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Die 36. Woche

Bild: New Liturgical MovementBeginnen wir wieder mit der heißen Luft: Während letzte Woche zu vermelden war, daß die Bundestagsparteien das Zentralkomitee ddK in Sachen Abschaffung des Zölibats unterstützten, unterstützte diese Woche besagtes der Generalsekretär dieses ZKs die angeblich alternativlose Flüchtlingspolitik der Bundestagsparteien – eine Hand wäscht die andere, und beide bleiben schmutzig. Da helfen auch nicht die Reinwaschungsversuche, mit denen sich die deutsche Kirchensteuerorganisation gegen den Vorwurf von Seiten Josef Ratzingers wehrt, sie habe ein gewerkschaftliches Selbstverständnis entwickelt: Die besoldeten Funktionär*innen der unteren Ränge fordern von denen der oberen Ränge mehr Mitbestimmung und Teilhabe an Leitung und Repräsentation des Unternehmens – das ist nun mal die ganze Theologie.

Substanzieller ist da schon der jetzt in vollem Umfang an die Öffentlichkeit gekommene Appell namhafter Theologen an die Kardinäle, den Papst um „Klärung offener Fragen“ hinsichtlich seiner Enzyklika „Amoris laetitia“ zu bitten. Man muß wohl schon weit in die Kirchengeschichte zurückgehen, um eine zweite, im Ton so verbindliche, in der Sache aber vernichtende Kritik an einer päpstlichen Privattheologie zu finden. Und dabei hilft die ganze Appeasement-Politik vor dem Ansturm des hypersexualisierten Zeitgeistes nicht im Geringsten. Die Forderung nach bedingungsloser Anerkennung des Götzen LGXXXBT ist Keule und Schwert für die nächste Christenverfolgung, die, wie der amerikanische Evangelikale Albert Mohler hier eindrucksvoll darlegt. Es geht darum Christen zunehmend nicht nur aus dem Raum bürgerlicher Öffentlichkeit zu verdrängen, sondern auch ihre wirtschaftliche Existenz zu vernichten, um die Kapitulation zu erzwingen.

Darin liefert sich die auf genuin westlichem Boden entstandene LGXXXBT-Ideologie freilich einen Wettlauf mit dem seit seinen frühesten Ursprüngen zur Vernichtung des Glaubens angetretenen Islam. Die zunehmenden Brandstiftungen, Vandalenakte und Plünderungen in Kirchen sind selbstverständlich Einzelfälle, die mit nichts zu tun haben. Dabei soll es alleine in Nordrhein-Westfalen in den letzten drei Jahren über 3000 solcher Einzelfälle gegeben haben, von denen man freilich in funktionärskirchlichen Verlautbarungen wenig erfährt.

Und nun zu erfreulicheren Dingen. In Zagreb wurde am 9. September zum ersten Mal seit 50 Jahren eine „glagolitische Messe“ gefeiert – das ist eine Messe im überlieferten Usus der lateinischen Kirche, aber in altslavischer Kirchensprache. In Teilen des Balkans war diese Liturgie, entstanden aus der Begegnung mit der ebenfalls altslavisch orientierten Orthodoxie, noch bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts weitvebreitet. Nach der Liturgiereform ist sie praktisch völlig verschwunden.
Erfreulich auch die Nachricht aus den USA, daß neben Bischof Conley von Lincoln, der schon seit 2 Jahren im Advent die hl. Messe nach dem Novus Ordo „ad orientem“ gefeiert hat, nun auch Bischof Morlino von Madison ab Herbst in seiner Bischofskirche „zum Herrn hin“ zelebrieren will. Die von „Experten“ am Schreibtisch ausgedachte Liturgie des Novus Ordo hat viele Schwächen – die von keinem Konzisldokument und auch nicht vom Missale (wohl aber vom Beispiel Pauls VI.) vorgegebene Zelebration „ad Populum“ ist vielleicht die verhängnisvollste davon. Sie signalisiert am deutlichsten die Tendenz zur Abwendung von der jenseitigen Welt und den selbstzufriedenen Zirkelschluss der Gemeinde, die sich selbst feiert. In einer Feier, von der dann auch weder die vielberufenen „wiederverheirateten Geschiedenen“ als Kommunikantern noch die nichtberufenen Frauen als Zelebranten ausgeschlossen sein wollen.

Ein wichtiges Thema der vergangenen Woche, hier am Mittwoch ebenfalls angesprochen, sind die Beziehungen zwischen der Piusbruderschaft und dem Vatikan, ein Thema, dessen Wahrnehmung nicht gerade dadurch erleichtert wird, daß es unserer Kenntnis nach keinerlei offizielle Äußerungen zur Sache gibt. Nur das Video mit der Ansprache des Bischofs. Daher nur zwei Beobachtungen zum Umfeld. Auf mehreren amerikanischen Blogs, die bestenfalls zum weiteren Sympathisantenkreis der Bruderschaft gerechnet werden können, werden die Vorgänge mit großer Skepsis wenn nicht mit massiver Ablehnung kommentiert. Das Mißtrauen gegenüber Franziskus, das dessen „Lehramt aus dem Flugzeug“ oder durch den Mund sozialistischer Politiker hervorgerufen hat, ist inzwischen so tief, daß allein der Umstand, daß die Initiative in dieser Sache anscheinend vom Papst ausgeht, dazu führt, jede Bewegung auf Rom zu prinzipiell abzulehnen: Das könne nur eine Falle sein.

Zweite Beobachtung, die vermuten läßt, daß vielleicht mehr an der Sache ist, als an der Oberfläche sichtbar, ist die Tatsache, daß katholisch.de wenige Tage nach dem ersten Kommentar, der Anlaß zu unserer Betrachtung gab, einen zweiten nachschob. Und während der erste recht unterkühlt sachlich daherkam, zieht der zweite alle Register. Verfasser ist Christoph Strack, im Hauptberuf stellvertretender Leiter des Hauptstadtstudios der Deutschen Welle und somit – ebenso wie ZK-Sekretär und CDU-Landtagsabgeordneter Sternberg – ein Musterbeispiel aus dem politisch-katholischen Komplex in Deutschland. Klar, der „Holocaust-Leugner“ Williamson darf da nicht fehlen, auch nicht ein darüber hinaus gehender allgemeiner Antisemtismus Vorwurf, das Einklagen eines vorbehaltlosen Bekenntnisses zu "dem" Konzil und die Anklage angeblicher Feindschaft zum Papst. Alles drin also – die Herrschaften sind anscheinend beunruhigt.

Fangen Sie die Woche gut an - besser, als wir die alte hier abschließen können.

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