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Katholiken diskutieren das Schisma

Nichts kann die Lage der Kirche im 50. Jahr nach dem Konzil besser beschreiben als die bloße Mitteilung der Tatsache, daß das alles in allem doch recht brave Internetportal kath.net sich veranlasst sieht, das Thema „Schisma“ zu diskutieren. Nachdem der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Müller, das bisher unaussprechbare Wort kürzlich offen ausgesproche hat, sind die Schleusen nicht mehr zu schließen. Das gläubige (und auch das weniger gläubige) Kirchenvolk ist zutiefst verunsichert.

Und so bekam der emeritierte Pastoraltheologe Hubert Windisch am 5. Oktober die Möglichkeit, in einem langen Beitrag die Frage "Kann ein Schisma sinnvoll sein?" zu erörtern. Genauer gesagt ging er sogar noch über diese Fragestellung hinaus und stellte sich die Frage, ob eine Spaltung möglich und nötig sein könne. Beides glaubt er - wenn auch mit diversen Kautelen - bejahen zu müssen: 

Die katholische Kirche (ist keine) Zuckerguss, unter dem sich allerlei und vielerlei tummeln kann. Das Wort Jesu aus der Bergpredigt (vgl. Matthäus 5,29-30), lieber ein Auge auszureißen oder eine Hand abzuhauen als mit dem ganzen Leib in die Hölle geworfen zu werden, gilt auch für die Kirche als den Leib Christi.“

Eine alternative Lesart, die freilich in erster Linie den von Windisch in keiner Weise ins Spiel gebrachten Papst ins Zentrum rückte, formulierte gleich am folgenden Tag der Nachwuchswissenschaftler (Kirchenrecht) Simon Löschke von der Universität Freiburg. Kernsatz:

Wer sich weigert, die Autorität des Papstes anzuerkennen, ist Schismatiker. Weicht der Papst von der Lehre in ungebührlicher Form ab, wäre er Häretiker. Unser Kirchenrecht sieht diesen Fall nicht vor.“

Wir leben wahrhaft in spannenden Zeiten. Der Aufruf „hagan lio!“ erweist sich als selbsterfüllende Prophezeiung.

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