Motu Proprio: Summorum Pontificum

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Zusatzinfo

Westminster-Cathedral, England

Amtseinführung von Erzbischof Nichols

22. 5. 2009

Fr. Anthony Symondson, SJ

Am 21. 5. 2009 wurde der neue Erzbischof von Westminster, Vincent Nichols, in sein Amt eingeführt. TNLM begleitete das Ereignis mit mehreren Bilderserien. Aus der Combox zu dieser Bilderserie haben wir eine lesenswerte Beschreibung der Zeremonie von Fr. Anthony Symondson SJ übersetzt, der bei den Installationsfeierlichkeiten in London anwesend war.

Die Amtseinführung von Erzbischof Vincent Nichols war großartig und perfekt organisiert. Es gab keinen einzigen falschen Ton. Ich konnte mit dabei sein – zusammen mit vier Kardinälen, zahlreichen Bischöfen und Hunderten Priestern aus London, Birmingham (der früheren Diözese Nichols‘) und anderswoher, insgesamt 2000 Menschen. Es war ein in vielerlei Hinsicht triumphales Ereignis und ein großer Tag für die Kirche in England.

Erzbischof Nichols am Hauptalter von Westminster „ad populum“

Die Kathedrale war durch intensive Reinigungsarbeiten, Anpassungen und Rückbauten wie verwandelt. Der Marmor glänzte. Der transportable Volksaltar, der in den frühen 80er Jahren für den Besuch Papst Johannes Pauls II. eingerichtet worden war, war entfernt und der Hochaltar wieder seiner eigentlichen Verwendung zugeführt worden. Zwischen ihm und der Mauer, die den Chorraum abtrennt, ist gerade genug Platz, um die Messe ad populum zu zelebrieren, und wie es aus dem Mittelschiff schien, auch ohne Beengung. Das Kruzifix und die sieben Leuchter standen auf der Trennmauer. Die Verwendung dieses Altars mit seinen vielen Stufen gaben der Messe Wirkung und Dramatik zurück und verankerten die liturgische Handlung im Herzen des Gebäudes. Ich hoffe, das wird in Zukunft bei allen Messen so gehandhabt.

Die Verwendung des Hauptaltars erscheint in jedem Fall besser als die des Volksaltars. Wir sind aber nicht sicher, ob der Hauptaltar so wirklich für die Zelebration ad populum geeignet ist: Der Anblick der Offizianten, die zwischen Kreuz und Leuchtern hinten und Mensa vorne agieren, erscheint doch ein wenig befremdlich. Aber vielleicht verliert auch das Dogma von der Notwendigkeit, die hl. Messe dem Volk zugewandt zu zelebrieren, in den nächsten Jahren allmählich seine Überzeugungskraft.

Kardinal Castrillon im Juni 2008 am Hauptaltar von Westminster „ad orientem“© Quaintance

Die Feier wurde fehlerfrei in voller Übereinstimmung mit den Zeremonien des römischen Ritus in der strengen Form durchgeführt, wie es in dieser Kathedrale üblich ist. Es gab keine Übertreibungen, die Altardiener bewegten sich gesammelt und würdig – und weit und breit war auch kein Zoll von Spitzendekor zu sehen. Wie schon vor dem Zweiten Vatikanum hat Westminster auch in den letzten 40 Jahren dem Zeremoniell durchgängig den höchsten Rang eingeräumt. (...) Die Rubriken wurden ebenso penibel befolgt wie in der Peterskirche zu Rom. Sie entsprachen voll und ganz dem Willen der Kirche und gaben ein Vorbild, wie der erneuerte römische Ritus gefeiert werden sollte. In dieser Form zelebriert, besteht kein Bedarf für eine Reform der Reform.

Diese Ansicht teilen wir in mehrfacher Hinsicht nicht - aber darauf ist an anderer Stelle zurückzukommen.

Die Musik war von höchster Qualität und vermied jedes Schielen auf Popularität. Zwei Antiphonen, die traditionell bei der Installation der Erzbischöfe gesungen werden, waren von James MacMillan komponiert worden, zwei Fanfaren von Colin Mawby, dem früheren Chefmusiker der Kathedrale. Vor der Messe wurden Orgelwerke von Bach und Marchand gespielt(hier der Ablauf der Zeremonie mit allen Musiktiteln). Das Gloria war aus der Messe „Tu es Petrus“ von Palestrina; das Credo wurde gregorianisch auf Latein gesungen, ebenso das Sanctus und das Benedictus. Offertorium während der Gabenbereitung war eine Motette von Gabrieli und während der Kommunion eine Motette von Colin Mawby. Zum Abschluß wurde das Tedeum antiphonal gregorianisch und nach Victoria gesungen.

Das Howard-Silber von Westminster

Die Kathedrale besitzt prächtige liturgische Geräte. Man verwandte das römische Silber von Kardinal Howard, und es war auch sein Bischofsstab, der dem neuen Erzbischof von seinem Vorgänger O‘Connor überreicht wurde. Zwei der großartigen silbernen Vortragekreuze der Kathedrale kamen zum Einsatz, dazu die aus Silber und Ebenholz gefertigten Kerzenleuchter der Akolythen.

Erstaunlicherweise wurde für die Lesungen die Kanzel wieder in Gebrauch genommen. Sie war wunderschön mit gelben und weißen Blumen in den päpstlichen Farben geschmückt, ebenso auch die aus violettem Marmor bestehende Kommunionbank um den Altarraum. Sonst gab es keine floristischen Ausbrüche – Gott sei Dank.

Während der gesamten Installationsfeier und der anschließenden hl. Messe war die Kathedrale von Sonnenlicht durchflutet, drinnen wie draußen herrschte kristallklares Licht, das von allen glänzenden Oberflächen, sei es Marmor, Silber oder Juwelen, strahlend reflektiert wurde. Das war ein überaus passendes Symbol für den allgemeinen Optimismus und guten Willen, der den Amtsantritt von Erzbischof Nichols begleitet. Als Führer der Katholischen Kirche in England übernimmt er in dieser Zeit eines aggressiven Säkularismus eine anspruchsvolle und schwierige Aufgabe, aber das war ein guter Tag der Kirche, es hätte nicht besser sein können.

Der Gesamteindruck

Die Feier war großartig und die innere Klarheit des römischen Ritus wurde in beispielhafter Form vorgeführt, so daß sie ihre Stärken sichtbar machen und als Vorbild dafür dienen konnte, wie ein Pontifikalamt gefeiert werden sollte. Darüberhinaus war es aber nicht nur eine Vorführung, sondern eine Veranstaltung mit tiefer spiritueller Bedeutung für die Kirche in England. Der Erzbischof predigte hervorragend und gab Hoffnung für die Zukunft. Vor und während der Feier herrschte Stille im Kirchenraum, und auch als der Erzbischof danach die Kathedrale verließ, gab es nur hier und da ein wenig Beifall.