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Eine katholische Woche, #51

Bild: Wikimedia„Warum es auf Juist keinen Klerikalismus gibt“ - das haben wir uns auch schon seit längerem gefragt und dann vermutet, daß das daher kommt, daß es dort keine Kleriker gibt. Und Bingo! - das ist genau richtig, erfahren wir auf – na wo? nochmal Bingo! Katholisch.de. „Schwester Michaela Wachendorfer ... leitet als Frau die Kirchengemeinde und ist Kirchenvorstandsvorsitzende. Und das schon seit fast zehn Jahren.“ Von Gottesdienst und Messen in ihrem Verantwortungsbereich spricht sie, ganz ohne ins Detail zu gehen, wer da was tut – sie sieht sich jeder Aufgabe gewachsen. Hier haben Klerikalismus und Diskriminierung keinen Platz. Na also – geht doch. Einfach Frauen in die Pfarrhäuser (nein, nicht so, sondern so), und schon ist alles in Butter. Funktioniert doch in der Politik auch prächtig, wie uns Merkel und May gezeigt haben.

Juist für den Sonntag war also ein guter Wochenanfang – und am Montag den 17. kommt es noch besser. Der Liturgerallala-Professer Stuflesser aus Würzburg teilt als Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie mit: „Mehr als die Hälfte der von uns befragten liturgischen Akteure nimmt regelmäßig Veränderungen der Liturgie vor, um gottesdienstliche Feiern "passend" zu machen – für sich selbst und ihre Gemeinden.“ Überraschung! Im Übrigen belehrt er uns, man dürfe bei „Normabweichungen“, die überdiese stets ihre Gründe hätten, keinesfalls von „Liturgischen Mißbräuchen“ sprechen, „denn spätestens seit der Frage des sexuellen Missbrauchs in der Kirche ist das Wort viel zu stark und negativ konnotiert. Da bewegen wir uns hier ja in einer ganz anderen Kategorie.“ Das finden wir aber auch.

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Am Dienstag erfuhren wir dann auf dem Umweg über Uwe Lays „Nachtgedanken“, daß sich nun auch der Berliner Bischof Koch per „Orientierungshilfe“ in den Chor derer eingereiht hat, die die Spendung der Eucharistie weder von Kirchenzugehörigkeit noch „Gnadenstand“ (ein vorkonziliarer Begriff, den Koch selbstverständlich nicht verwendet) abhängig machen wollen – die Gewissentsentscheidung des zum Kommunionempfang Angetretenen sei in jedem Fall zu respektieren. Diesen Respekt verordnet Koch als Diözesanbischof auch seinen Priestern: „Keinesfalls aber ist es uns und Ihnen als Spender der Sakramente erlaubt, das Gewissensurteil der Gläubigen beiseite zu schieben und durch ein eigenes zu ersetzen.“ So bekämpft man ganz klerikalistisch den Klerikalismus – und was sind schon Mißbräuche, wo es nur um den eucharistischen Leib des Herrn geht.

Außerdem ist an diesem Dienstag der Minutenzeiger der Domuhr von Xanten (Bistum Münster, Bischof Genn) abgestürzt – es geschehen noch Zeichen und Wunder.

Der Mittwoch bringt die gute Nachricht, daß der Vatikan endlich eine uns seit langem beunruhigende Frage beantwortet hat: Er hat „Leitlinien“ zur Umnutzung nicht mehr gebrauchter Kirchengebäude veröffentlicht. Sie sollen nicht zu Restaurants oder Nachtklubs werden – wenigstens nach Möglichkeit nicht, denn bindend ist das alles nicht, wie uns Fabrizio Capanni vom Vatikanischen Kulturrat wissen läßt: „Die letzte Verantwortung über den Verbleib der Kultusgebäude obliegt dem Bischof.“ (Quelle)

Nach seiner Unverbindlichkeit fällt an dem Dokument auf, daß es großes Gewicht darauf legt, Kirchen und Altäre als Objekte des kulturellen Erbes zu betrachten und die zu dessen Bewahrung erlassenen staatlichen Vorschriften einzuhalten. Pfiffige Diözesankämmerer werden also erwägen, eine etwa noch verbliebene kulturell wertvolle Möblierung überschüssiger Kirchengebäude zunächst durch eine grundlegende „Neugestaltung entsprechend den liturgischen Anforderungen DES KONZILS“ abzuräumen (da kann der Denkmalschutz nicht reinreden) bevor sie den dann entkulturierten Bau zur Nachnutzung an die Moscheengemeinde veräußern (Beispiel Ignatiuskirche Amsterdam). Wenigstens kein Nachtklub.

Und noch mehr vom Mittwoch den 19., da uns am Donnerstag nichts passendes über den Bildschirm gekommen ist: In der New York Times, in unverbesserlich katholischen Kreisen gelegentlich auch als „Hells Bible“ angesprochen, darf wieder mal ein Philosophieprofessor (die haben fast so hohen Unterhaltungswert wie die Liturgologen) erwägend, ob die Menschheit angesichts des ungeheuren Leides, das sie über Natur und die Tiere bringt, nicht besser aussterben sollte. Und die neukatholische Theologin Marie-Jo Thiel aus Straßburg, neuernanntes Mitglied der unlängst auf Parteilinie gebrachten „Päpstlichen Akademie für das Leben“ hat auch eine Idee, wie man dem Ziel näher kommen könnte: Da die traditionelle Sexuallehre der Kirche sich als kompletter Fehlschlag erwiesen habe, solle man die von Amoris Laetitia erschlossenen Freiräume nutzen und zu einer positiveren Neubewertung von Homosexualität und Empfängnisverhütung kommen. (Quelle).

So schaut es aus um die (vom aktuellen Amtsinhaber zeitgemäß erneuerte) päpstliche Akademie, die 1994 von St. Johannes Paul II. begründet worden ist, um die Kirche im Kampf gegen die vom Woytila-Papst diagnostizierte „Kultur des Todes“ zu unterstützen. So bewahrt die Reihe der Päpste bruchlos das der Kirche von Ihrem Gründer anvertraute Glaubenserbe - will man uns weismachen.

Womit wir dann schon beim Freitag den 21. wären, dem Tag, an dem in diesem Jahr der ganze Vatikan auf die gefürchtete Weihnachtsansprache Seiner Heiligkeit gewartet hat. Das Ergebnis ist auf Deutsch nachzulesen hier. Wenn jemand unbedingt wissen will, ob der Festredner mit dem im zweiten Teil seiner Ansprache mehrfach angesprochenen „großen Ankläger‘“ und den „Judassen, die für 30 Silberlinge die Kirche verraten“ etwa Erzbischof Viganó gemein haben könnte, der kann sich die entsprechenden Spekulationen gerne auf Lifesite-News zu Gemüte führen. Unsere Meinung? - wer wären wir, um zu urteilen.

Was war sonst noch in dieser Woche? Kardinal Marx fordert mehr „Gewaltenteilung“ in der Kirche  – klar, ohne dem ist eine Demokratie nicht zu haben. Wird von Rom aus demnächst sicher par ordre du mufti eingeführt.

Außerdem: Die katholische Kirche sieht die Ergebnisse des Klimagipfels von Kattowitz als unzureichend an, weil darin die Menschenrechte der am stärksten Betroffenen nicht ausreichend berücksichtigt sind. Ja sollen sie denn nun aussterben, oder nicht?

Auch unsere Lieblingswebsite mag sich in dieser Sache nicht recht entscheiden und veröffentlicht unter der Überschrift „Wie kann ich umweltfreundlich Weihnachten feiern“ guten Rat, um den Untergang des Planeten noch ein wenig hinauszuschieben. Im Mittelpunkt des gefühlt längsten Artikels, den wir seit langem auf katholisch.de gelesen haben: Geschenkideen wie bunte Mäppchen aus gebrauchten Plastiktüten, zu Windlichtern „upgecyclete“ Majonaise-Gläser und das zu verschenkende Buch statt in Papier einfach in den mitgeschenkten Pullover einwickeln.

Das ist sie: Die Weihnachtsbotschaft 2018.

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