochenem Rückgang und der ständigen Schließung bzw. Zusammenlegung von Seminaren gekennzeichnet ist. Beim Anfang dieses Monats in Fulda veranstalteten Seminaristentag der deutschen Diözesen kamen gerade einmal 330 junge Männer zusammen – das deutet daraufhin, daß die Zahl von derzeit 60-70 Priesterweihen im Jahr für ganz Deutschland in Zukunft eher noch abnehmen wird.
So optimistisch solche Vergleiche auch auf den ersten Blick stimmen mögen, so lenken sie doch den Blick in eine falsche Richtung. Zum einen, weil die realistische Würdigung der Zahlenverhältnisse, wie sie Rorate Cæli kürzlich in einem „Reality Check“ vorgenommen hat, keinen Grund zum Übermut bietet. Dann aber auch jenseits aller Statistik aus inhaltlichen Gründen: Die nachwachsende Priesterschaft im Diözesanklerus (und bei den Orden sieht es meist noch trauriger aus) erscheint tief gespalten. Auf der einen Seite nimmt insbesondere in den angelsächsischen Ländern der Anteil derer zu, die sich um eine Rückbindung an die Tradition bemühen, in der Lehre ebenso wie in der Liturgie. Über jeden davon können sich auch die „Full-Time-Tradis“ nur freuen, weil ja unverkennbar ist, daß das Hochhalten des Banners der Tradition allein unter den gegenwärtigen gesellschaftlichen Bedingungen nicht reicht, mehr als den berühmten „kleinen Rest“ unter diesem Banner zu versammeln. Es müssen auch neue Zugänge der Vermittlung des Evangeliums gesucht werden – ohne dafür mit der Tradition zu brechen, wie der Modernismus das praktiziert.
Auf der anderen Seite deuten aber auch immer mehr Indizien darauf hin, daß Bischöfe Männern die Priesterweihe erteilen, die sich ihrerseits mehr oder weniger vollständig von der Tradition „emanzipiert“ haben, soll heißen: Die nicht mehr katholisch sind. Der Bruch besteht also nicht mehr oder nicht mehr in erster Linie entlang der Scheidelinie Novus Ordo – Vetus Ordo, sondern er verlagert sich in den Raum des Gebildes, das einstmal die eine heilige katholische Kirche war. Der aktuelle Streit innerhalb des Episkopats um „Frauenweihe“ und „Pflichtzölibat“ gibt einen Vorgeschmack von dem, was da auf uns zukommt. Der dadurch gekennzeichneten Realität ist allein mit Statistiken „Neue Messe – Überlieferter Ritus“ nicht mehr beizukommen.